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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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schon Perdikkas nicht vertraut, aber
Meleagros ist unberechenbar. Vielleicht bringen sich die beiden gegenseitig
um!“ Vidarnas Gesicht hellte sich auf. „Das wäre überhaupt die Lösung! Wenn wir
Glück haben, rotten sich die verdammten Barbaren gegenseitig aus.“
    Auch an diesem Morgen kam es wieder zu Aufruhr im Alten
Palast. Bewaffnete rotteten sich in den Höfen zusammen und zogen lärmend zum
Thronsaal, und wieder verrammelten sich die Frauen in ihren Gemächern. Würden
Meleagros und seine Bande nun endlich kommen und alles abschlachten, was nicht
makedonisch aussah? Oder konnte es sein, fragte sich Paruschjati plötzlich,
dass Bisthan seinen aberwitzigen Aufstand entfesselt hatte?
    Einige Zeit später erschien Peukestas und versicherte, dass
im Alten Palast wieder Ruhe herrschte.
    „Was bei allen bösen Geistern war denn los?“, fragte
Vidarna. „Hat Meleagros wieder einmal die Meute aufgehetzt?“
    „Nein, diesmal steckte zur Abwechslung nicht er hinter dem
Aufruhr“, antwortete Peukestas. „Im Gegenteil: Die Phalangiten haben von dem
nächtlichen Überfall auf Perdikkas erfahren. Viele waren darüber empört, sogar
die, die ihn von ganzem Herzen verabscheuen. Sie haben den Alten Palast gestürmt,
um Meleagros zur Rede zu stellen.“
    „Und? Haben sie ihn erledigt?“
    Peukestas lachte. „Leider nein. Zu seiner Verteidigung
brachte er vor, nicht er habe den Überfall befohlen, sondern der ‚König‘.
Arridaios wiederum erklärte ganz naiv, er habe den Befehl nur gegeben, weil
Meleagros es ihm so gesagt habe. Bis dahin haben sich viele Soldaten
eingeredet, dass die Gerüchte über Arridaios’ … Probleme übertrieben seien,
aber jetzt wird ihnen allmählich klar, dass ihr sogenannter König nur
Meleagros’ willenloses Spielzeug ist.“
    Vielleicht hatte die erneute Schlappe ihm einen Dämpfer
versetzt, vielleicht aber hatte Meleagros auch nur genug von seiner Rolle als
Rebellenführer und zog stattdessen die des seriösen Staatenlenkers vor.
Jedenfalls fand im Thronsaal eine Reihe von Audienzen statt, bei denen
ausländische Gesandtschaften sowie Abordnungen aus den Tempeln Babylons dem
neuen König ihre Aufwartung machen konnten. Infolgedessen kehrte im Palast
endlich so etwas wie Ruhe ein. Bald darauf schickte Oberhofmeister Chares eine
Nachricht in den Neuen Palast, den Frauen des Königs solle Gelegenheit gegeben
werden, Abschied von ihm zu nehmen.
    „Ich komme nicht mit“, erklärte Paruschjati, die
zusammengerollt auf ihrem Bett lag und ihrer Schwester hartnäckig den Rücken zuwandte.
„Ich habe schon gestern Abschied genommen. Warum soll ich inmitten einer
schnatternden Schar an der Bahre vorbeiparadieren? Da können keine echten
Gefühlen aufkommen.“
    „Darum geht es nicht“, beharrte Frataguna. „Dies ist ein
offizieller Akt, bei dem deine Anwesenheit unumgänglich ist, das weißt du
genau. Also steh gefälligst auf und mach dich fertig. Oder willst du Statira
und Raukschana das Feld überlassen?“
    „Was für eine Rolle spielt das noch? Die Welt hat andere
Sorgen. Niemand interessiert sich für die albernen Eifersüchteleien einer
Handvoll Frauen. Außerdem“, sagte Paruschjati und hielt sich den Bauch, „geht
es mir nicht gut.“
    „Wenn ihr wieder schlecht ist, sollte sie besser nicht
aufstehen“, mischte sich Mannuja ein.
    „Ist es so schlimm?“, fragte Frataguna erschrocken. „Warum
hast du nichts gesagt? Soll ich den Arzt kommen lassen?“
    „Es geht schon“, beteuerte Paruschjati hastig. Auf keinen
Fall wollte sie, dass Frataguna sich wieder Sorgen machte. „Wenn es unbedingt
sein muss, dann komme ich eben mit.“
    Sie setzte sich auf und ließ sich von Mannuja aus dem Bett
helfen. Tapfer kämpfte sie gegen die sich sofort verstärkende Übelkeit an und
befahl den Kammerfrauen, sie fertig zu machen. Dem Anlass entsprechend zog sie
ein schwarzes Trauergewand an. Ihre Haare ließ sie offen und ungekämmt. Mannuja
brachte Asche vom Herd in der Küche und streute sie über Paruschjatis Haar,
dann beschmierte sie damit ihr Gesicht. Inzwischen taten Frataguna und Faiduma
dasselbe bei sich, bis sie alle zum Beweis ihrer Trauer wie Bettlerinnen
aussahen.
    Als sie die große Halle betraten, fanden sie sie
buchstäblich schwarz von Frauen vor – von Frauen in schwarzen Trauergewändern;
königlichen Konkubinen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten im Palast lebten
und es sich nicht nehmen lassen wollten, dem verstorbenen König die letzte Ehre
zu erweisen. Von den

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