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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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bist“, sagte er zu Paruschjati. „Bist du bereit für eine schlechte
Nachricht?“
    Paruschjati nickte stumm. Schweiß stand ihr auf der Stirn,
nur mit Mühe ließ sich die stickige Luft in ihre Lunge saugen. Ein
unangenehmer, süßlicher Geruch hing darin.
    Seleukos zeigte auf den Apadana. „Ich weiß nicht, wie ich es
dir schonend beibringen soll, deshalb sage ich ganz einfach, wie es ist: Dort
drinnen liegen etwa fünfzig Tote, die alle eines gewaltsamen Todes gestorben
sind.“ Er ließ ihr einen Augenblick Zeit, das zu verkraften. „Wir wissen nicht,
wer sie sind, noch wer ihnen das angetan hat. Doch sie sind alle persisch
gekleidet. Vielleicht kannst du sie dir ansehen und uns sagen, ob du den einen
oder anderen erkennst.“
    „Ausgeschlossen!“, sagte Frataguna. „Die Königin geht nicht
in dieses stinkende Loch, um fünfzig verwesende Leichen zu begutachten.“
    „Schon gut“, beschwichtigte Paruschjati ihre Schwester und
wandte sich dann an Seleukos. „Ich werde sie mir ansehen.“
    Seleukos ließ sich eine Fackel reichen. Er und Eumenes
führten Paruschjati ins Innere des Apadana. Der Gestank war überwältigend, ein
zum Erbrechen reizender Brodem von Fäulnis. Doch darunter lag etwas anderes,
etwas, was Paruschjati nur zu gut kannte: der Geruch von Blut. Ischna reichte
ihr ein Tuch, das sie sich fest auf Mund und Nase presste und nur lockerte,
wenn die Atemnot sie dazu zwang.
    Gleich hinter den Säulen der Vorhalle fanden sie den ersten
Toten. Er lag auf dem Rücken. Im dämmrigen Licht erkannte Paruschjati, dass
Oberkörper und Arme mit klaffenden Wunden übersät waren. Seleukos hielt die
Fackel an das Gesicht. Es war aufgedunsen und blutverkrustet, doch Paruschjati
war sich sicher, es noch nie zuvor gesehen zu haben. Sie machte eine verneinende
Geste.
    Überall in der Halle lagen Tote, verstümmelt und
blutüberströmt, die meisten noch mit Waffen in den erstarrten Händen. Trotz der
tiefen Wunden war erstaunlich wenig Blut zu sehen. Diese Männer, erkannte
Paruschjati, waren nicht hier gestorben, ihre Leichen waren hierhergeschafft
worden. Dafür sprach auch, dass sie säuberlich in Reih und Glied ausgerichtet
lagen.
    Sie erkannte keinen von ihnen, bis sie auf einen besonders
schlimm zugerichteten Leichnam stieß. Seine linke Gesichtshälfte war von
Schwerthieben zerhackt, doch seine Züge waren noch zu erkennen. Sie zwang sich,
keinerlei Reaktion zu zeigen, und ging weiter zum nächsten Toten. Als sie mit
der Halle fertig waren, durchsuchten sie auch die angrenzenden Nebenräume. Die
Zahl der Toten schien kein Ende zu nehmen, doch außer Bisthan erkannte sie
niemanden.
    Als sie schließlich wieder ins Freie trat, konnte sie sich
kaum noch auf den Beinen halten. Sofort kamen Frataguna und Mannuja und
stützten sie, führten sie behutsam fort vom wabernden Gestank der Halle,
während sie langsam versuchte, wieder normal zu atmen. Trotz der Hitze fühlte
sich der Schweiß, der ihr von der Stirn in die Augen rann, eiskalt an. Sie
glaubte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen.
    „Hast du jemanden erkannt?“, fragte Seleukos.
    „Nein.“ Nur nichts anmerken lassen.
    „Bist du sicher?“, hakte Eumenes nach.
    „Ich kenne niemanden von ihnen.“ Irrte sie sich, oder
verbarg sich hinter Eumenes’ höflicher Miene eine Spur von Misstrauen?
    „Das reicht jetzt“, schritt Frataguna ein. „Seht ihr nicht,
dass die Königin kurz vor dem Zusammenbrechen ist?“
    Plötzlich krümmte sich Paruschjati zusammen. Ihr Unterleib
wand sich in Krämpfen, und das Stechen wurde unerträglich. Es war schon die
ganze Zeit da gewesen, doch sie hatte es ignoriert, bis es nun schließlich
alles andere überdeckend an die Oberfläche drängte. Sie presste die Fäuste
gegen den Bauch, und ihr wurde schwarz vor Augen.

16
Babylon, 1. Panemos
    Manchmal stieg sie aus der Tiefe absoluter Finsternis empor
und öffnete die Augen, ohne zu erkennen, wo sie war. Helles Licht fiel von
draußen in den Raum, dann wieder wurde das Dunkel um sie herum nur von einem
schwachen Lichtschein erhellt. Immer wieder versank sie in bizarren Träumen, zu
zusammenhanglos, um in Erinnerung zu bleiben. Andere Träume, quälend und sich
ständig wiederholend, brachten sie näher an die Oberfläche, bis an die Grenze
zum Erwachen, ehe sie wieder in traumloser Dunkelheit versank.
    Das ständige Auf und Ab zehrte an ihr. In ihren wacheren
Momenten verspürte sie ein abgrundtiefes Gefühl der Erschöpfung, und nur der
wie Feuer brennende

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