Die Perlenzüchterin
Sorge in ihrer Stimme.
Sie ging zu ihm und fasste ihn an den Schultern. »Es ist alles in Ordnung, aber es geht um Simon. Er hatte einen kleinen Unfall.«
Erschrocken zuckte er zurück. »O Himmel, wo denn? Wie schlimm?«
»Es geht ihm gut. Er wird gerade im Krankenhaus untersucht, vermutlich reine Routine. Es waren noch andere daran beteiligt, aber Simon geht es gut.« Den letzten Satz sprach sie betont langsam.
»Woher weißt du das alles? Wo warst du?«
»Ich war auf dem Weg zum Cable Beach, zum Schwimmen, der Unfall ist fast unmittelbar vor meinen Augen passiert. Er und ein Kumpel sind mit drei jungen Aborigines zusammengestoßen. Einer von ihnen ist Eugene. Er ist schwer verletzt. Der andere hat eine Armverletzung.«
»Wo ist Simon? Hast du mit ihm gesprochen?«
»Natürlich. Ich wollte nicht, dass du es von jemand anderem erfährst und in Panik gerätst.« Wie aufs Stichwort klingelte das Telefon hinter ihm. Lily ging in die Küche, um Kaffee zu kochen.
Kurz darauf kam Dale langsam hinterher. »Das war Simon. Man behält sie zur Beobachtung dort, und für eine Aussage bei der Polizei. Er sagte, die anderen Burschen seien schuld gewesen. Er hatte noch ein paar deftige Kommentare, also kann es ihm nicht so schlecht gehen.«
»Dale, sie haben mich überholt. Nach dem, was ich gesehen habe, und was Eugene mir erzählt hat, könnten Simon und sein Kumpel im Unrecht sein.«
»Ach, Bockmist. Bloß weil du Eugene kennst, musst du dich nicht auf seine Seite schlagen. Aber du bist ja auch ein bisschen einäugig, wenn es um unsere schwarzen Brüder geht, nicht?« Er knallte die Schranktür zu, nachdem er zwei große Tassen herausgenommen hatte.
»Dale, bitte! Trink deinen Kaffee und dann besuch Simon. Ich fahre nach Hause.« Sie wollte Rosie bitten, Eugenes Familie anzurufen und ihr zu erzählen, was geschehen war. Aber das erwähnte sie lieber nicht. »Wir reden dann später«, sagte sie leise.
»Lily, es tut mir Leid. Danke, dass du hergekommen bist«, sagte Dale matt.
Sie nickte und stieg ins Auto. Auf dem Rückweg kreisten ihre Gedanken um das Geschehene. Und sie sah vor sich, wie Simons Freund aus dem Wagen gestiegen und in die Büsche an der Straße gegangen war. Er hatte etwas getragen. Eugene hatte von einem Gewehr gesprochen. Dale hatte ihr erzählt, dass Simon einen Waffenschein für die Jagd hatte … Lily war überzeugt, dass Simon und sein Kumpel das Gewehr versteckt hatten, ehe die Polizei eintraf. Und wenn sie an Dales gelegentliche Anspielungen dachte, konnte es sein, dass sie außerdem Drogen beseitigt hatten. Zu Hause rief sie als Erstes bei der Polizei an. Dann meldete sie sich bei Rosie.
»Das ist ja furchtbar«, seufzte Rosie. »Eugene ist ein reizender Junge. Er lebt bei seiner Großmutter Dolly und arbeitet in Teilzeit am Vogelobservatorium. Dolly und Biddy sind verwandt.«
Während Lily sich eine Tasse Kaffee bereitete, verfluchte sie Simon und dachte über Dales Reaktion nach, als sie mit ihm über den Unfall sprechen wollte. Natürlich war er wegen seines Sohnes bestürzt, doch Lily erkannte, dass sie nicht auf der gleichen Seite standen, wenn es um Aborigine-Fragen ging.
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Kapitel fünf
Lily hatte Saltys Vorschlag aufgegriffen, Damien Lakes Perlenfarm zu besichtigen.
Bei ihrer Ankunft fand sie, dass die Farm auf den ersten Blick eher wie eine Ferienanlage aussah als wie die Zentrale eines komplexen Aquazuchtbetriebs. Die adretten Arbeitsschuppen am Ufer, die Wartungs- und Bootsschuppen, die Mitarbeiterquartiere und Gemeinschaftsräume waren allesamt mit schattigen Veranden mit Blick auf die atemberaubende Weite der Red Rock Bay ausgestattet. Eine große Barkasse schaukelte sanft an ihrem Liegeplatz, und zwei Delphine schwammen wie aufs Stichwort ganz dicht an der Küste vorbei. Alles strahlte eine entspannte Atmosphäre aus.
»Das ist ja ein Paradies, Damien«, rief Lily. »Viel schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Vielen Dank, dass Sie mich herkommen ließen!«
»Man kann sich einen Ort nicht richtig vorstellen, ohne ihn mit eigenen Augen gesehen zu haben. Ohne die ewig wechselnden Aussichten und Geräusche erlebt zu haben«, sagte er. »Ich habe es genossen, wie sich alles aus Zelten und Wohncontainern zu dieser Anlage entwickelt hat. Es ist ein Geschäft, aber es ist auch eine Leidenschaft.«
»Sicherlich nicht ohne Probleme?«
Damien lächelte. »Ach ja, Probleme – mit den Mitarbeitern, mit den Muscheln, mit den Motoren et cetera. Aber irgendwie lässt
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