Die Pest Zu London
Mann tot auffand, und auf einem Feldtor ganz in der Nähe waren mit seinem Messer in ungleichmäßigen Buchstaben die folgenden Worte eingekerbt, aus denen man entnehmen mag, daß einer von ihnen davongekommen ist oder daß einer starb und von dem andern beerdigt wurde, so gut es ging:
»s’St ein ELEnD, wir Sind AM eNd, AllE BeIdE.«
Ich habe schon davon gesprochen, was ich über die Verhältnisse, die unter den seefahrenden Leuten den Fluß hinab herrschten, erfahren konnte; wie die Schiffe vom Ufer ablagen, in Reihen hintereinander aufgereiht, die ganze Strecke vom Pool hinunter, so weit ich sehen konnte. Man hat mir erzählt, sie lagen auf gleiche Art gar bis nach Gravesend hinab und manche noch weit darüber hinaus, eigentlich überall oder jedenfalls überall dort, wo sie vor Wind und Wetter Sicherheit fanden; auch habe ich nicht gehört, daß die Pest jemals einen der Menschen an Bord dieser Schiffe erreicht hat, außer bei denen, die oben im Pool lagen, oder noch weiter oberhalb wie bei Deptford Reach, und diese Leute gingen freilich auch oft an Land, in die kleinen Städte und Dörfer und auf die Gutshöfe, um frische Lebensmittel, Geflügel, Schweine, Kälber und so fort für ihre Verpflegung zu kaufen.
Ebenso erfuhr ich, daß die Fährleute auf dem Fluß oberhalb der Brücke alles daransetzten, um sich, den Fluß hinauf, so weit sie konnten, fortzubegeben und daß viele von ihnen ihre ganzen Familien auf den Booten hatten, die sie mit Dächern aus Segeltuch verdeckten und zum Schlafen innen mit Stroh auslegten, und daß sie so das ganze Ufer bei den Marschen entlang lagen; einige bauten sich aus ihren Segeln kleine Zelte und blieben in ihnen den Tag über am Ufer, und abends gingen sie wieder in die Boote; und auf diese Weise waren die Flußufer, so habe ich gehört, mit Booten und Menschen gesäumt, solange sie nur etwas zum Leben hatten oder auf dem Lande bekommen konnten; und die Leute auf dem Lande waren in der Tat sehr bereitwillig, sowohl die Herrschaften wie die anderen, in diesen und anderen Fällen zu helfen, sie waren jedoch keineswegs willens, sie in ihre Städte und Häuser aufzunehmen, was man ihnen auch nicht verdenken kann.
Da war ein unglücklicher Zeitgenosse, von dem ich Kenntnis erhielt; er war auf grauenvolle Weise heimgesucht worden, dergestalt, daß seine Frau und seine Kinder tot waren, und nur er und zwei Hausmägde übrig, nebst einer ältlichen Frau, einer nahen Verwandten, die sie alle, die jetzt gestorben waren, nach Kräften gepflegt hatte. Dieser kummerbeladene Mann ging auf ein Dorf, das nahe der Stadt lag, aber nicht mehr zu ihrem Verwaltungsgebiet gehörte, und da er ein leeres Haus fand, erkundigte er sich nach dem Eigentümer und kaufte das Haus. Ein paar Tage später bestellte er einen Wagen, ließ ihn mit Sachen beladen und sie zu dem Haus hinfahren; die Dorfbewohner wehrten sich dagegen, daß er mit dem Wagen angefahren kam, aber nach einigem Streit und mit etwas Nachdruck brachten die Männer, die den Wagen fuhren, ihn durch die Straße und bis vor die Tür des Hauses. Dort gebot ihnen der Konstabler erneut Einhalt und wollte ihnen nichts hineinzutragen erlauben. Der Mann ließ die Sachen abladen und vor die Tür stellen und schickte den Wagen fort; darauf schleppten sie den Mann vor einen Friedensrichter; das heißt, sie forderten ihn auf zu gehen, und er tat es. Der Richter gebot ihm, die Sachen mit dem Wagen wieder abfahren zu lassen, was er ablehnte; daraufhin befahl der Richter dem Konstabler, die Männer mit dem Wagen zu verfolgen und zurückzubringen, und sie die Sachen wieder aufladen und wegfahren zu lassen oder sie in den Block zu spannen, bis sie gefügig würden; und wenn man sie nicht mehr finden könne und der Mann auch nicht zugebe, daß man seine Sachen fortschaffe, dann solle man sie an Haken von der Haustür fortschleifen und auf der Straße verbrennen lassen. Der arme Mann ließ hierauf in seiner Bedrängnis die Sachen wieder abholen, indem er sich laut und jammervoll über die Härte seines Fall beklagte. Es half ihm nichts; Selbsterhaltung nötigte die Leute zu solchen strengen Maßnahmen, an denen ihnen unter anderen Umständen nie gelegen gewesen wäre. Ob dieser arme Mann gestorben ist oder überlebte, kann ich nicht sagen, aber es hat geheißen, daß er zu der Zeit schon die Pest am Leibe hatte; und vielleicht hat man das nur gesagt, um die Art, wie man mit ihm verfuhr, zu rechtfertigen; es war nicht unwahrscheinlich, daß entweder er
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