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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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war dort bis vor Kurzem Kschatrapavan. Er ist noch von deinem Vater,
Großkönig Artakschatra, eingesetzt worden.“
    „Ach ja, richtig. Paruschjati, willst du wissen, wie es dazu
gekommen ist?“ Damaspia lächelte ihrer Tochter zu, und als sie nickte, fuhr sie
fort: „Vor vielen Jahren lebte in den Bergen im Norden ein Volk von Barbaren.
Die Kadusch überfielen die Dörfer in der Ebene, sie plünderten und raubten,
brannten die Häuser nieder und töteten viele Menschen. Da sammelte dein Vater,
der Großkönig, ein Heer gegen sie. Der Häuptling der Barbaren forderte unsere
Krieger zum Zweikampf heraus. Doch niemand meldete sich, denn er überragte die
größten Männer unseres Heeres um einen ganzen Kopf. Da trat einer der
Heerführer des Großkönigs vor. Sein Name war Gaudamanusch. Er besaß als
Einziger den Mut, die Herausforderung anzunehmen. Gaudamanusch besiegte den
Barbarenhäuptling und tötete ihn. Die Kadusch flohen in die Berge und kamen
niemals wieder.“
    „Gaudamanusch ist mein Sohn“, erläuterte Sissingambri. „Das
war sein Name, bevor er Großkönig wurde. Als Lohn für seinen Sieg ernannte dein
Vater ihn zum Kschatrapavan von Armina.“
    „Dein Sohn ist ein tapferer und mutiger Mann.“ Damaspias
Stimme hatte sich unmerklich verändert. „Er wird ein starker Großkönig sein,
der wieder für Frieden und Ordnung im Reich sorgen wird.“
    Sissingambri hob Paruschjati von ihrem Schoß und stellte sie
auf die Füße. Ihre Stimme klang beiläufig. „Statira, meine Liebe, die kleine
Paruschjati muss im gleichen Alter sein wie deine ältere Tochter. Willst du die
beiden nicht bekannt machen? Vielleicht können sie Freundinnen werden.“
    Statira stand auf. Sie wirkte erleichtert, offenbar hatte
die Erzählung sie gelangweilt. Sie nahm Paruschjati an die Hand du trat mit ihr
in den Schatten der Pappeln, die eine mit Blumen bestandene Wiese umgaben. Ein
paar Frauen und Mädchen spielten dort mit einem kleinen Jungen, der vor Freude
kreischend umhertollte.
    „Mein Sohn Vahauka“, erklärte Statira stolz. „Der Erbe des
Großkönigs. Und das sind meine Töchter Statira und Drupati und meine Nichte
Amaschtri. Kinder, hört mit dem Geschrei auf, ich möchte euch jemanden
vorstellen. Das hier ist eure Cousine Paruschjati. Ihr müsst nett zu ihr sein,
ihr Vater ist gerade gestorben.“ Damit ließ sie sich auf einem Stuhl nieder,
und eine Dienerin begann, ihr die Haare zu bürsten. Statira schloss die Augen,
hielt ihr Gesicht in die Sonne und beachtete die Kinder nicht mehr.
    „Ich habe schon von dir gehört“, sagte das Mädchen, das als
Amaschtri vorgestellt worden war. „Bist du wirklich die Tochter des
Großkönigs?“
    „Unsinn“, fauchte das größere der beiden anderen Mädchen,
das wie seine Mutter Statira hieß. „Sie war nicht seine Tochter, sondern nur
seine Schwester, und außerdem ist er jetzt tot und deshalb nicht mehr
Großkönig. Das ist jetzt mein Vater. Also bin ich die Tochter des
Großkönigs, niemand sonst!“
    „Ach, und was ist mir deiner Schwester?“, erlaubte sich
Paruschjati zu fragen.
    „Ich auch!“, rief das kleinste der drei Mädchen. „Ich bin
jetzt auch die Tochter des Großkönigs!“
    „Von mir aus“, räumte Statira notgedrungen ein und warf
Paruschjati einen unfreundlichen Blick zu.
    Statira und Amaschtri waren in Paruschjatis Alter, die
kleine Drupati musste ein oder zwei Jahre jünger sein. Amaschtri war eine
Nichte des Großkönigs, die Tochter seines jüngeren Bruders Okschatra. Die
Mädchen und der kleine Vahauka tobten weiter ausgelassen im Park, doch
Paruschjati konnte sich nicht richtig auf das Spiel konzentrieren. Immer wieder
wanderten ihre Augen hinüber zum Wasserbecken, wo ihre Mutter und Sissingambri saßen
und immer noch miteinander sprachen. Sogar aus der Entfernung konnte
Paruschjati erkennen, dass die Gesichter der beiden Frauen ernst waren.
    Endlich stand Damaspia auf und winkte ihre Tochter zu sich.
Sissingambris Gesicht war aschfahl geworden, und ihre langen, dünnen Finger
umklammerten die Lehnen ihres Sessels. Bevor sie gingen, verbeugte sich
Damaspia noch einmal vor ihr.
    „Denke an das, was ich dir gesagt habe. Damit es deinem
Sohn, dem Großkönig, nicht ergeht, wie es meinem Sohn, dem Großkönig, ergangen
ist.“

Babylon, 18. Daisios
    „Ich wusste es: Du bist schwanger!“
    Fratagunas Stimme vibrierte vor freudiger Erregung, die
Paruschjati beim besten Willen nicht teilen konnte. Obwohl ihre Träume in
dieser Nacht nicht

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