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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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heute an würden sie
Rivalinnen sein, Gemahlinnen des Königs, die darum konkurrierten, ihm einen
Erben zu schenken.
    Paruschjati sah sich um zu Gambija, die mit Artakama hinter
ihr stand. Weiter hinten in der Schlange erkannte sie eine sichtlich übel
gelaunte Apama, Barsines Tochter Ilissa sowie Artaunisch, Barsines andere
Schwester. Und da war auch Barsine selbst – strahlend schön, als sei sie selbst
eine Braut. Sie kam zu Paruschjati herüber und breitete die Arme aus, als wolle
sie sie umarmen. Paruschjati zögerte, nur einen Augenblick, doch ihr Zögern
ließ Barsine mitten in der Bewegung erstarren.
    „Paruschjati! Ich wünsche dir viel Glück zu deiner
Hochzeit!“ Obwohl sie einander so viele Jahre nicht gesehen hatten, schien sich
Barsine kaum verändert zu haben. Nur die Fältchen in ihren Augenwinkeln hatten
sich vertieft. „Allen Segen dieser Welt! Ich freue mich so sehr für dich!“
    „Ich danke dir. Ich wünsche deiner Tochter und deinen beiden
Schwestern ebenfalls viel Glück.“ Noch während sie sprach, bemerkte
Paruschjati, wie förmlich und distanziert ihre Antwort ausgefallen war. Seit
Barsine im Gefolge des Königs in Susa eingetroffen war, hatten sie einander
meist nur von Weitem gesehen oder bei offiziellen Anlässen ein paar
nichtssagende Worte gewechselt. Jetzt, wo sie sich unverhofft gegenüberstanden,
war es, als ob sich eine unsichtbare Wand zwischen ihnen aufgebaut hatte.
    Barsines Lächeln wurde wehmütig, aber nur für einen
Augenblick. Dann beugte sie sich vor, legte die Arme um Paruschjati und küsste
sie auf die Wange. „Denk daran: Ich werde immer deine Freundin sein!“,
flüsterte sie ihr ins Ohr. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden, und
Paruschjati spürte einen Stich tiefen Bedauerns.
    Der Zug der Bräute hatte sich inzwischen formiert. In einer
Zweierreihe standen die jungen Frauen hintereinander, flankiert von aufgeregt
schnatternden Verwandten, die sie auf ihrem Zug geleiten würden. Einige Mütter
konnten noch immer nicht die Hände von ihren Töchtern lassen. Plötzlich ging
ein Raunen durch die Menge, die sich teilte, um eine hochgestellte Dame
hindurchzulassen.
    „Raukschana!“, rief Sissingambri. „Wie schön, dass du doch
noch gekommen bist.“
    „Ich erfülle meine Pflicht als rechtmäßige Gemahlin des
Königs!“ Raukschanas Augen funkelten kämpferisch.
    „Dann führe mit uns den Hochzeitszug an. Nimm den Platz
neben Paruschjati ein, Barschina soll neben meiner Enkelin gehen. Frataguna, es
macht dir doch nichts aus, oder?
    „Natürlich nicht“, erwiderte Frataguna mit etwas gezwungenem
Lächeln und trat zur Seite. Auch Barsine war anzusehen, dass sie lieber an der
Seite ihrer Tochter geblieben wäre. Doch es war bezeichnend für die natürliche Güte
der alten Frau, auf diesem Weg auch sie und Raukschana als rechtmäßige
Königsgemahlinnen anzuerkennen. So fand sich Paruschjati ausgerechnet zwischen
Statira und Raukschana wieder, den beiden Frauen, die von nun an ihre
schärfsten Rivalinnen sein würden.
    „Morgen werdet ihr alle Schwestern sein“, sagte die
Königinmutter, als sich der Zug in Bewegung setzte. Sissingambri führte ihn
persönlich mit der Hochzeitsfackel an, als sei sie die Mutter aller Bräute, die
ihr folgten.
    Paruschjati blickte starr geradeaus. Der Zug passierte das
Portal und trat hinaus auf den Innenhof. Draußen war es inzwischen beinahe
Nacht geworden, und doch schien der Hof von Fackeln und Lampen fast taghell
erleuchtet zu sein. Überall drängten sich Frauen – Verwandte der Bräute, Palastdamen,
Dienerinnen. Alle sangen Hochzeitslieder, riefen Segenswünsche, ließen Blumen
auf die Bräute niederregnen.
    Die Prozession zog durch Säle und Höfe hinaus auf die
Palastterrasse. Die Königlichen Schildträger standen Spalier und trennten den
Brautzug von der Menge. Die Tonlage der Stimmen veränderte sich, wurde dunkler,
weniger weiblich. Statt der Frauen übernahmen männliche Verwandte das Geleit.
Plötzlich war Vidarna neben Paruschjati. Er lächelte sie an und sagte etwas,
was im Tosen der Menge unterging. Also lächelte sie einfach zurück und
erwiderte nichts. Die Zeit schien sich auf mysteriöse Weise zu dehnen. Das
Gebrause rechts und links kam wie aus weiter Ferne, das Bild der jubelnden
Menge verschwamm vor ihren Augen. Wie in Trance setzte sie einen Fuß vor den
anderen.
    Die ersten Zelte kamen in Sicht. Sie bildeten einen
viereckigen Hof mit einem riesigen Festzelt in der Mitte, hell erleuchtet

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