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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Fackeln, deren Licht auf den goldenen Beschlägen der Pfosten und Balken tanzte.
Die Zeltbahnen auf der Vorderseite waren hochgerollt und gaben den Blick ins
Innere frei. Trompeten schmetterten. Starr blickte Paruschjati auf die beiden
mittleren Pfosten des Festzelts, während der Brautzug sich ihnen näherte. Die
Eskorte blieb zurück. Erstaunt fühlte Paruschjati, wie Statira nach ihrer Hand
griff.
    „Was immer kommt, lass uns nicht vergessen, dass wir alle
Schwestern sind“, flüsterte Paruschjati und erwiderte den Druck der anderen
Hand.
    Dann hatten sie die Pfosten passiert. Das Zelt war groß wie
der Audienzsaal des Palasts. Die Wände waren mit farbenprächtigen Vorhängen
geschmückt, vor denen sich Tische, Stühle und Speiseliegen reihten. Davor
Männer, griechisch gekleidet und mit goldenen Kränzen auf dem Kopf; sie erhoben
sich, als die Frauen zum Klang des Hochzeitsliedes einzogen. Der Brautzug
durchquerte die ganze Tiefe des Zelts, hin zu dem Podest in der Mitte der
Stirnseite. Ein einzelner Mann stand darauf und blickte den Frauen entgegen. Er
war in Weiß, Purpur und Gold gekleidet – die Farben des Großkönigs.
    Vor dem Podest kam der Zug zum Stehen. Die Musik verstummte.
Trotz der vielen Menschen war es vollkommen still im Zelt. Chares, der
Oberhofmeister, trat vor und verkündete auf Griechisch: „Die Prinzessin
Stateira, Tochter des verstorbenen Großkönigs Dareios.“
    Der König schritt die Stufen herab. Er trat zu Statira, nahm
ihre Hand und küsste sie auf die Lippen. Dann führte er sie auf das Podest zu
einem der beiden Sessel, die rechts und links neben seiner Speiseliege standen.
Statiras Augen strahlen vor Stolz, als sie sich setzte, und ihre Wangen glühten
trotz der dick aufgetragenen Schminke in einem unvorteilhaften Rot. Endlich
hatte sie erreicht, wovon sie so viele Jahre geträumt hatte.
    „Die Prinzessin Parysatis, Tochter des verstorbenen
Großkönigs Artaxerxes Ochos.“
    Paruschjati zuckte zusammen, als sie Chares ihren Namen
rufen hörte. Bis dahin hatte sie alles wie in Trance über sich ergehen lassen,
nun kam ihr mit voller Wucht zu Bewusstsein, wo sie sich befand und was
geschah.
    Der König trat auf sie zu und lächelte. Es war viele Jahre
her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte. Er sah älter aus, aber nicht viel,
ansonsten war er unverändert. Nur seine Augen waren anders, starrer,
ausdrucksloser, und als er Paruschjati ansah, fand sie trotz seines Lächelns
kein Wiedererkennen darin. Der König küsste auch sie und führte sie zu dem
zweiten Sessel auf dem Podest.
    Die beiden Männer, deren Liegen unmittelbar rechts und links
vom Podest standen, traten auf die Frauen zu. Der eine, mit kurzen, dunklen
Locken und aristokratisch gebogener Nase, näherte sich Amaschtri. Das musste
Krateros sein, einer der angesehensten Heerführer des Königs. Der andere Mann
ging zu Drupati.
    Als der König mit seiner Armee aus Indien zurückgekehrt war
und bekannt gegeben hatte, dass er selbst sowie neunzig seiner Offiziere und
Würdenträger persische Frauen heiraten würden, hatte Paruschjati einen winzigen
Augenblick lang gehofft, dass Hephaistion ihr Bräutigam sein würde. Sie fühlte
einen Stich in der Herzgegend, als er Drupatis Hand nahm und ihre Lippen
küsste.
    So ging es der Reihe nach weiter. Chares verkündete den
Namen jeder Braut, ihr Bräutigam begrüßte sie mir einem Kuss und führte sie zu
seiner Liege, neben der sie sich auf einem Sessel niederließ. Paruschjati
kannte die meisten Frauen, doch von den Männern keinen einzigen. Sie wusste
nur, dass sie alle hochrangige makedonische Offiziere waren oder Griechen im
Dienst des Königs.
    Nachdem die letzten Brautpaare Platz genommen hatte,
betraten griechische Priester und persische Magier das Zelt. Jemand drückte
Paruschjati einen Becher mit Wein in die Hand. Zuerst traten die griechischen
Priester vor den König und seine beiden Bräute, hoben die Arme und sprachen ein
Gebet, um den Segen der Götter auf sie herabzurufen. Danach taten die Magier
dasselbe nach persischem Ritus. Der König wandte sich Statira zu, und beide
tranken. Danach tat er dasselbe bei Paruschjati.
    Die Priester und die Magier machten die Runde im Zelt, die
einen rechtsherum, die anderen in Gegenrichtung, und sprachen vor jedem Brautpaar
ihren Segen. Ihr Gemurmel wurde leiser, je weiter sie sich entfernten.
Paruschjati nippte an ihrem Becher und versuchte, nicht zu Hephaistion und
Drupati zu schauen. Stattdessen schielte sie zu Statira

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