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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Aborigine-Blut.«
    »Ich denke, für Leute, denen man es auch ansieht, ist es noch schwerer«, bemerkte Pauline ruhig. Als Sami darauf nicht reagierte, fragte sie: »Wie war’s draußen in der Wüste?«
    »Erschütternd«, antwortete sie prompt. »Ich muss noch einmal hin. Bridget hat mir noch von anderen Bildern erzählt, die ich sehen muss. Bridget ist eine Aborigine, die auch an einer Universität arbeitet. Das wird eine zusätzliche Dimension in mein Uni-Projekt bringen.«
    Pauline hätte gern der Bedeutung von »erschütternd« nachgespürt, doch sie hielt sich zurück. »Was geschehen soll, wird geschehen, schätze ich«, sagte sie leichthin. Sie wusste nicht recht, was sie als Nächstes sagen sollte, doch Sami nahm ihren Faden wieder auf.
    »Ich glaube nicht, dass es einen Donner- oder Blitzschlag geben wird, der mit einem Mal Licht in meinen Gefühlswirrwarr bringen könnte«, meinte Sami. Sie wollte das Thema wechseln. »Ich werde ja merken, wie’s beim Mittagessen läuft. Also, wann bekomme ich deinen Schmuck mal zu sehen?«
    »Jederzeit, komm einfach vorbei. Ich zeige dir die Stücke, die ich für Kalifornien entworfen habe. Wir könnten uns morgen am späten Nachmittag zu einem Sundowner am Cable Beach treffen.«
    »Super. Gerne. Und was für Glanzpunkte hat Broome sonst noch zu bieten, die ich mir keinesfalls entgehen lassen darf?«
    »Jede Menge. Halt dich an mich.«
    »Das werde ich.« Und Sami meinte es auch so. Sie mochte Pauline, und es war großartig, eine Gleichaltrige zu haben, mit der sie reden konnte. Ihr war nur nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Pauline und ihre Mutter sich so nahe standen. Sie hoffte, Pauline werde Lily nicht von ihrem Gespräch erzählen.
     
    »Hallo, Lily, ich bin’s, Tim. Ich bin auf der Star Two. Ich will jetzt gar nicht lange reden, ich telefoniere von Daves Telefon …«
    »Tim! Wie läuft’s? Was halten Sie davon?« Lily nahm das Telefon mit hinaus auf den Balkon, denn Sami schlief noch.
    Seine Antwort fiel vorsichtig aus, und Lily begriff, dass Dave oder jemand anderer von der Farm in Hörweite sein musste. »Hier gibt es viel zu sehen. Dave ist sehr gastfreundlich. Ich bleibe die Woche über hier. Bobby ist zurückgefahren.«
    »Sie finden also, es ist der Mühe wert, sich dort richtig umzusehen? Wenn Sie eine ganze Woche bleiben.« Sie blieb hartnäckig.
    »Ja, ich denke schon. Stellen Sie es sich als eine Art Urlaub vor«, antwortete er ausweichend.
    Lily beschloss, nicht weiter zu bohren. »Wenn Sie wollen, komme ich und hole Sie ab. Geben Sie mir Bescheid. Ich möchte mich auf jeden Fall auch noch einmal umsehen.«
    »Verstanden. Danke, Lily. Ich wollte nur nicht, dass Sie denken, ich wäre zurück nach Indonesien geschwommen.«
    »Danke. Alles Gute, Tim.«
    Sami hatte von dem Telefonat nichts mitbekommen, und Lily war froh darüber. Wahrscheinlich wäre sie mit der ganzen Sache herausgeplatzt, und das wäre noch zu früh gewesen. Doch es war nicht leicht, ihre Erregung und Unruhe angesichts der Idee, dass sie vielleicht ins Perlengeschäft einstieg, zu unterdrücken.
    Sami zog ihre Bahnen durch den Pool, während einige Langschläfer sich unter Strandschirmen auf Liegen ausstreckten. Sie schwamm mit regelmäßigen, kräftigen Zügen und hatte bald jedes Gespür für Zeit und Raum verloren. Die grünen Kacheln am Poolboden glitten unter ihr vorbei. Sie hatte das Gefühl, über einer gewellten grünen Landschaft dahinzufliegen. Wenn sie zum Atmen über die Schulter blickte, sah sie nichts als Palmwedel. Sie hatte ihren Rhythmus gefunden und wünschte, sie könnte immer so weiterschwimmen. Doch das Familien-Mittagessen rückte bedrohlich näher.
    Zwar lag das Haus nicht weit von den Apartments entfernt, doch Lily fuhr mit dem Auto, weil es so heiß war und sie Taschen mit Essen, Getränken und Mitbringseln für die kleine Elizabeth und Rakka dabei hatten.
    Sami war angesichts des wunderschönen alten Hauses mit dem Gitterwerk an den Veranden und der herrlichen Lage inmitten eines Gartens mit hohen Bäumen sprachlos. Lily erinnerte sich daran, welche Gefühle der erste Anblick des Hauses bei ihr ausgelöst hatte. »Prachtvoll, nicht wahr?«
    »Es lässt dein Apartment in Sydney ein bisschen langweilig aussehen«, meinte Sami.
    »Sämtliche neuen Häuser in Broome sollte man in diesem Stil erbauen – praktisch, kühl und so entzückend. Wenn ich hier ein Haus bauen würde, hätte ich gern eine kleinere Ausgabe von diesem hier. Die Lage und die Aussicht

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