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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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gewesen und hatte sie untersucht. Er hatte einen so
vertrauenswürdigen Eindruck gemacht, dass sie sich geschämt hatte, ihn
verdächtigt zu haben. „Was hatte er dann mit Kassandros und Medios zu
besprechen?“
    „Ich weiß es nicht, aber betrachte die Sache doch einmal
sachlich! An dem Abend bei Medios waren an die zwanzig Gäste anwesend, darunter
viele gute Freunde Alexanders. Und alle sollen an einem Komplott gegen ihn
beteiligt gewesen sein? Darunter ausgerechnet Nearchos, der Letzte, der ein
Interesse an Alexanders Tod hätte? Oder Philippos, der ihm schon viele Male das
Leben gerettet hat? Oder ein Ausbund an Tugend und Loyalität wie Eumenes?“
    „Wie ich schon sagte, vielleicht hat Ephippos’ Informant das
Ausmaß der Verschwörung überschätzt. Vielleicht waren nicht alle, die an dem
Abend anwesend waren, tatsächlich darin verwickelt. Aber was ist, wenn er
zumindest teilweise richtig liegt? Würdest du deine Hand für Kassandros ins
Feuer legen?“
    „Natürlich nicht.“
    „Oder für Medios?“
    „Schwer zu sagen. Über Medios hört man nicht allzu viel
Gutes. Er gilt als haltlos und liederlich, aber auch als loyaler Freund
Alexanders.“ Barsine überlegte. „Perdikkas, Ptolemaios, Leonnatos … nicht, dass
ich eine übertrieben hohe Meinung von den Herrschaften hätte – sie schrecken
vor wenig zurück, wenn es um ihre Karriere geht. Aber eine Verschwörung gegen
das Leben des Königs?“
    „Selbst wenn sie allesamt unschuldig sein sollten: Es gibt
genügend andere Verdächtige. Da sind zum Beispiel die Gesandtschaften, die
gestern fast die Palasttüren eingerannt haben. Die Hälfte von ihnen hat Grund,
dem König den Tod zu wünschen, vor allem die Athener. Und dann die Chaldäer,
erinnerst du dich? Wie war das mit dem seltsamen Vorfall bei dem Schiffsrennen,
mit dem Verrückten, der sich auf den Thron des Königs setzte? Und die Chaldäer
kennen sich mit geheimen Künsten aus, auch mit Gift.“
    „Das alles beweist im Grunde nichts“, beharrte Barsine. „Du
hast nur die Aussage deines Augenzeugen, und die kommt mir nicht sehr
glaubwürdig vor. Er will zwanzig Leute gleichzeitig im Auge behalten haben, und
das, während sich der König angeblich in Schmerzen wand und alle anderen nur
auf ihn achteten? Im Nachhinein ist es leicht, in einen ganz harmlosen Vorfall
alles Mögliche hineinzudeuten Der Mann war wahrscheinlich nicht viel nüchterner
als der König selbst.“
    „Trotzdem: Wenn auch nur die leiseste Möglichkeit besteht,
dass es eine Verschwörung gibt und der König langsam vergiftet wird, dann
müssen wir etwas unternehmen. Wir müssen zu ihm gehen und ihn warnen.“
    „Ohne Beweise? Er würde uns nicht glauben.“
    „Wir müssen es versuchen.“
    „Es heißt, er kann nicht mehr sprechen.“
    „Er kann schriftlich Befehle erteilen.“
    „Und wenn er bereits bewusstlos ist? Nein, wir müssen uns an
jemanden wenden, dem wir vertrauen können und der zugleich genügend Einfluss
besitzt, um etwas zu unternehmen.“
    „Und wer sollte das sein? Nearchos? Eumenes? Philippos?“
    Barsine schwieg.
    Schon
tagsüber war dieser Bereich am äußersten westlichen Ende des Alten Palasts
wenig besucht. Jetzt, mitten in der Nacht, lag er völlig verlassen da.
Geräuschlos folgten sie der vermummten Gestalt, die sich schwerfällig in der
Dunkelheit bewegte, durch das verwinkelte Gelände zwischen der Palastmauer und
der Festung am Flussufer, die sich wie ein düsterer Klotz gegen die Fluten des
Euphrats stemmte.
    Spät am Abend hatte sich Apama melden lassen, fast ohne
Begleitung und tief verschleiert. Nach längerem Hin und Her hatte Paruschjati
sich von ihr überreden lassen, mit ihr zu kommen, nur begleitet von Ischna,
Farnakia und Artaschura.
    Apama blieb stehen und warf einen vorsichtigen Blick um eine
halb zerfallene Ziegelmauer, Teil einer alten Befestigungsanlage, von der hier
und da noch Reste erhalten waren. Dann winkte sie und führte die anderen aus
dem Mauerschatten heraus. Das Mondlicht fiel auf das große Gebäude auf der
Südseite des Platzes, das ein Großkönig vor vielen Jahren hier hatte errichten
lassen. Es war ein Apadana, ein persischer Thronsaal, der mit seiner offenen
Vorhalle und den hohen, schlanken Säulen inmitten der wuchtigen babylonischen
Architektur wie ein Fremdkörper wirkte.
    Zwischen den Säulen bewegte sich ein Schatten. Ein
metallisches Klirren war zu hören. Paruschjati, die ihr Leben lang von
bewaffneten Wachen umgeben gewesen war, erkannte es

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