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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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lang genug
seine miserablen Manieren ertragen, seine Geringschätzung für mich und …“
    „Was ist passiert?“, fragte Paruschjati, die kein Wort
verstand.
    Faiduma, fast so empört wie Gambija selbst, antwortete:
„Perdikkas hat sie abserviert, das ist los.“ Sie hatte den Arm um ihre Cousine
gelegt und tätschelte solidarisch deren Schulter.
    „Abserviert?“
    „Perdikkas will eine von Antipatros’ Töchtern heiraten“,
erläuterte Frataguna. „Das Ganze hat natürlich politische Hintergründe. Ich nehme
an, er und Kassandros sind sich schon einig geworden.“
    „Und was das Gemeinste ist: Er hat sie rausgeschmissen!“,
rief Faiduma.
    „Rausgeschmissen?“, fragte Paruschjati bestürzt. Eine Frau,
die sich nichts zuschulden hatte kommen lassen, so einfach vor die Tür zu
setzen, war sogar für Perdikkas’ Verhältnisse schlechter Stil.
    „Das hat er natürlich nicht“, korrigierte Frataguna. „Er
möchte nur, dass sie so schnell wie möglich nach Mada aufbricht, schon in den
nächsten Tagen. Ich schätze, Kassandros hat darauf bestanden, als Beweis, dass
es Perdikkas wirklich ernst ist.“
    „Ich gehe nicht wieder in sein Haus zurück“, sagte Gambija
schluchzend zu Paruschjati. „Wenn er mich unbedingt loswerden will, dann gleich
auf der Stelle. Ich werde hier bei dir bleiben. Dann muss ich wenigstens nicht
mehr Atalante ertragen, diese grässliche Gewitterziege.“
    „Nein“, sagte Paruschjati entschlossen. „Du kannst nicht bei
mir bleiben. Du gehst sofort nach Hause und sagst Perdikkas, dass du gleich
morgen früh zu deinem Vater aufbrichst. Er soll gefälligst für angemessenen
Schutz sorgen und eine Eskorte bereitstellen, die dich sicher nach Mada
begleitet.“
    „Aber ich will nicht mehr nach Hause, ich will nicht mit
Perdikkas reden, ich will hier bei dir bleiben und …“
    „Gambija“, sagte Paruschjati und nahm die Hand ihrer Nichte.
„Du kannst nicht hier bleiben, weil ich selbst nicht bleiben werde.“
    Vielleicht, dachte sie, hatte eine wohlwollende Gottheit ihr
einen Wink geben wollen. Apama war unerreichbar, und so war die Flucht nach
Medien der beste Kompromiss: Dort würde Paruschjati in Sicherheit sein, ohne
zugleich alle Hoffnungen für ihren Sohn aufgeben zu müssen. Die Entscheidung
war also gefallen, sie hatte sich sozusagen von selbst ergeben.
    „Ich werde mit dir kommen, aber ganz allein. Nur Mannuja
wird mich begleiten. Nein, Frataguna, widersprich mir nicht. Ich werde mich als
Dienerin verkleiden und mich unter Gambijas Gefolge mischen.“ Sie nahm auch
noch Gambijas andere Hand. „Hier in Babylon bin ich in Lebensgefahr, aber mit
deiner Hilfe kann ich aus der Stadt entkommen. Wirst du mir helfen?“
    Verblüfft starrte Gambija sie an, dann zeichnete sich ein
verschwörerisches Lächeln auf ihrem Gesicht ab, das in fast komischem Gegensatz
zu ihren verweinten Augen und ihrer roten Nase stand. „Natürlich helfe ich dir!
Ich gehe zu Perdikkas und verlange, was du gesagt hast. Wenn er nicht
einverstanden ist, schlage ich einen solchen Krach, wie er und Atalante ihn
noch nie zuvor erlebt haben. Er wird nachgeben, schließlich ist er immer so um
seinen Ruf besorgt.“ Sie zog die Nase hoch. „Die ganze Zeit habe ich mich von
ihm und seiner Schwester herumschubsen lassen, aber zum Schluss sollen sie mich
noch richtig kennen lernen.“
    Paruschjati erwiderte Gambijas Lächeln. Ihr gefiel der
Gedanke, dass Perdikkas höchstpersönlich ihr eine angemessene Eskorte stellen
würde.
    Das dunkle Wasser des Euphrats schlug mit leisem Plätschern
gegen den Kai und die Bordwand der geräumigen Barke, die mit gerefftem Segel an
ihm festgemacht hatte. Es war wieder bewölkt in dieser Nacht. Weder Mond noch
Sterne waren zu sehen. Jetzt, kurz vor Mitternacht, stieg sogar, was selten in
Babylon vorkam, ein leichter Nebel vom Wasser auf und legte sich wie ein
milchiger Schleier über die Szenerie – ideale Voraussetzungen für ein geheimes Vorhaben
wie dieses. Dienerinnen und Eunuchen liefen über den Landesteg und brachten
Gepäck an Bord. Niemand redete ein Wort, und die Schritte der Menschen auf den
hölzernen Planken klangen im Nebel seltsam gedämpft.
    Bei Einbruch der Dunkelheit war eine Nachricht von Barsine
gekommen. „Drei Stunden nach Sonnenuntergang. Kommst du mit mir?“
    Frataguna und Mannuja war klar gewesen, dass Paruschjati
sich durch nichts auf der Welt davon abhalten lassen würde, von Barsine
Abschied zu nehmen. Also hatten sie gar nicht erst versucht,

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