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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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vielleicht befand er sich
trotzdem auf dem Weg der Besserung. Zumindest musste er sich gesund genug
fühlen, um eine Offiziersbesprechung leiten zu können.
    Viel früher als erwartet öffnete sich die Tür, und ein
Schwall Offiziere kam zum Vorschein. Paruschjati musterte die Gesichter: Sie
waren besorgt. Sie erkannte Nearchos und steuerte auf ihn zu. Der Flottenchef
lief an ihr vorbei, ohne sie zu beachten.
    „Nearchos!“
    Er blieb stehen und drehte sich um. „Oh, Königin Parysatis …
entschuldige, ich habe dich nicht bemerkt.“ Nearchos wirkte abwesend und
erschöpft, wie jemand, der seit Tagen nicht mehr geschlafen hatte. Trotzdem
brachte er ein höfliches Lächeln zustande.
    „Wie geht es dem König?“, fragte Paruschjati.
    Nearchos schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, er ist kränker,
als wir angenommen haben. Er hat hohes Fieber und kann nicht einmal mehr
sprechen. Die Offiziere haben Befehl erhalten, alle Vorbereitungen für die
Arabien-Expedition abzubrechen.“ Das erklärte, warum die Besprechung so schnell
zu Ende gewesen war. „Ich verstehe das alles nicht! Vorgestern noch hat er
persönlich die letzten Instruktionen erteilt.“
    Paruschjati suchte in Nearchos’ Gesicht nach Anzeichen von
Schuldbewusstsein, doch sie fand nichts. Wäre der Flottenkommandant an einem
Anschlag auf das Leben des Königs beteiligt gewesen, sagte sie sich, hätte er
jetzt nicht so viel Enttäuschung und Niedergeschlagenheit zeigen können. Es sei
denn, er war ein begnadeter Schauspieler. „Ich will dich nicht länger
aufhalten, bestimmt hast du viel zu tun.“
    Sie kämpfte sich durch den Eingang, durch den noch immer
Offiziere nach draußen drängten, und die Wachen ließen sie passieren. In der
großen Halle war es noch voller als draußen im Hof. Gruppen von Offizieren
standen zusammen und redeten, Hofbedienstete und Verwaltungsbeamte kamen und
gingen. Die Tür, die zu den Privaträumen des Königs führte, war geschlossen. An
einem Tisch davor saß der diensthabende Leibwächter und gab Befehle an
Offiziere und Hofleute aus. Paruschjati ging zu ihm und bat darum, eingelassen
zu werden.
    „Der König kann niemanden empfangen“, erwiderte Peithon.
    „Ich muss ihn unbedingt sehen. Es ist wichtig.“
    „Zurzeit kann ich niemanden vorlassen, auch dich nicht. Tut
mir leid.“
    „Dann werde ich warten. Bitte melde dem König, dass ich hier
bin und ihn sprechen möchte.“
    „Ich sehe, was ich tun kann.“ Peithon wandte sich wieder den
Offizieren zu.
    Paruschjati rührte sich nicht von der Stelle, sodass jeder,
der sich dem Leibwächter nähern wollte, sich durch ihr Gefolge quetschen
musste. Nach einiger Zeit sagte Peithon: „Falls sich eine Möglichkeit ergibt,
lasse ich dir Bescheid geben. Du musst hier nicht warten.“
    „Ich tue es trotzdem.“
    „Es kann aber dauern.“
    „Ich warte gern.“
    Peithon machte ein saures Gesicht. „Wie du meinst. Aber
suche dir bitte einen anderen Platz. Es geht nicht, dass deine Eunuchen und
Dienerinnen hier alles blockieren.“
    Paruschjati fand eine Stelle, wo sie niemandem im Weg war
und trotzdem freie Sicht auf den Eingang hatte. Sie stand einige Zeit herum,
bis Chares, der Oberhofmeister des Königs, einen Sessel für sie bringen ließ,
zu Peithons sichtlichem Ärger. Sie beobachtete das Kommen und Gehen vor der
Tür. Hin und wieder kam jemand heraus, aber zu ihrer Genugtuung wurde
tatsächlich niemand eingelassen, abgesehen von einer Gruppe griechischer Ärzte.
    Nach einiger Zeit erschien Statira, begleitet von ihrem
Onkel Okschatra. Sie wurden ebenfalls abgewiesen. Statira bestand darauf,
vorgelassen zu werden, und pochte lautstark auf ihren angeblichen Rang als
„erste Gemahlin des Königs“. Peithon gab sich unbeeindruckt. Okschatra stritt
sich noch eine Weile mit dem Leibwächter herum, dann traten er und seine Nichte
den Rückzug an. Im Gehen warf Statira Paruschjati einen vernichtenden Blick zu,
als sei diese persönlich an ihrer Schlappe schuld.
    In der Nacht hatte Paruschjati von Darajavahuschs Tod
geträumt, und sie brauchte keinen babylonischen Traumdeuter, um zu wissen, dass
das ein böses Vorzeichen war. Sie schloss die Augen und dachte zurück an die
Zeit vor acht Jahren und an die Ereignisse, die ihre Welt für immer verändert
hatten.
    Von Babiru aus war Alexander nach Schuscha gezogen, wo er
die gefangenen Frauen zurückgelassen hatte, und dann weiter nach Osten, ins
Herzland des Reichs. Drei Monate später wurde in Schuscha gemeldet, dass er

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