Die Perlenzüchterin
ihrer Mutter und Palmer einzustellen.
Lily schien das nicht zu bemerken. »Und Pauline kommt aus Perth her. Ross hat sie überredet. Es wird wundervoll! Wir haben so viele Neuigkeiten.«
Palmer umarmte Sami flüchtig. »Hallo, Sami. Wie war die Wüste?«
»Interessant. Schwierig. Ich erzähle dir später davon.«
»Kann’s kaum erwarten.«
»Was ist das alles?« Sie deutete auf die Papiere. Ohne die Antwort abzuwarten, fügte sie hinzu: »Offenbar hat hier jeder seine Finger drin.« Sie sah ihre Mutter herausfordernd an. »Halb Broome ist dir hierher gefolgt. Das ist ja das reinste Ferienlager!«
Sofort war Lily unbehaglich zumute. »Sami, bitte sei nicht so. Das sind Freunde, die uns helfen wollen. Und wenn wir etwas zusammen tun können, warum nicht? Es wird der Farm auf lange Sicht nutzen, hoffe ich. Dave und Tim stimmen mir da zu.«
Sami merkte, dass ihr die Beziehung zu ihrer Mutter schon wieder zu schaffen machte. »Super. Tja, dann will ich dich nicht aufhalten. Ich muss noch eine Menge Zeug von dir aus dem Wagen holen.« Mühsam versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten.
»Liebes, sei doch nicht albern.« Lily sah zu Palmer hinüber und streckte die Hand nach Sami aus. Doch die entzog sich ihr.
»Hör auf, mich zu behandeln, als wäre ich fünf! Warum musst du immer im Mittelpunkt stehen? Du interessierst dich kein Stück für das, was ich tue!«
»Das ist nicht wahr!« Lily war entsetzt und verletzt. »Sami, lass uns reden. Das ist einfach zu albern.«
»Mami, nimm mich endlich ernst. Du weißt überhaupt nichts von mir!«
»Weil du mir nie etwas erzählst!« Samis Ausbruch machte Lily verlegen, doch Palmer blieb ungerührt.
»Sami, was hältst du von einem Spaziergang durch dieses Ferienlager?«, fragte er. »Deine Mutter muss Biddy begrüßen, und ich habe dir einiges zu erzählen, was ich mir aufgespart habe. Ich wollte warten, bis du vom Kameltreiben – oder was auch immer – zurück bist. Es wird dich freuen, hoffe ich.« Er nahm sie am Arm und führte sie mit sanftem Druck in Richtung Creek. »Gehen wir runter zur Bucht.«
»Weshalb bist du hier?«, fragte Sami.
»Wegen dir.« Er grinste, wurde jedoch sogleich wieder ernst. »Nein, ursprünglich habe ich Ross hergebracht, damit er Schwester Angelica kennen lernt. Kurz gesagt, er hat jetzt den Job, ein Ausbildungsprogramm für junge Aborigines aus den örtlichen Gemeinden zu leiten. Sollen wir?« Er deutete auf eine alte Bank unter einem Baum.
In dem Gefühl, ihr wäre die Luft herausgelassen worden, ließ Sami sich auf die Bank fallen. »Bitte sag jetzt nicht, ich sei albern gewesen.«
»Nein, Gefühle sind nie albern. Es steht mir nicht zu, mich einzumischen, aber ich vermute, diese Gefühle haben etwas mit der Überraschung zu tun, mich bei deiner Mutter zu sehen. Ich habe sie in letzter Zeit näher kennen gelernt. Das hast du nicht mitbekommen, weil du nicht hier warst. Aber keine Sorge. Ich will nicht der Auslöser für einen Streit sein, also werde ich mich zurückziehen.«
»Und daran bin dann ich wieder schuld!«
»Deine Mutter hat genug mit der Ernte am Hals, der Ankunft der Investoren, dem Versuch, die Muschelkapazität rasch zu vergrößern und mit dem alten Dave fertig zu werden, der allmählich ein bisschen abbaut. Sie verlässt sich sehr auf Tim.«
Sami kaute auf der Lippe. »Ist Tim ein guter Mann? Ich werde nicht schlau aus ihm. Er hat sich hier bei meiner Mutter eingenistet, und ich weiß nicht, ob er ihr gegenüber ehrlich ist oder nur für sich selbst das Beste herausholen will.«
Palmer erkannte die Konkurrenz und die Unsicherheit, die zwischen Mutter und Tochter herrschten. Jeder, der Lily mochte und von ihr gemocht wurde, stahl Sami in ihren Augen die Zeit ihrer Mutter. »Du kannst dir über Tim klar werden, wenn ihr beide Biddy die Küste hinaufbringt.«
»Ja, und ich mache mir deshalb Sorgen.«
»Ich würde ja mitkommen, aber ich habe verschiedene Termine. Hier oben gibt’s noch einiges für mich zu tun. Apropos: Wie läuft’s denn bei dir?«
Sie musste lächeln. »Ich hatte Post in Broome, die Anmerkungen meines Doktorvaters zur ersten Hälfte meiner Dissertation. Jede Menge Rot, aber ich bin offenbar auf dem richtigen Weg.«
Palmer klopfte ihr auf die Schulter. »Bravo! Ich habe nie daran gezweifelt. Und das Beste kommt noch. Also, jetzt stell dich erst einmal dieser Fahrt mit Tim und begleite Biddy auf ihrer Reise. Du weißt doch nun, dass deine Zukunft in eine ganz bestimmte Richtung führt.
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