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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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um die Perser ging)
tendenziös, entstellt oder schlicht und ergreifend falsch war, so war das Bild
der Welt, das sich daraus ergab, faszinierender, als Paruschjati je erahnt
hätte. Mit Begeisterung stürzte sie sich auf alles, was es zu lernen gab.
Wahrscheinlich war das der Grund, warum die anderen Mädchen in Susa sie für
verschroben hielten.
    Draußen im Hof stieg die Sonne immer höher. Allmählich
sickerte die Hitze sogar durch das dicke Mauerwerk des Palasts. Peithon
ignorierte Paruschjati weiterhin. Im Grunde war es eine Unverschämtheit, eine
Königin so zu behandeln. Am Hof des Großkönigs, dachte sie, wäre das ein Ding
der Unmöglichkeit gewesen. Entnervt zog sie in Erwägung, es einmal mit der von
Arridaios vorgeschlagenen Taktik zu versuchen, als Barsine mit Herakles an der
Hand erschien. Peithon ließ sie ebenso abblitzen wie zuvor Statira. Als Barsine
sich wieder zum Gehen wandte, fiel ihr Blick auf Paruschjati.
    „Paruschjati!“, rief sie und kam herüber, während Herakles
neben ihr herhüpfte. „Wie lange wartest du schon?“
    „Schon seit Stunden.“ Paruschjati musterte Herakles
interessiert. Vielleicht konnte man ja ihn dafür gewinnen, sich auf den Boden
zu werfen und zu schreien, bis Peithon sie endlich einließ.
    „Eine Unverschämtheit, dich so lange warten zu lassen. Du
siehst müde aus. Peithon ist Perdikkas’ Lakai, aber morgen hat mein Schwager
Ptolemaios Dienst, da können wir es noch einmal versuchen. Komm, ich lade dich
zu mir ein. Du siehst aus, als ob du eine Erfrischung brauchen könntest.“
    Erleichtert folgte Paruschjati Barsine nach draußen, wobei
sie weiter über Peithon, Perdikkas und die anderen arroganten Großtuer
herzogen, die glaubten, persischen Frauen trotz ihres königlichen Ranges ohne
Respekt begegnen zu können, wenn der König einmal nicht hinsah.
    Als sie den Hof überquert hatten und in das Gewirr von
Gängen eintauchten, sah Paruschjati unter einem Torbogen drei Männer stehen.
Sie standen eng zusammen und sprachen leise miteinander. Zwei davon wandten ihr
halb den Rücken zu, dennoch erkannte sie Kassandros und den Arzt Philippos. Den
dritten Mann konnte sie genau von vorn sehen: Anfang Dreißig, gut aussehend,
kastanienbrauner Lockenkopf.
    Paruschjati blieb stehen. Der Mann schien ihren Blick zu
spüren, er sah auf, erkannte sie offensichtlich und lächelte, wobei er eine
elegante Verbeugung andeutete. Medios, charmant und galant wie immer. Auch die
beiden anderen Männer wandten sich um und starrten Paruschjati an.
    „Was ist, Paruschjati?“, fragte Barsine besorgt. „Du siehst
aus, als hättest du Geister gesehen!“
    „Nearchos? Ausgeschlossen!“; sagte Barsine. „Er ist einer
von Alexanders ältesten Freunden. Und nicht nur das: Wenn der König stirbt,
fällt seine geliebte Arabien-Expedition ins Wasser, der Höhepunkt seiner
Karriere. Seit Monaten redet er über nichts anderes, du hast ihn ja selbst
erlebt. Nearchos wäre ein Idiot, wenn er Alexander ausgerechnet jetzt vergiften
würde.“
    „Vielleicht will er den Ruhm nicht mit ihm teilen!
Vielleicht ist er davon ausgegangen, dass die Expedition auch ohne den König
stattfindet, unter seinem alleinigen Kommando.“
    „Unsinn. Wenn der König stirbt, dann ist die Flottenfahrt
das Letzte, woran irgendjemand denkt, und Nearchos weiß das genau.“
    Paruschjati dachte an ihre Begegnung mit dem Flottenchef am
Morgen zurück. Er hatte erschüttert und aufgewühlt gewirkt, aber nicht
schuldbewusst. „Möglicherweise hat sich Ephippos’ Informant geirrt, was
Nearchos betrifft, aber auf dem Bankett bei Medios muss etwas vorgefallen sein.
Erinnerst du dich an unsere Fahrt zum Sommerpalast? Wie vehement Eumenes
bestritten hat, dass sich an dem Abend etwas Ungewöhnliches ereignet hat? Und
denk an das, was Nearchos selbst gesagt hat: dass das Fieber an den Tagen
jeweils zurückging, in den Nächten aber wiederkam. Seltsam, nicht wahr? Immer
wenn es dem König besser zu gehen schien, hatte er kurz darauf einen Rückfall.“
    „Das könnte ein ganz normaler Krankheitsverlauf sein“,
wandte Barsine ein.
    „Oder Ephippos hat recht und der König wird tatsächlich
langsam vergiftet. Wer wäre dazu in einer günstigeren Position als sein
Leibarzt?“
    „Alexander vertraut ihm vollkommen, er kennt ihn seit seiner
Jugend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der alte Philippos ihm nach dem
Leben trachten würde.“
    Paruschjati konnte es sich selbst kaum vorstellen. Gestern
noch war der Arzt bei ihr

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