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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Palast,
konnte Paruschjati in dessen Höfen eine Unzahl kleiner Punkte flackern sehen.
Die Lagerfeuer von Meleagros’ Anhängern. Deren Geschrei drang bis zu ihr
herüber. Immer wenn es anschwoll, fürchtete sie, dass es nun so weit war – nun
würden Meleagros’ Männer sich aufmachen und den Palast plündern. Doch dann ließ
der Lärm jedes Mal wieder nach, und Paruschjati fasste neue Hoffnung. Wenn sie
sich umdrehte und nach Norden blickte, konnte sie einen hellen Widerschein am
Himmel ausmachen. Vielleicht war es Einbildung, doch sie glaubte, dass er von
den Feuern ausging, an denen Ptolemaios und Leonnatos mit ihren Leuten
lagerten.
    Der Machtkamp war offen ausgebrochen. Paruschjati saß in der
Falle, wie auch die anderen Frauen im Palast, und wieder einmal musste sie um
ihr Leben bangen. Von Bisthan hatte sie nichts mehr gehört. Sie fragte sich, ob
er das Zerwürfnis seiner Feinde zum Losschlagen nutzen würde, als sie plötzlich
einen dumpfen Druck im Unterleib spürte. Nachträglich wurde ihr klar, dass er
schon seit Stunden da gewesen war, doch vor Anspannung hatte sie ihn nicht zur
Kenntnis genommen. Nun drängte er sich mit voller Stärke in ihr Bewusstsein. Jetzt
kommt die Übelkeit schon am Abend, dachte sie entnervt.

15
Babylon, 30. Daisios
    „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan vor Sorge“,
verkündete Frataguna außer Atem. „Als ich von dem Aufruhr hörte, wollte ich
sofort zu dir in den Palast kommen, aber gestern war auf den Straßen einfach
kein Durchkommen – überall aufgebrachte Soldaten und neugierige Einheimische.
Geht es dir gut? Was ist mit deiner Schwangerschaft? Stimmt es, dass sie den
Verrückten zum König machen wollen?“
    Noch bevor die Sonne aufgegangen war, war Frataguna in ihr
Schlafzimmer gestürmt, doch da Paruschjati in dieser Nacht ohnehin keinen
Schlaf gefunden hatte, machte ihr der Überfall zu nachtschlafender Zeit nicht
mehr viel aus. Weit mehr störte sie die Übelkeit, die an diesem Morgen einfach
nicht weggehen wollte. Die Beschwerden fühlten sich anders an als sonst – ein
unangenehmes Ziehen im Unterleib.
    „‚König Philipp‘ – dass ich nicht lache!“, ereiferte sich
Vidarna. „Ich begreife nicht, was in diese verdammten Barbaren gefahren ist.
Wollen sie wirklich einen sabbernden Idioten als König?“
    „Arridaios ist kein Idiot“, stellte Paruschjati richtig. Zum
hundertsten Mal versuchte sie sich so hinzusetzen, dass ihr Unterleib sich
nicht anfühlte, als steche jemand mit einem Stock hinein. „Genau das ist das
Problem. Auf den ersten Blick wirkt er ganz normal, man muss schon genauer
hinsehen, um zu bemerken, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Als ich ihn gestern
bei dem Aufruhr an der Bahre im königlichen Ornat sah, dachte ich zunächst, er
sei König Alexander, wenn auch nur für einen Augenblick. Ich glaube nicht, dass
die einfachen Soldaten sich über seinen wahren Zustand im Klaren sind.“
    „An der Bahre?“, fragte Frataguna erschrocken. „Warst du
etwa bei dieser Schreckensszene dabei? Vidarna, wie konntest du zulassen, dass
sie sich derartig in Gefahr begibt?“
    Vidarna wurde rot. „Ich wusste nichts davon, sonst hätte ich
es natürlich verhindert. Sicher war das alles wieder einmal Barschinas Idee
...“
    Die Tür sprang auf, und noch ehe ein Eunuch Besuch melden
konnte, stürmte Gambija herein, womöglich noch aufgeregter und atemloser als
Frataguna. „Heute Nacht haben sie versucht, Perdikkas zu töten!“
    Dankbar für die Ablenkung, rief Vidarna: „Perdikkas? Töten?
Was ist passiert?“
    „Mitten in der Nacht tauchte plötzlich eine bewaffnete Bande
mit Fackeln vor unserem Haus auf“, berichtete Gambija. „Sie verlangten,
Perdikkas solle sofort in den Palast kommen, auf Befehl des Königs. Wenn er
nicht freiwillig mitkomme, dann eben mit Gewalt.“
    „Auf Befehl des Königs?“ Vidarna schnaubte verächtlich.
„Wohl eher auf den von Meleagros.“
    „Das war Perdikkas natürlich klar. Er schrie, er werde einen
Dreck tun und sie seien alle Lakaien von Meleagros. Obwohl er kaum Leute bei
sich hatte, nur eine Handvoll Pagen, warf er sich den Angreifern am Tor unseres
Hauses entgegen und jagte sie davon.“
    „Perdikkas mag ein Dreckskerl sein“, sagte Vidarna, „aber
Mut hat er, das muss man ihm lassen. Wo ist er jetzt?“
    „Draußen vor der Stadt. Er ist noch in der Nacht zu
Leonnatos und Ptolemaios geflohen.“
    „Auf jeden Fall ist die Situation jetzt noch schwerer
einzuschätzen als zuvor. Ich habe

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