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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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einheimischen Führer,
sondern ein Vorgebirge, das Maketa genannt werde und zu Arabien gehöre. Zu
Arabien! Dabei hätte dort drüben überhaupt kein Land sein dürfen! Ist euch
klar, was das bedeutet?“ Nearchos sah erwartungsvoll von Barsine zu Paruschjati
und weiter zu Faiduma. „Früher dachte man immer, Arabien sei ein
Küstenstreifen. Doch dank meiner Entdeckung weiß man nun, dass sich das Meer
weit nach Westen ins Festland hineinerstreckt und eine riesige Bucht bildet.
Arabien muss eine Halbinsel sein! Noch wissen wir nicht, wie groß sie ist,
deshalb hat Alexander mehrere Expeditionen losgeschickt. Archias fuhr bis zu
einer Insel namens Tylos, Androsthenes noch ein Stück weiter. Hieron, ein guter
Freund von mir, kam am weitesten, doch auch er musste schließlich umkehren.
Arabien ist viel größer, als wir gedacht haben, Hieron meint, mindestens so
groß wie Indien.“
    „Ich verstehe“, sagte Barsine. „Aber du sagtest vorhin,
deine Expedition habe nicht nur unser Wissen über Arabien vergrößert, sondern
unser gesamtes Weltbild verändert …“
    „Allerdings! Denn dank meiner Entdeckungen haben wir nun
Gewissheit, dass das Meer zwischen Indien und Arabien Teil des Ozeans ist!“
    „Woher weißt du, dass es sich nicht um ein weiteres
Binnenmeer handelt?“
    „Weil wir einen eindeutigen Beweis gefunden haben: Zweimal
am Tag weicht das Meer von der Küste zurück, und ein breiter Küstenstreifen
fällt trocken. Man kann Meerestiere und Überreste von Fischerbooten auf dem
Schlick liegen sehen. Später kehrt das Wasser zurück. Über dasselbe Phänomen
haben Seefahrer von den Küsten des westlichen Ozeans berichtet.“
    „Viele halten diese Berichte für Schwindeleien …“
    „Aber nein, es ist die Wahrheit, wir haben genau das Gleiche
erlebt.“
    „Warum seid ihr eigentlich nicht hinübergefahren?“, mischte
sich Paruschjati ein, und als Nearchos sie verständnislos ansah: „Ich meine zu
dem arabischen Vorgebirge, das ihr gesichtet habt.“
    „Das war nicht unser Auftrag.“
    „Ich dachte, euch ging es um die Erweiterung des Wissens.
Und Onesikritos sagt, das Vorgebirge war nur eine Tagesreise entfernt.“
    Nearchos war leicht rötlich angelaufen, offenbar hatte
Paruschjati einen wunden Punkt berührt. Onesikritos war der Obersteuermann der
königlichen Flotte, und es war kein Geheimnis, dass er und Nearchos sich nicht
gut verstanden. „Es wäre zu riskant gewesen. Wenn es nach Onesikritos gegangen
wäre, wären wir alle in dieser Einöde zugrunde gegangen, und alle Entdeckungen,
die wir auf unserer Fahrt gemacht hatten, wären für die Welt verloren gewesen –
über den Ozean und die Meeresungeheuer darin, die Fischesser und all die
anderen wunderbaren Dinge …“
    Schon war er wieder bei seinem Lieblingsthema und berichtete
weiter von seinen Abenteuern, während die Sonne tiefer sank und die Schatten im
Park langsam länger wurden. Nearchos erzählte von Stürmen und gefährlichen
Strömungen, von Strapazen und Entbehrungen, aber auch von unglaublichen
Wundern. Da gab es zum Beispiel eine geheimnisvolle Insel, von der, so
behaupteten die Einheimischen, kein Schiff jemals zurückgekehrt war. Dort
wohnte angeblich eine Meeresnymphe, die alle Seeleute, die auf ihrer Insel
landeten, zwang, sie zu heiraten. Und wenn sie genug von ihnen hatte,
verwandelte sie sie in Fische.
    „Eine interessante Geschichte.“ Barsine zwinkerte
Paruschjati und Faiduma zu. „Aber sie kommt mir bekannt vor.“
    „Mir ebenfalls“, erwiderte Paruschjati. „Auch in der Odyssee
gibt es eine Zauberin, die auf einer Insel wohnt, nur dass sie die Seeleute
nicht in Fische, sondern in Schweine verwandelt. Ihr Name ist Kirke, glaube ich.
Merkwürdig, diese Ähnlichkeit.“
    „Ich gebe nur wieder nur, was die Einheimischen uns
berichtet haben“, stellte Nearchos klar.
    „Habt ihr euch die Insel näher angeschaut?“
    „Natürlich. Die Einheimischen sagten, dass eben erst ein
Fischerboot bei ihr verschwunden war. Also fuhren wir vorsichtig um die Insel
herum, doch wir fanden keine Spur von den Vermissten. Schließlich ging ich an
Land, nur ich allein, denn meine Kameraden …“
    „Verzeiht, wenn ich eure Unterhaltung störe“, säuselte eine
melodische Stimme.
    Paruschjati fuhr auf. Sie und die anderen waren so in das
Gespräch vertieft gewesen, dass sie den jungen Eunuchen nicht hatten kommen
sehen, der sich nun mit unüberbietbarer Eleganz vor ihnen verbeugte. „Königin
Paruschjati. Edle Damen Barschina und

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