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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Paruschjati.
„Was für ein Mensch ist er?“
    Arridaios schien sich nicht weiter über die Frage zu
wundern. „Nicht so böse wie Kassandros, aber gefährlicher.“
    Gefährlich? In Paruschjati stieg ein ungutes Gefühl auf.
„Was meinst du damit?“
    „Isst du gerne Äpfel?“
    Nicht wundern. „Ja.“
    „Was machst du mit einem Apfel, der halb verfault ist?“
    „Ich werfe ihn weg.“
    „Ich auch. Aber bei manchen Äpfeln kann man von außen nicht
sehen, dass sie innen faul sind. Also beiße ich hinein, und plötzlich habe ich
einen Wurm im Mund. Eklig.“ Arridaios machte ein angewidertes Gesicht.
    „Medios ist also gefährlich, weil man ihm im Gegensatz zu
Kassandros nicht ansieht, dass er böse ist?“
    „Genau!“ Er wirkte angenehm überrascht, dass ihn zur
Abwechslung einmal jemand verstand. „Zu mir ist Medios immer nett, anders als
die meisten Menschen. Er erzählt mir Witze und spielt mit mir Würfel, aber wenn
er denkt, ich höre nicht hin, macht er sich über mich lustig. Bei anderen ist
er genauso, nur merken sie es nicht. Nicht einmal Alexander.“
    Paruschjati war Medios nicht oft begegnet, aber gegen ihren
Willen hatte sie ihn anziehend gefunden. Gut aussehend, charmant, sprühend vor
Geist, immer einen Scherz auf den Lippen. Wie der Zufall es wollte, hatte er
ihr tatsächlich einmal einen Apfel geschenkt. Er hatte einen ganzen Korb voll
gehabt, ein Geschenk für den König, der Äpfel liebte. Medios hatte ihr einen
überreicht, mit großer Geste und einer Geschichte, die man sich angeblich in
den Basaren Babylons erzählte. Es ging um eine Königstochter, der ein
Gärtnerbursche einen Apfel zum Geschenk machte, woraus sich eine bittersüße,
letztlich aber glücklich endende Liebesgeschichte entspann. Paruschjati glaubte
ihm kein Wort, wahrscheinlich hatte er alles gerade erfunden. Doch sie fühlte
sich durch seine Aufmerksamkeit geschmeichelt und mehr noch verzaubert durch
sein Lächeln und den Blick seiner blauen Augen. Beides erinnerte sie an
Hephaistion; vielleicht ging es dem König ähnlich.
    „Der König war in letzter Zeit wohl oft mit Medios
zusammen?“
    „Ja, seit Hephaistion fort ist. Medios sagt ihm immer, was
er hören will.“
    Ein Trupp entschlossen aussehender Eunuchen erschien aus
einem der Seiteneingänge und marschierte auf Arridaios und Paruschjati zu.
„Mein Prinz“, sagte der Anführer höflich, aber unerbittlich. Nervös warf er
Paruschjati einen Seitenblick zu, als sorge er sich, was sein Schutzbefohlener
Unpassendes angestellt haben könnte.
    Arridaios stand auf. „Ich muss jetzt gehen“, sagte er und
lächelte entschuldigend. Dann beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte ihr
ins Ohr: „Hinwerfen und schreien. Versuch es einmal.“
    Seine Aufpasser nahmen ihn in die Mitte. Als sie ihn durch
den Ausgang bugsierten, dreht er sich noch einmal um. „Du darfst es nur nicht
zu oft machen, sonst sperren sie dich ein.“
    Die sieben Jahre, die Paruschjati nach dem Untergang des
Reiches in Susa verbracht hatte, waren die bis dahin ruhigsten in ihrem Leben
gewesen. Nach all dem Morden und Blutvergießen und dem sich viele Jahre
hinziehenden Krieg war sie glücklich über die Ruhe und Zurückgezogenheit. Zwar
ging der Krieg in den östlichen Satrapien weiter, und immer wieder trafen
Nachrichten über schwere Kämpfe ein, doch all das war weit weg und kam
Paruschjati seltsam unwirklich vor.
    Nach dem feigen Mord an Darajavahusch hatten viele seiner
Würdenträger sich geweigert, Baisa und den anderen Königsmördern zu folgen, und
es stattdessen vorgezogen, Alexander als neuen Großkönig anzuerkennen. Sogar
Darajavahuschs Bruder Okschatra befand sich unter ihnen, außerdem Parmuschs
Mann Atarepata sowie Barsines Vater Artavazda mit seinen zahlreichen Söhnen.
Alexander hatte den Leichnam des letzten Großkönigs nach Susa überführen
lassen, damit seine Mutter ihn mit allen Ehren beisetzen lassen konnte.
    Baisa (oder „Großkönig Artakschatra“, wie er sich inzwischen
nannte) erwies sich bald als ebenso erfolglos wie sein abgesetzter Vorgänger.
Auch ihm fiel nichts Besseres ein, als sich immer weiter nach Osten
zurückzuziehen, nach Baktrien, in seine eigene Satrapie. Bis seine enttäuschten
Anhänger ihn an Alexander auslieferten, der ihn als Königsmörder hinrichten ließ.
Trotzdem leisteten die Baktrier und anderen Arija, die mit den Persern
verwandten Völker, im Osten weiter erbitterten Widerstand. Alexander brauchte
mehr als zwei Jahre, um ihn zu

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