Die Perlenzüchterin
überlegte er es sich anders. Besser den Krieg meiden, sagte er sich.
»Schau, da genau vor uns im Busch. Ein Emu.« Mika griff nach ihrem Fotoapparat.
»Ich halte an, dann kannst du besser fotografieren. Warte.«
Sie kurbelte ihr Fenster herunter. »Meine Eltern lieben solche Fotos«, sagte sie und sah nach, wie viele Bilder noch auf dem Film waren.
»Möchtest du ein bisschen durch den Busch spazieren? Man weiß nie, was man hier findet.«
»Hier? Da durch?« Unsicher besah sie sich das Gestrüpp.
»Na komm. Eine Fünfminutensafari.« Bobby fuhr an den Straßenrand, und sie stiegen aus. »Zum Glück trägst du vernünftige Schuhe.« Er warf einen Blick auf ihre Wanderschuhe und die schlanken Beine. Sie trug Shorts und ein T-Shirt. Ihr glänzendes schwarzes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, der hinten unter ihrer Baseballkappe hervorschaute.
Er zeigte ihr ein Termitennest, und als er rund um einen kleinen Baumstamm Spuren eines Tieres in der Erde entdeckte, kippte er ihn rasch um. Zum Vorschein kam ein Schnabeligel, der sich im Nu zu einer stacheligen Kugel zusammenrollte. Mika war fasziniert. »Ooh, sieh mal, die Blumen da. Die muss ich fotografieren.« Sie deutete auf einen gelbblühenden Busch, der in niedliche federnartige Blüten gehüllt war.
»Warte, ich mache das Foto, du stellst dich neben den Busch. Das ist ein Wongai, eine Akazie. Die riecht gut.« Er nahm Mika ins Visier, die einen Zweig an ihre Nase zog und daran roch. Bobby drückte genau in dem Moment ab, als sie niesen musste, was beide zum Lachen brachte.
»Wird bestimmt preisverdächtig, das Foto«, meinte Bobby.
Dann führte er sie über einen Trampelpfad durch den Busch und wies sie auf Spuren weiterer Tiere hin. Mika ging in die Hocke, um ein Loch unter einem Baumstamm in Augenschein zu nehmen. Da griff Bobby plötzlich von hinten nach ihr und stieß sie zur Seite. Sie schrie leise auf.
»Schlange! Geh rückwärts!«, brüllte er und tat es selbst auch. Er wandte den Blick nicht von der Schlange ab, die aus einem Gewirr toter Zweige am anderen Ende des Stammes gekrochen war. »Okay. Rühr dich nicht«, fügte er hinzu, und sie starrten beide die große olivbraune Schlange an. Er nahm ihre Hand und drückte sie zur Ermutigung. »Sie wird jetzt nicht angreifen. Sieht nach einer Mulgaschlange aus.«
»Sind die gefährlich?«, flüsterte sie.
»Und wie. Sie muss in der Sonne geschlafen haben. Die können ziemlich aggressiv sein. Die meisten Schlangen verschwinden nämlich, wenn sie dich kommen hören. Komm, genug Dramatik für eine Wanderung.«
»Schade, dass ich kein Foto von ihr habe. Aber ich kann ja die Geschichte erzählen, wie du mir das Leben gerettet hast«, verkündete sie, als sie zurück zum Auto gingen. Bobby widerstand dem ersten Impuls, seine Rolle herunterzuspielen. Es fühlte sich einfach zu gut an, in Mikas Augen ein Held zu sein …
»Kauf dir in Broome eine Postkarte. Hier, ein Andenken.« Er brach einen Zweig von einer Staude ab, die mit rosafarbenen Blütenähren übersät war. »Mulla Mullas. Die halten ewig.«
»Dann behalte ich sie. Danke.« Sie lächelten sich zu. Bobby pfiff vor sich hin, als sie weiter nordwärts fuhren.
Nach der Fahrt mit dem Logger verbrachten Ross und Palmer mehrere Tage im Dorf. Als sie zurück auf die Farm kamen, schwärmten sie in den höchsten Tönen von ihrer Zeit bei Schwester Angelica. Beim Mittagessen auf Lilys Veranda enthüllten sie die Einzelheiten dessen, was Ross als den »großen Palmer-Plan« vorstellte.
Palmer bemühte sich um eine etwas bescheidenere Auslegung, doch er sah recht zufrieden mit sich aus, als er ihnen den »großen Plan« im Einzelnen darlegte. »Als ich das letzte Mal da war, erzählte Schwester Angelica mir, dass einige der jungen Männer mit schlechten Berufsaussichten in Broome in Schwierigkeiten geraten waren oder sich in Derby selbst ins Jenseits befördert hätten.«
»Ja, beim Boab Festival oder immer, wenn’s ein Rodeo gibt, sind die Jungs nicht mehr zu halten«, meinte Ross.
»Neben der Langeweile, dem mangelnden Willen der Politiker, Gesundheits-, Lese- und Schreibproblemen fehlt es an Unterstützung, damit sie irgendeine Form von Ausbildung durchhalten. Da braucht es Geld und Hilfe seitens engagierter Menschen«, sagte Palmer.
»Was ist also der Plan?«, fragte Tim.
Palmer erwiderte: »Ich kenne in Perth ein gut gehendes Unternehmen, das einmal Geld für ein Forschungsprojekt von mir gespendet hat. Vor ein paar Wochen
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