Die Pest Zu London
oder seine Sachen oder beides Gefahr bedeuteten, wo doch erst so kürzlich seine ganze Familie der Seuche erlegen war.
Ich weiß, man hat den Einwohnern der London benachbarten Städte viele Vorwürfe gemacht ob ihrer Grausamkeit gegen die armen Menschen, die in ihrer Bedrängnis vor der Ansteckung davonrannten, und viele sehr harte Dinge sind geschehen, wie schon aus dem zu ersehen ist, was bisher erzählt wurde; ich muß aber auch hinzufügen, daß, wo immer es anging, den Menschen ohne offensichtliche eigene Gefahr wohltätigen Beistand zu leisten, man gern und willig geholfen und gespendet hat. Da jede Ortschaft tatsächlich Richter in eigener Sache war, so wurden die armen Menschen, die in ihrer Hilflosigkeit hinausgelaufen waren, oft übel behandelt und wieder in die Stadt zurückgetrieben; und das führte zu einer endlosen Reihe von lauten Beschwerden und Ausfällen gegen die Landstädte und machte solches Geschimpfe sehr populär.
Und dennoch, trotz aller Vorsicht gab es, mehr oder weniger, keine einzige Ortschaft von einiger Bedeutung innerhalb von zehn (oder, wie ich glaube, zwanzig) Meilen im Umkreis der Stadt, die nicht, mehr oder weniger, infiziert wurde und ihre Toten hatte. Von einigen habe ich die Listen gesehen, wie sie aufgezeichnet wurden, zum Beispiel:
In Enfield
˝ Hornsey
˝ Newington
˝ Tottenham
˝ Edmonton
˝ Barnet und
˝ Hadleigh
˝ St. Alban
˝ Watford
˝ Uxbridge
˝ Hertford
˝ Ware
˝ Hoddesdon
˝ Waltham-Abbey ˝ Epping
32 In Deptford 623 58 ˝ Greenwich 231 17 ˝ Eltham und Lusum 85 42 ˝ Croydon 61 19 ˝ Brentwood 70
˝ Romford 109
43 ˝ Barking Abbot 200
121 ˝ Brentford 432
45 ˝ Kingston 122
117 ˝ Staines 82
90 ˝ Chertsey 18
160 ˝ Windsor 103
30 cum aliis
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26
Noch etwas anderes kann es gewesen sein, was die Leute auf dem Land so streng mit den Stadtbürgern umgehen ließ, und besonders mit den ärmeren, und das war, was ich vorher schon angedeutet habe, nämlich daß da eine scheinbare Neigung oder gar ein böser Hang bei denen, die angesteckt waren, bestand, die andern anzustecken.
Es sind große Debatten unter unseren Ärzten gehalten worden, was den Grund dafür angeht. Einige meinen, daß es in der Natur der Krankheit liege und daß sie jeden, der von ihr ergriffen worden ist, mit einer Art von Raserei erfüllt und mit einem Haß auf die eigene Art, als ob da eine Bosheit aufbreche, nicht nur in der Seuche, sich weiter mitzuteilen, sondern in der Natur des Menschen selbst, die ihn, mit einem üblen Willen oder dem bösen Blick, dazu bringt, daß er – wie man es von einem tollwütigen Hund sagt, der, obwohl vorher die sanfteste Kreatur seiner Art – dann doch über den ersten, der vorbeikommt, herfällt und ihn beißt, und nicht nur solche, sondern auch jemand, dem er bislang ergeben gehorchte.
Andere machten die Verderbnis der menschlichen Natur verantwortlich, die es nicht ertragen könne, sich selbst elender als andere seiner eigenen Spezies zu wissen, und von so etwas wie dem unfreiwilligen Wunsch beseelt sei, alle Menschen möchten so unglücklich oder in einer so schlimmen Lage sein wie sie selbst.
Andere wieder meinen, es sei nur eine Art von Verwirrung gewesen, in der sie nicht wußten und nicht achteten, was sie taten, und infolgedessen unbekümmert um Gefahr oder Sicherheit waren, nicht nur für andere in ihrer Umgebung, sondern auch für sich selbst. Und freilich, wenn Menschen einmal so weit sind, sich gehenzulassen und sich nicht mehr um Gefahr oder Sicherheit für sich selbst zu kümmern, dann kann man sich nicht so sehr wundern, wenn sie sich auch um anderer Leute Sicherheit nicht sorgen.
Ich aber entschied mich bei dieser gewichtigen Frage für eine Antwort und Lösung, die das Ganze aus einem anderen Gesichtspunkt betrachtete, indem ich sagte: Ich leugne die Voraussetzung. Im Gegenteil, sagte ich, die Tatsachen verhalten sich in Wirklichkeit so, daß dies eine allgemeine Beschwerde war, die von den Bewohnern der anliegenden Dörfer gegen die Stadtbürger erhoben wurde, um jene Härten und Unnachgiebigkeiten, von denen so viel die Rede war, zu rechtfertigen oder wenigstens zu entschuldigen; und so kann man sagen, sie beklagten sich übereinander, weil beide Seiten gegeneinander im Unrecht waren; das heißt, die Städter drängten zuerst, obschon sie die Pest am Leibe hatten, in der Zeit der Not gastliche Aufnahme zu finden und beklagten sich dann über die Grausamkeit und Ungerechtigkeit der Landbevölkerung, die ihnen den Zutritt verwehrte und
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