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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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der seinerzeit den Auftrag erhalten
hatte, das Grab wieder instand zu setzen. Er war Grieche, und Barsine und
Paruschjati kannten ihn seit vielen Jahren. „Aristobulos sagte mir, die Magier,
die für den Totenkult zuständig waren, seien unter der Folter verhört worden.
Keiner von ihnen hat Orschin beschuldigt. Es konnte nie geklärt werden, wer für
die Plünderung verantwortlich war.“
    „Selbst wenn Orschin tatsächlich nichts mit der Sache zu tun
gehabt haben sollte, hatte er genügend andere Schandtaten auf dem Kerbholz.
Alexander hätte ihn auf jeden Fall hinrichten lassen, auch ohne Bagauvas
Einflüsterungen.“
    „Vermutlich“, gab Paruschjati zu. „Doch es gab Gerüchte,
dass Bagauva Zeugen bestochen hat, damit sie gegen Orschin aussagten. Zumindest
zeigt die Geschichte, dass Bagauva ein gefährlicher Intrigant ist. Wir sollten
ihn nicht unterschätzen.“
    „Überschätzen aber ebenso wenig – und dazu neigst du, weil
du unwillkürlich an seinen verbrecherischen Namensvetter denken musst. Doch die
beiden Eunuchen sind nicht zu vergleichen. Der andere Bagauva besaß große
Macht, er war Hazarapatisch. Unserer dagegen darf Alexander die Handtücher
zurechtlegen, zu mehr reicht seine Macht nicht. Er mag eine widerliche kleine
Kröte sein, aber er kann uns nichts anhaben.“ Barsine nahm Paruschjatis Hand
und drückte sie. „Wie ich schon sagte: Lass dir die Stimmung nicht verderben!
Dem König geht es besser, und der Nachmittag war schön. Nearchos’ Geschichten
waren faszinierend wie immer, auch wenn man ihm längst nicht alles glauben
kann. Und sogar dieser ungepflegte Schriftsteller war auf seine Art
interessant.“
    Paruschjati lachte. „Ich nehme Nearchos allenfalls die
Hälfte von allem ab, was er erzählt. Meeresungeheuer, die Fontänen in die Luft
blasen – ich bitte dich!“
    „Mir hat besonders die Geschichte von der geheimnisvollen
Insel gefallen“, meldete sich wieder Faiduma zu Wort.
    „Mir auch. Eine Zauberin, die Männer in Fische verwandelt,
wenn sie genug von ihnen hat!“
    Paruschjati wollte nicht, dass sich Barsine weiter Sorgen
machte, deshalb ließ sie sich für den Rest der Bootsfahrt auf ein angeregtes Gespräch
über Nearchos’ Abenteuer auf dem Ozean ein. Doch trotz allem, was Barsine
gesagt hatte, wusste sie, dass Bagauva gefährlich war. Er mochte über keine
wirkliche Macht verfügen, doch die Angelegenheit mit dem Satrapen zeigte, wozu
er fähig war. Paruschjati hoffte inständig, dass sie nie in eine Lage geraten
würde, in der sie seiner Willkür ausgeliefert war.
    Bagauvas bloßes Auftauchen hatte genügt, und schon sah sie
alles wieder in einem anderem, einem unheilvollen Licht. Dieser Schriftsteller
… wie war sein Name noch einmal gewesen? Ephippos. Etwas an dem, was er gesagt
hatte, beunruhigte sie. Sie ließ ihren Blick über die graubraunen Fluten des
Euphrats wandern, während sie darüber nachdachte.
    Eumenes hatte sich große Mühe gegeben, Ephippos’ Einlassungen
zum Bankett bei Medios als abwegig oder zumindest übertrieben hinzustellen.
Doch warum war er dabei so aufbrausend geworden? Wirklich nur, weil der
Schriftsteller über die Trinkgewohnheiten des Königs gelästert hatte? Oder
steckte mehr dahinter? War an dem Abend bei Medios womöglich doch etwas
vorgefallen? Etwas, was so brisant war, dass Eumenes es um keinen Preis zugeben
wollte?

6
    Mit dem Krieg im Westen war es wie mit manchen Krankheiten:
Anfangs erscheinen sie harmlos. Unangenehm natürlich und lästig, aber
ungefährlich, jedenfalls kein Grund, sich Sorgen zu machen. Achselzuckend
greift man zu bewährten Hausmitteln oder wartet einfach, dass es von selbst
besser wird. Doch stattdessen wird es schlechter. Man holt den Arzt, der
schüttelt besorgt den Kopf, und plötzlich wird einem bewusst, dass Gesundheit
und Leben bedroht sind. So war es auch mit dem Krieg im Westen. Nach und nach
schlich er sich in alle Köpfe, nahm immer bedrohlichere Züge an, bis er das
gesamte Denken beherrschte und alle nur noch über den Krieg sprachen.
    Dank Barschina waren Damaspia und ihre Töchter immer auf dem
Laufenden über das, was im Westen vor sich ging. Memnon, Barschinas Ehemann,
hatte die Stadt mit dem seltsamen Namen doch nicht gegen die Barbaren
verteidigen können und sich mit seinen Schiffen zu einer nahe gelegenen Insel
zurückgezogen, während die Invasoren trotz des Winters weiter nach Osten
vorrückten. Doch im Frühjahr holte Memnon wie geplant zum Gegenschlag aus und
segelte mit

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