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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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sich lange mit mir unterhalten, nicht
nur über Arabien, sondern auch über den Ozean und …“
    „Der Arabien-Feldzug wird also nicht verschoben?“,
unterbrach ihn Barsine.
    „Verschoben?“, fragte Nearchos verblüfft. „Wie kommst du
darauf? Alexander kann es gar nicht erwarten, dass es endlich losgeht.“
    Barsine warf Paruschjati einen Blick zu, der ausdrückte: Na bitte, ich habe es dir doch gesagt, und Paruschjati gab ihn erleichtert
zurück. Sie kam sich inzwischen ein wenig dumm vor, weil sie sich so aufgeregt
hatte. Nearchos erging sich inzwischen in Einzelheiten zu den letzten
Vorbereitungen für den Feldzug. Paruschjati bemerkte, dass Faiduma an ihrem
Ärmel zupfte und neigte den Kopf, damit das Mädchen ihr etwas ins Ohr flüstern
konnte.
    „Meine Nichte würde dich gern etwas fragen“, unterbrach sie
Nearchos’ Redefluss.
    „Nur zu!“ Der Flottenkommandant lächelte ermunternd.
    „Was ist eigentlich der Sinn dieses Feldzugs?“, fragte
Faiduma. „Arabien ist doch eine wasserlose Wüste. Warum will der König
ausgerechnet eine solche Einöde erobern?“
    „Nun, eigentlich geht es nicht einfach nur um Eroberung“,
begann Nearchos, „sondern um die Öffnung der Seewege zwischen Mesopotamien,
Indien und Ägypten. Das bedeutet Erleichterungen für den Handel, Wohlstand für
die Menschen an diesen Küsten und so weiter. Aus Arabien kommen auch wertvolle
Waren wie Weihrauch, Myrrhe, Zimt und Gewürze. Vor allem aber geht es um
Zuwachs an Wissen. Bist du mit dem Bild der Erde vertraut?“
    „Natürlich. Ich weiß, dass die Erde eine Scheibe ist, ihre
drei Kontinente Asien, Europa und Libyen liegen um das innere Meer und sind
ihrerseits vom äußeren Meer, dem Ozean, umgeben. Arabien gehört zu Asien.“
    „Du kennst dich gut aus. Bis vor Kurzem wusste man fast
nichts über Arabien. Meine Entdeckungen haben das geändert. Sie haben nicht nur
unser Bild von Arabien revolutioniert, sondern unser gesamtes Weltbild.“
    „Gleich das ganze Weltbild?“ Barsine lächelte nachsichtig.
„Das musst du uns erklären.“
    Das ließ sich Nearchos nicht zweimal sagen. „Wie ihr alle
wisst, leitete ich vor zwei Jahren die berühmte Flottenexpedition, auf der ich
den Seeweg von Indien zur Mündung von Euphrat und Tigris erkundete. Wir fuhren
vom Indus-Delta aus an der Südküste Asiens entlang nach Westen, unter
schrecklichen Gefahren, furchtbaren Entbehrungen und unsäglichen Strapazen.“
Nearchos beugte sich vor, seine Augen leuchteten, seine Wangen glühten, er war
in seinem Element. „Schließlich gelangten wir an eine öde, unbewohnte und
völlig vegetationslose Küste – nirgendwo ein Grashalm, geschweige denn Felder
oder Bäume. Die einzigen Menschen, die dort überleben können, sind die
Fischesser. Wie der Name schon sagt, ernähren sie sich fast ausschließlich von
Fischen und anderen Meerestieren. Ihre Häuser errichten sie aus den Knochen
riesiger Meeresungeheuer, deren Kadaver hin und wieder an ihre Küste gespült
werden. Die Rippen dienen als Dachbalken und die Unterkiefer als Türrahmen.“
    „Du nimmst uns auf den Arm“, sagte Barsine. „So große Fische
gibt es nicht.“
    „Doch, wir haben sie mit eigenen Augen gesehen, nicht nur
ihre Knochen, sondern lebendige Exemplare, weit draußen auf dem Meer! Eines
Tages sahen wir in der Ferne seltsame Fontänen senkrecht aus dem Wasser in die
Luft steigen. Die einheimischen Führer behaupteten, dass sie von riesigen
Seeungeheuern erzeugt wurden, die das Wasser durch ein Loch in der Schädeldecke
blasen. Die Fontänen wurden immer zahlreicher und näherten sich uns. Unseren
Seeleuten fielen vor Schreck die Ruder aus den Händen, doch ich gab Befehl,
genau auf die Ungeheuer zuzuhalten und dabei so viel Lärm zu veranstalten wie
möglich. Und schon waren sie vor uns! Wir sahen ihre gewaltigen Köpfe aus den
Fluten auftauchen, und ihre Augen, winzig klein und gemein, starrten uns
grimmig an. Und dann, erschreckt von dem Lärm, den wir erzeugten, tauchten sie
unter. Sie schwammen genau unter unseren Schiffen hindurch. Weit hinter uns
tauchten sie wieder auf und bliesen ihre Fontänen in die Luft.“
    „Seltsame Tiere“, sagte Faiduma, und es war ihr anzusehen,
dass sie Nearchos’ Geschichte für Seemannsgarn hielt. „Wie war das mit
Arabien?“
    „Ach ja, wir wollten ja über Arabien reden. Unsere Schiffe
fahren also an der Südküste Asiens entlang. Eines Tages sichten wir Land am
Horizont, weit südlich von uns. Keine Insel, sagen unsere

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