Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Hast du das deiner Mutter schon erzählt?«
    »Noch nicht. Ich schätze, sie wird sich darüber freuen.«
    »Sie sorgt sich um dich, Sami. Und sie hat im Augenblick viele Sorgen! Deine Neuigkeiten werden sie aufheitern.«
    Sie lächelte ihn dankbar an. »Und werde ich je so eine weise Eule wie du?«
    »Wie Doonbi, die Eule?«
    Sami lächelte. Ihr fiel die Geschichte wieder ein, die Goonamulli ihnen erzählt hatte, als sie die Bilder einer kleinen Eule, einer Süßwasserschildkröte und eines Buschhuhns auf den Felsen im Wandjina-Land in den Schluchten des Kimberley-Plateaus betrachtet hatten.
     
    Sie fand ihre Mutter bei Biddy, die noch schlief. Sami trat leise ein, doch ehe sie etwas sagen konnte, stand Lily auf und nahm sie in die Arme. »Es ist schon in Ordnung, Sami. Sag nichts. Ich liebe dich mehr als irgendetwas oder irgendjemanden auf der Welt.«
    »Ich weiß. Ich weiß auch nicht, warum ich manchmal so ein Ekel bin. Es ist bloß – du bist alles, was ich habe.« Ihre Worte wurden von Lilys Schulter gedämpft.
    »Das glaubst du vielleicht, und ich werde immer für dich da sein. Aber viele Menschen lieben dich, Sami. Akzeptier einfach, dass du es wert bist, geliebt und bewundert zu werden.«
    »Es tut mir Leid, dass ich dich so angefahren habe. Ich war eifersüchtig. Ich betrachte Palmer als meinen Freund.«
    »Und das ist er auch. Mir ist klar geworden, dass er etwas ganz Besonderes ist. Halte dich an ihn. Er ist dir gegenüber sehr loyal. Auch wenn er einen eigenwilligen Humor und einen entsetzlichen Musikgeschmack hat.«
    Sami gluckste. »Er sagt, er kann auf dem Klavier Beethoven spielen, und ich glaube ihm.«
    »Wann wir gehen auf den Logger da?«
    Lily und Sami wandten sich zu Biddy um, die sie ansah.
    »Morgen, Biddy. Mit der Flut«, sagte Sami. Sie drückte die Hand ihrer Mutter. Zugleich verschränkten Lily und Biddy ihre Blicke, etwas ging zwischen ihnen hin und her. Da wusste Lily, dass diese Fahrt für Biddy und Sami eine ganz besondere Reise werden würde.
     
    Biddy reckte ihr Gesicht in die leichte Brise und atmete die salzige Luft ein. Sie saß bequem in einem Liegestuhl, den Tim mit Seilen gesichert hatte, damit er nicht wegrutschen konnte. Ein Baumwollplaid lag über ihren Beinen, und über ihr war ein Sonnensegel aufgespannt. Rakka hatte sich zu ihren Füßen zusammengerollt; Sami hatte sie nicht zurücklassen können.
    »Sind Sie früher auf Loggern gesegelt, Biddy?«, fragte Tim vom Steuer aus. Sie hatten den Motor angeworfen, da der Wind zum Segeln nicht stark genug war.
    »Alf hat mal auf den Loggern gearbeitet. Biddy und Alf fahren in kleinem Boot. Dingi-Boot. Angeln.«
    »Biddy ist eine hervorragende Anglerin«, sagte Sami, die neben ihr saß.
    »Was ist mit Ihnen? Angeln Sie gerne?«
    »In Sydney hatte ich mit so was nichts am Hut. Aber Ross, Eugene und Bobby haben mich zum Krabbenfangen mitgenommen. Ziemlich schmutzige Angelegenheit, aber wir hatten viel Spaß!«
    Tim dachte über ihre Antwort nach, dann sagte er beiläufig: »Das ist ein ziemlich bunter Freundeskreis von Ihnen, hier in Broome. Haben Sie in Sydney auch Umgang mit Leuten wie Eugene, Bobby und Farouz?«
    Sami entging die Anspielung. »Da gibt es solche Leute nicht.« Sie lachte. »Die sind typisch für Broome.« Als sie Tims spöttischen Blick auffing, fügte sie hinzu: »Ehe Sie danach fragen – ich fühle mich mit den Menschen hier sehr wohl. Aber es ist nicht meine Welt, verstehen Sie?«
    »Wir leben alle in mehreren Welten, so viel ist sicher.«
    »Ach ja? Nennen Sie mir doch ein paar von Ihren.« Sami wusste kaum etwas von Tim, abgesehen von dem Wenigen, das ihre Mutter ihr erzählt hatte.
    »Meine Vergangenheit ist nicht besonders aufregend. Die übliche Ausbildung, jede Menge Reisen, ein Händchen für die Perlenzucht und ein paar Jahre Erfahrungen in Indonesien. Für die Arbeit war es fantastisch, in persönlicher Hinsicht … traumatisch.«
    »Probleme mit einer Freundin?«
    »Ja. Können Sie die Krallenspuren noch sehen?« Er hob einen Arm. »Ein reizendes kleines Ding, süß wie sonst was … für ein Weilchen. Und dann verwandelte sie sich in einen wilden Tiger mit einem entsprechenden Temperament.«
    »Darum halten Sie jetzt Ausschau nach lieben Aussie-Mädchen. Wie Pauline«, kommentierte Sami.
    »Ich mag Pauline. Ich mag überhaupt die meisten Frauen hier oben. Hat Biddy es bequem? Sie ist wieder eingeschlafen.«
    Sami wandte sich um, um nach ihr zu sehen, und zog die Decke zurecht, ehe sie ihr

Weitere Kostenlose Bücher