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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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setzte sich in einen alten Korbsessel auf der Veranda, während Dave kaltes Wasser aus der Küche holte.
    »Danke. Ich habe nicht lange gebraucht, bis ich meine kleine Wasserflasche leer hatte«, meinte sie. »Nächstes Mal bin ich klüger und nehme eine größere Flasche mit.« Sie nahm einen tiefen Schluck. »Ah, das tut gut. Genauso wie der Anblick Ihres Besitzes. Fantastisch!«
    »Das kommt drauf an. Für dreißig Jahre Arbeit haben wir hier nicht viel vorzuweisen. Ein paar gute Saisons sind in ’ner ganzen Serie schlechter untergegangen – Stürme, ein, zwei Zyklone. Die Zeit hat mich überholt; das Kapital, um mit den großen Betrieben konkurrieren zu können, wurde zu teuer.« Er hielt inne, dann fügte er gleichmütig hinzu: »Wohlgemerkt, ich habe nicht aufgegeben. Ich bin immer noch hier.«
    »Irgendwann hat man sie im Blut, die Perlenzucht.«
    »Sie kennen sich damit aus?«
    »Ein bisschen. Ich habe mich aus historischem Interesse und familiären Gründen damit beschäftigt.« Ehe Dave weiterfragen konnte, sah Lily sich nach dem alten Logger um und fragte: »Was wissen Sie über den Logger da?«
    »Ach, die
Georgiana.
Die könnte Ihnen Geschichten erzählen!«
    »Haben Sie
Georgiana
gesagt?« Lilys Stimme war nur mehr ein Flüstern. »Meine Mutter hieß so.«
    Dave George lehnte sich zurück und musterte sie schweigend. Dann sagte er: »Und sie hatte Verbindungen zu Kapitän Tyndall.«
    Es war keine Frage.
    Lily nickte, und beide blickten wieder zum Logger. Dann fuhr der Perlenunternehmer fort: »Ich hab mich schon gefragt, wann jemand aus der Familie auftauchen würde. Ja, das ist eins von Tyndalls Schiffen.«
    Lily bemühte sich, ihrer Gefühle Herr zu werden. »Und es gehörte einst zu Star of the Sea, dem Unternehmen von Kapitän Tyndall?«
    Der Mann nickte und beobachtete sie aufmerksam.
    »Ich bin seine Urenkelin.«
    »Also, so was!« Er grinste, ergriff ihre Hand und drückte sie fest. »Sie waren schon lange nicht mehr im Geschäft, als ich hierher kam und hoffte, ein Vermögen zu machen. Ich habe die Farm aus der Vermögensmasse gekauft. Sonst schien sie niemand haben zu wollen. Ich war entweder zu früh oder zu spät dran im Perlengeschäft. Ehrlich gesagt mache ich das jetzt auch mehr als Hobby, nicht wie Star of the Sea. Die waren in Broome gut etabliert: Camps entlang der Küste, diese Anlage hier, und sie haben noch ein paar mehr ausprobiert.«
    »Er war seiner Zeit voraus, denke ich«, meinte Lily, immer noch bemüht, die Neuigkeit zu verarbeiten.
    »Und großzügig. Er hat sich um seine Leute gekümmert. Ich hab mich auch ein bisschen mit der Lokalgeschichte befasst.« Dave grinste stolz. »Schätze, die beiden, die ihm am nächsten standen, waren Yoshi, der Taucher, und Ahmed, sein zweiter Mann. Loyal waren die. Einer von Ahmeds Verwandten ist sogar immer noch im Besitz des originalen alten Camps.«
    Lily machte ein überraschtes Gesicht. »Das wusste ich nicht. Wo ist das?«
    »Ach, das macht nicht viel her, meine Liebe. Es ist nur ein alter Schuppen, den Tamerahs Familie behalten hat. Ich glaube, die meiste Zeit steht er leer. Er liegt hinter der Stadt mit Blick zur Bucht, wie die ganzen Camps früher. Sie haben damals einfach die Mangroven gefällt, die Logger ans Ufer gezogen und ihre Basiscamps aufgeschlagen.«
    »Ich kenne das Haus«, sagte Lily mit schwacher Stimme. »Ich war zufällig dort und habe Ross Tamerah kennen gelernt. Es gehörte seinem Onkel.«
    »Da haben Sie’s. Broome ist ’ne geschichtsträchtige Stadt.« Dave erhob sich steif. »Ich vermute, sie würden sich jetzt gern mal umsehen.«
    Lily fühlte sich etwas schwach. Lag es an der Hitze, dem langen Spaziergang, oder war es die Tatsache, dass sie hier einfach so in die Welt ihres Urgroßvaters hineingeschlendert war? Ihr Herz raste. »Ja, Dave. Gern. Das wäre wirklich sehr freundlich.« Sie musste Tränen unterdrücken. »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich ein bisschen rührselig wirke, aber, na ja, es ist etwas ganz Besonderes.«
    »Ach, das ist schon in Ordnung, meine Liebe. Nehmen Sie Ihren Hut, und wir machen die Runde. Wird ohnehin Zeit, dass ich nachsehe, was die Jungs in den Schuppen anstellen.«
     
    Eine Stunde lang wanderten sie über das Grundstück und besuchten die Hand voll Arbeiter, die sich um die Muscheln kümmerten, denen gerade ein Kern eingesetzt wurde oder die an einem Drahtgestell befestigt wurden. Trotz des ziemlich heruntergekommenen Zustands vieler Gebäude funktionierte der Betrieb

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