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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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auch nicht, Lebenspartner auch nicht. Ich weiß nicht, was Dale ist. Männliche Gesellschaft, manchmal jedenfalls, schätze ich. Er ist auch nicht scharf auf dieses Perlengeschäft.«
    »Aber du und deine Mutter, ihr werdet euch alles ansehen. Achte genau auf deinen ersten Eindruck und dann kundschafte so viel wie möglich aus.«
    »Aber wir wissen nichts über die Beurteilung eines Perlenunternehmens. Schon gar nicht über die Leitung!«
    »Ich vertraue auf die innere Stimme. Und deine Mutter wird sich fachlichen und finanziellen Rat holen, wenn es so weit ist. Also fahr da rauf und sieh dich vorurteilslos um. Dann kannst du über den nächsten Schritt nachdenken. Und jetzt zum nächsten Problem. Setz Prioritäten.«
    »Da muss ich mal nachdenken. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Konzentration auf meine Dissertation und der Frage, wie ich mit dem Druck wegen meiner so genannten Verwandten zurechtkomme.«
    »Mit der Dissertation kann man sich immer beschäftigen. Klar, besser früher als später. Aber du kannst die ganze Sache auch jederzeit drangeben. Verwandte hingegen wird man nicht los. Und warum sagst du ›so genannte‹?«
    Sami trank von ihrem Tee, dankbar für die Chance, ihre Gedanken etwas klarer zu formulieren. »Na ja, in biologischer Hinsicht ist es nur eine ganz entfernte Verwandtschaft, und ich sehe nicht, dass sie irgendetwas mit meinem Leben zu tun hat. Du weißt schon.«
    »Dann hast du deine Fragen selbst beantwortet. Richtig?«
    »So einfach ist das nicht. Wenn ich ehrlich bin, ist mir die Aborigine-Abstammung ein bisschen unangenehm. Und dann bekomme ich Schuldgefühle. Es ist nicht nur der Familienkram an sich, es ist der ganze Ballast, der am Thema Aborigines hängt.«
    »Nämlich?«
    »Die ganze Aussöhnungsfrage, die Schwarz-gegen-weiß-Debatte, die Vereinnahmung der Aborigine-Kultur. Ich wurde im Krankenhaus geboren, nicht unter einem Baum in den Kimberleys.« Sie nahm einen Schluck Tee.
    »Du kämpfst gerne auf verlorenem Posten, stimmt’s?«, sagte Palmer sanft.
    »Warum kann ich nicht einfach sagen: ›Oh, cool, keine große Sache?‹ Es bedeutet meiner Mutter schließlich so viel. Und sie nehmen mich alle so bereitwillig auf. Aber ich will einfach nur wegrennen.«
    »Irgendwann solltest du dich mal mit Goonamulli, Biddy und Rosie zusammensetzen. Diese Fragen sind hochpersönlich.«
    Sami fuhr sich niedergeschlagen mit der Hand durch die Haare. »Bisher war das Leben so unkompliziert.«
    »Eine ganze Menge Australier kämpfen mit diesen Problemen«, sagte Palmer in dem Bemühen, ihr zu helfen. »Im Grunde geht es darum, dass wir alle in diesem Land leben und das Gefühl haben, hierher zu gehören, ob wir nun hier geboren oder von anderswo gekommen sind. Und wie wir mit der Frage umgehen, wessen Land das eigentlich ist.« Er drückte ihre Hand. »Keine einfachen Antworten, stattdessen ein Klischee: Lass dir Zeit. Da ist so viel, womit du dich hier auseinandersetzen musst, und am Ende beschließt du womöglich doch davonzulaufen. Vielleicht ist es so, wie wenn man sich eins dieser Felsbilder ansieht, die wir da draußen im Busch gesehen haben – je länger man hinschaut, desto mehr sieht man.«
    »Du sprichst natürlich als Fachmann.«
    »Als Freund«, entgegnete er sanft. Palmer faltete seinen langen Körper auseinander und streckte die Hand aus. »Machen wir einen Rundgang durch die Stadt.«
    »Es geht mir schon viel besser, Palmer. Danke. Okay, ich bringe dich an einen Lieblingsplatz – aus einem bestimmten Grund.« Während sie zu Paulines Geschäft gingen, erzählte sie ihm, wie Bobby das mysteriöse Sonnensymbol in die Hände gefallen war, und was Pauline entdeckt hatte. »Und dann springt die Mitte auf, und drinnen befindet sich ein winziges, aufgerolltes Stück Papier mit einer merkwürdigen Schrift oder Symbolen darauf.«
    »Aha. Sieht es aus wie eine Halskette, eine Art Amulett?«
    »Könnte sein. Aber von der Größe her ist es eher eine klobige Gürtelschnalle als ein Anhänger. Was meinst du?«
    »Ich enthalte mich eines Urteils, bis ich den Gegenstand gesehen habe«, sagte er professoral.
    Sami stupste ihn in die Rippen. »Okay. Also, wie lange bleibst du in Broome? Schläfst du bei Farouz? Das ist eine ziemlich schlichte Unterkunft.«
    »Ich bin gerne mit ihm zusammen. Vielleicht ziehe ich später noch in den Cable Beach Club. Ich dachte, für kurze Zeit kann ich das süße Nichtstun dort mal genießen. Irgendwann will ich dann wieder raus in die

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