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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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seiner Flotte die Küste hinauf nach Norden.
    „Halikarnassos, Milet, Ephesos, Chios“, rasselte Barschina
eine Reihe von Namen herunter, die Paruschjati absolut nichts sagten. „Alle
Städte und Inseln, die Alexander im vorigen Jahr unter großen Mühen besetzt
hat, gewinnt Memnon nach und nach wieder zurück. Im Moment belagert er Mytilene
auf der Insel Lesbos. Sobald er die Stadt eingenommen hat, wird er seine
Schiffe über das Meer ins Mutterland der Jauna schicken. Dort warten sie nur
darauf, die Tyrannei der Makedonen abzuschütteln. Alexander ist inzwischen in
Gordion, weit entfernt von der Küste. Doch sobald er erfährt, dass in seinem
Rücken alles zusammenbricht, wird ihm nichts anderes übrig bleiben als
umzukehren.“
    Zu Beginn des Sommers wurde in Babiru gemeldet, dass
Alaksanda in Gordion aufgebrochen war. Doch statt umzukehren und den Kampf
gegen Memnon aufzunehmen, wie alle erwartet hatten, marschierte er weiter
ostwärts. Die Barbaren würden immer tiefer ins Reich vordringen, wenn niemand
sie aufhielt. Daher beschloss der Großkönig, selbst gegen die Eindringlinge ins
Feld zu ziehen. Den ganzen Sommer über trafen Aufgebote aus allen Teilen des
Reiches in Babiru ein, darunter auch das von Atarepata, dem Kschatrapavan von
Mada. So sah Paruschjati ihre Halbschwester Parmusch wieder. Parmusch hatte
Atarepata geheiratet, als Paruschjati noch ein Baby gewesen war, und sie hatten
sich seither immer nur einmal im Jahr zum Neujahrsfest gesehen.
    Eines Tages traf die Nachricht ein, dass Memnon an einer
Krankheit gestorben war. Damaspia besuchte Barschina zusammen mit ihren
Töchtern und Parmusch, um ihr und ihrer Familie ihr Beileid auszusprechen. Der
ehemalige Kschatrapavan Artavazda und seine Frau, Memnons Schwester, hatten
nicht weniger als einundzwanzig Kinder. Ihr Landhaus in der Nähe von Babiru
quoll über von Söhnen und Töchtern, Schwiegertöchtern und Schwiegersöhnen und
ihrer aller Nachkommenschaft.
    Barschinas Augen waren verweint, doch ansonsten schien sie
den Verlust ihres Mannes gefasst zu tragen. „Der Großkönig wird den Oberbefehl
über die Truppen im Westen nun meinem Bruder Farnavazda übergeben“, sagte sie,
nachdem den Förmlichkeiten genüge getan war. „Jetzt, nach Memnons Tod, wird es
viel schwieriger werden, die Eindringlinge aufzuhalten. Alexander muss
erleichtert sein, das Schicksal selbst hat ihn von seinem gefährlichsten Gegner
befreit. Er kannte Memnon aus seiner Kindheit, er wusste, was für ein großer
Feldherr und genialer Stratege er war.“
    „Diese Barschina ist eine unmögliche Person“, sagte
Parmusch, als sie wieder gegangen waren. „Sie tut ja geradezu so, als ob ihr
Mann der Einzige war, der die Barbaren hätte aufhalten können. Dabei war es
seine Schuld, dass sie überhaupt so weit in unser Land vordringen konnten.
Trotz seiner ach so großen strategischen Fähigkeiten haben unsere Krieger im
Westen voriges Jahr eine schwere Niederlage einstecken müssen. Danach hat
Memnon nichts weiter getan, als sich ständig vor dem Feind zurückzuziehen.“
    „Das stimmt nicht“, sagte Paruschjati zu Memnons
Verteidigung. „Er war drauf und dran, den Barbaren alles Land, das sie erobert
hatten, wieder abzunehmen, nur ist er leider vorher gestorben. Und die
Niederlage unserer Krieger war auch nicht seine Schuld. Er hat die
Kschatrapavan im Westen sogar ausdrücklich gewarnt, sich auf eine Schlacht
gegen die Barbaren einzulassen. Aber sie wollten nicht auf ihn hören, deshalb
wurden sie besiegt.“
    „Warum hätten sie auf ihn hören sollen? Schließlich war er
nur ein dahergelaufener Jauna, ein Söldner, der seine Dienste jedem anbietet,
der dafür bezahlt. Willst du wissen, was er den Kschatrapavan vorgeschlagen
hat?“ Parmusch lachte geringschätzig. „Sie sollten sich zurückziehen und das
Land verwüsten, um die Barbaren dadurch zum Rückzug zu zwingen! Das Land
verwüsten, dessen Schutz der Großkönig ihnen persönlich anvertraut hatte! Memnon
war eben nur ein Jauna, er hatte keinen Sinn für Verantwortung und Ehre. Kein
Wunder, dass Barschina so redet. Sie ist selbst eine Jauna.“
    „Nur zur Hälfte. Ihr Vater ist Artavazda, ein ehemaliger
Kschatrapavan, und ihre Großmutter war sogar die Tochter eines Großkönigs.“
    Parmusch schnaubte verächtlich durch die Nase. „Weißt du
nicht, dass Artavazda ein Verräter war? Er hat einen Aufstand gegen den
Großkönig angezettelt und musste danach zu den Jauna fliehen. Erst vor ein paar
Jahren durfte er

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