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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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der Tat eines der hilfreichsten und umsichtigsten Dinge, die im Augenblick geschehen konnten, denn das hielt die Leute davon ab, die Türen eines jeden Zettelverteilers zu belagern und blind und ohne Überlegung Gift als ein Heilmittel zu sich zu nehmen und den Tod anstelle des Lebens.
    Diese Anleitung der Ärzte wurde unter Hinzuziehung des gesamten Kollegiums verfaßt, und da sie besonders für den Gebrauch der Armen und für billige Medizinen bestimmt war, wurde sie öffentlich zugänglich gemacht, so daß jeder sie lesen konnte, und alle, die es wünschten, erhielten umsonst einen Abdruck. Aber da dies ja allgemein bekannt ist und bei jeder Gelegenheit zu finden, brauche ich den Leser nicht mehr damit zu behelligen.
    Man soll nicht meinen, ich wolle die Autorität oder die Fä-
    higkeit der Ärzte herabsetzen, wenn ich sage, daß die Heftigkeit der Seuche, als ihr Wüten zum Höhepunkt kam, nur mit dem Feuer im darauffolgenden Jahr verglichen werden kann.
    Das Feuer, das verzehrte, was die Pest unberührt gelassen hatte, trotzte dem Einsatz aller Mittel, es zu löschen; da wurden die Feuerspritzen zerbrochen, die Eimer weggeworfen, Men-schenmacht war zuschanden und am Ende. Ebenso trotzte die Pest allen Medizinen; die Ärzte selbst wurden von ihr ergriffen, noch ehe sie ihre Vorbeugungsmittel hinunterschlucken konnten; Männer gingen umher, anderen vorschreibend, was sie tun sollten, bis die Anzeichen auch an ihnen erschienen und sie tot umfielen, von dem nämlichen Feind vernichtet, dem zu widerstehen sie andere angewiesen hatten. So erging es mehreren Doktoren, darunter den hervorragendsten, und ebenso einigen der geschicktesten Wundärzte. Auch die Quacksalber starben die Menge; manche waren so töricht gewesen, sich auf ihre eigenen Medizinen zu verlassen, von denen sie doch unbedingt hätten wissen müssen, daß sie zu nichts taugten; sie hätten 48

    lieber, wie andere Spitzbuben, ihrer Schuld bewußt, weglaufen sollen, um der Gerechtigkeit zu entgehen, von der sie nichts als die, wie sie wohl wußten, verdiente Strafe zu erwarten hatten.
    Es ist keine abschätzige Beurteilung der Mühen und des Einsatzes der Ärzte zu sagen, daß sie in der allgemeinen Katastrophe gleichgültig wurden; auch ist es von mir nicht so gemeint; es gereicht ihnen vielmehr zum Lobe, daß sie ihr Leben so weit der Gefahr aussetzten, daß sie es im Dienste der Menschheit verloren. Sie bemühten sich, Gutes zu tun und anderen das Leben zu retten. Doch hätten wir nicht erwarten sollen, daß Ärzte ein Strafgericht Gottes aufhalten würden oder eine Seuche, die vom Himmel mit allen Waffen versehen worden war, daran hindern könnten, den Auftrag, zu dem sie gesandt war, auch auszurichten.
    Zweifellos trugen die Ärzte in vielen Fällen durch ihre Kunst, ihre Klugheit und Hingabe zur Rettung eines Lebens und zur Wiederherstellung der Gesundheit bei. Es bedeutet jedoch keine Schmälerung ihrer Charakterstärke und ihrer Geschick-lichkeit zu sagen, daß sie nicht mehr heilen konnten, wenn einer die Anzeichen einmal hatte oder die tödliche Ansteckung schon in ihm steckte, bevor der Arzt geholt wurde, wie es oft der Fall war.
    Es bleibt nun zu erwähnen, welche öffentlichen Maßnahmen zur allgemeinen Sicherheit und um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern, von den Behörden getroffen wurden, als sie ausbrach. Ich werde noch oft Gelegenheit haben, von der Klugheit der Behörden zu sprechen, von ihrer Hilfsbereitschaft, ihrer wachen Sorge für die Armen, für die Aufrechterhaltung der Ordnung, für die Zufuhr von Lebensmitteln und so fort, die sie bei dem späteren Anwachsen der Epidemie bewiesen. Aber ich bin jetzt bei den Richtlinien und Bestimmungen, die sie erließen, um festzulegen, wie mit den infizierten Häusern zu verfahren sei.
    Ich erwähnte oben das Schließen von Häusern; und es wird 49

    erforderlich sein, gerade dies etwas näher zu erläutern, denn diese Seite der Geschichte der Pest ist sehr betrüblich, aber wie niederdrückend es auch sein mag, es muß erzählt werden.
    Gegen Juni begannen der Oberbürgermeister und der Stadtrat, wie gesagt, sich mehr ins einzelne gehend um eine festge-legte Lebensordnung der City zu bekümmern.
    Die Friedensrichter in Middlesex hatten auf Anweisung des Ministeriums angefangen, Häuser in den Pfarren St. Giles, St.
    Martin, St. Clemens Danes usw. zu schließen, und mit gutem Erfolg; denn in mehreren Straßen, in denen die Pest ausgebrochen war, riegelte man die infizierten Häuser

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