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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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mit«, sagte Mika.
    »Nun ja, ich wollte Sie ohnehin bitten, einen Brief auf Japanisch zu schreiben. An unsere japanischen Geschäftspartner, die demnächst herkommen wollen.«
    »Natürlich. Es wäre mir ein Vergnügen. Ich habe schon oft übersetzt.«
    »Fein. Aber zuerst sehen Sie sich um und gewöhnen Sie sich ein. Heute Abend lernen Sie unsere Mitarbeiter kennen. Es sind ein Dutzend junger Leute aus aller Welt.«
    Dann überließ sie die beiden sich selbst, damit sie sich einrichten und danach die Farm erkunden konnten. Vom Creek aus erstreckte sich das Gelände etwa vierzig Hektar landeinwärts, mit Pachtgründen von insgesamt zehn Quadratkilometern draußen in der Bucht – eine solide Grundlage für eine Expansion. Der bevorstehende Besuch der japanischen Investoren erinnerte Lily wieder an den Brief, den Mika übersetzen sollte. Je mehr sie über die Lacepedes nachdachte, desto stärker hatte sie das Gefühl, sie sollten vielleicht doch die zweite Pacht in guten Gewässern aktivieren. Viele der erfolgreichen Perlenfarmen hatten mehrere Pachten. Und sie wusste von einem Perlenfarmer, der auf der anderen Seite des King Sound erfolgreich arbeitete. Tim könnte dorthin segeln und Nachforschungen anstellen. Sie müssten dort allerdings auch ein Basislager für die Mitarbeiter einrichten, damit sie in Schichten die Muscheln kontrollieren und reinigen konnten.
    Sie fand Tim in einem der Schuppen und trug ihm ihre Idee vor. »Eins nach dem anderen. Aber du hast Recht, es wäre gut, an einen besseren Platz für unsere Muscheln zu kommen. Ich werde mich dort mal sorgfältig umsehen.«
    »Da ist noch etwas. Wir müssen entscheiden, wann wir mit der Ernte anfangen.«
    »Und darüber unbedingt Stillschweigen bewahren! Ich glaube, ich werde mich mal mit Ross darüber unterhalten, wie wir die Ernte schützen können. Die Sicherheit macht mir Sorgen. Dave war in diesen Dingen ziemlich nachlässig.«
    »Na ja, er hat ja auch direkt von hier an einen Großhändler verkauft. Wir fahren vielleicht besser damit, wenn wir mit einem Handelsmakler Geschäfte machen. Soll der sich doch seinen Kopf zerbrechen. Ich würde auch gerne Pauline nach Ideen zu Designs und Marketing fragen.« Lily betete darum, dass sie ein paar Klasseperlen ernten würden, die Pauline fassen konnte. Das würde ihnen helfen, sich auf einem breiteren Markt einen Namen zu machen. Sie hatte den Plan, die Star Two als Eigenmarke zu vermarkten und sich so als Produzenten von Spitzenware zu etablieren.
    »Du könntest Sami fragen, ob sie nicht bei der Ernte aushelfen möchte«, schlug Tim vor. »Sie findet es bestimmt aufregend, wenn wir ein paar ganz Dicke an Land ziehen.«
    Lily kreuzte die Finger. »Wir wollen Qualität. Und ich glaube immer noch, den besten Lüster werden wir in neuen Gewässern erzielen.«
    »Du klingst wie eine echte Perlenzüchterin. Hab Geduld, Lily. Unsere Austern brauchen zwei Jahre für eine einzige Perle. Wir haben uns hier auf eine langfristige Geschichte eingelassen. Machen wir es ordentlich.«
    Lily lächelte den gut aussehenden jungen Mann an. »Du klingst ebenfalls wie ein professioneller Perlenzüchter. Aber an dem Tag, an dem ich meinen Enthusiasmus und meine Begeisterung für diese ganze Angelegenheit verliere – an dem Tag höre ich auf.«
    »Der Tag kommt bestimmt noch lange nicht«, meinte Tim.
    »Perlen sind wie Frauen«, entgegnete Lily, »schön, geheimnisvoll und schwer fassbar.«

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Kapitel siebzehn
    Als Sami Leila und die verschworene Gemeinschaft im Außenposten verlassen musste, tat sie dies nur widerwillig. Sie hatte das Gefühl, als bliebe immer noch etwas offen, etwas, worüber sie mit Leila reden müsste. Es war, als versuchte man, Jahre der Freundschaft und des Geschichtenerzählens in wenige Tage zu pressen. Sie sprachen über so vieles. Über Geschwister – wie nahe sich Leila und ihre Schwestern gestanden hatten, wie Sami sich als Einzelkind gefühlt hatte. Und Leila interessierten Mutter-Tochter-Beziehungen – eigentlich war sie besessen davon. Sie sprach davon, wie ihre Mutter sie aufgezogen hatte, indem sie sich zwar den Geboten einer traditionellen Gesellschaft unterworfen, ihrer Tochter aber dennoch ein Gefühl von Unabhängigkeit eingeimpft und auf der besten Ausbildung für ihre Tochter bestanden hatte. Die Augen voller Tränen, rührte Leila an die Träume, die sie für ihre eigenen Töchter gehegt hatte. Sami erinnerte sich daran, wie Leila sie zum ersten Mal nach ihrer Beziehung zu Lily

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