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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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überschritten und wasserlose Wüsten durchquert. Alle
Gefahren haben wir gemeinsam bestanden, alle Feinde bezwungen. Und nun, kaum
dass Alexander tot ist, fallen wir übereinander her wie tollwütige Hunde?“
Attalos ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. „Perdikkas, Ptolemaios,
Leonnatos, widersetzt euch nicht länger dem Willen des Volkes! Legt eure Waffen
nieder, so wie ich und meine Leute es tun werden. Dann wird niemandem in diesem
Raum auch nur ein Haar gekrümmt. Ich bürge dafür!“
    Attalos legte Helm, Speer und Schild auf den Boden, dann
schnallte er seinen Schwertgurt auf und warf die Waffe daneben. Die Männer in
seiner Nähe, wahrscheinlich Soldaten aus seiner Taxis, taten es ihm nach.
    Aller Augen waren nun auf Perdikkas gerichtet. Er zögerte,
und die Anspannung wuchs. Dann, ganz langsam, begann er, seine Waffen
abzulegen, ohne dabei die Augen von Meleagros zu lassen. Noch ein Augenblick,
dann folgten Ptolemaios und Leonnatos seinem Beispiel. Nach und nach legten
alle Soldaten im Raum ihre Waffen nieder, bis als Einziger noch Meleagros in
Waffen da stand.
    Attalos wandte sich wieder an Perdikkas und die Offiziere an
seiner Seite. „Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Niemandem in
diesem Raum wird etwas geschehen.“ Dann wandte er sich fast drohend an
Meleagros. „Nicht wahr, Meleagros?“
    Auf Meleagros’ Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab, aus
seinen Augen, die noch immer starr auf Perdikkas gerichtet waren, sprach
blanker Hass. Doch er setzte ein Lächeln auf, so abstoßend wie das einer Hyäne.
„Natürlich. Bleibt heute Nacht hier bei der Bahre, und ich garantiere euch,
dass ihr vor dem Zorn des Volkes sicher seid.“
    Er drehte sich um und ging, und einer nach dem anderen
folgten ihm seine Anhänger. Arridaios, nein, „König Philipp“, hatte die ganze
Zeit über steif wie eine Puppe aus Holz dagestanden. Auf Paruschjati wirkte er
fast wie ein Kind. Attalos und ein weiterer Offizier nahmen ihn in die Mitte
und führten ihn aus dem Saal.
    Sobald die letzten von Meleagros’ Anhängern verschwunden
waren, wurden die Türen wieder geschlossen. Leonnatos trat gegen seine Waffen
auf dem Boden. „Verdammter Mist!“, brüllte er und trat noch einmal zu, dass es
schepperte. „Verdammter, elender Dreck! Das stinkt wie die Scheiße von hundert
verlausten Harpyien! Was zum Hades machen wir jetzt?“
    Ptolemaios, pragmatischer eingestellt, hatte bereits
begonnen, seine Waffen aufzusammeln. „Jedenfalls nicht hierbleiben! Attalos
vertraue ich, aber Meleagros ist so glaubwürdig wie ein tollwütiger
Straßenköter. Wir müssen von hier verschwinden, und das so schnell wie möglich.
Am besten, wir schlagen uns durch bis zum Euphrat, und dann raus aus der Stadt.“
    „Meleagros und seinen Lakaien das Feld überlassen?“
Perdikkas knirschte so laut mit den Zähnen, dass Paruschjati es hörte.
„Niemals!“
    „Ptolemaios hat recht!“, sagte Eumenes. Von einem Augenblick
zum anderen war er da. Paruschjati wusste nicht, ob er mit den Männern um
Perdikkas gekommen war oder erst mit deren Gegnern. Wahrscheinlich konnte das
keiner sagen – niemand achtete auf Eumenes, wenn der Raum voller aufgebrachter
Bewaffneter war. „Meleagros hat Blut geleckt, die Macht ist für ihn jetzt zum Greifen
nah. Er wird nicht eher ruhen, bis er jeden Gegner aus dem Weg geräumt hat.
Hier im Palast seid ihr nicht sicher.“
    „Was will der Schreibtischhengst hier?“, zischte Peithon
verächtlich. „Schmeißt ihn raus.“
    „Nein“, widersprach Ptolemaios. „Er soll weiterreden.“
    Eumenes fuhr fort: „Dank Attalos hat Meleagros eben klein
beigeben müssen, aber wer weiß, wozu sich seine Anhänger noch aufstacheln
lassen? Ihr solltet tun, was Ptolemaios gesagt hat. Verlasst den Palast,
verlasst am besten die ganze Stadt und sammelt eure Kräfte draußen vor den
Mauern. Die Phalangiten hören jetzt auf Meleagros, doch das kann sich schnell
ändern, wenn sie merken, was von ihm und seinem ‚König Philipp‘ zu halten ist.“
    Die meisten waren dafür, Eumenes’ Rat zu befolgen, nur Perdikkas
sträubte sich. „Es gefällt mir nicht, diesem Mistkerl das Feld zu überlassen.“
    „Dann bleib einfach hier“, sagte Eumenes. „Nicht im Palast,
hier ist es zu gefährlich, sondern in deinem Haus in der Stadt. Nimm ein paar
von den Königspagen zu deinem Schutz mit. Durch dein Bleiben signalisierst du
den Phalangiten, dass du ihnen die Hand reichen willst. Vielleicht gelingt es
dir, Attalos

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