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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Anscheinend ging es um neue Handelsreisen. Lucia spitzte die Ohren. Auch sie musste ihr Geld wieder investieren.
    »Natürlich gibt es Piraten, aber die sind letztlich überall. Man muss die gefährlichen Gegenden einfach zu umschiffen wissen. Und wenn man die Seide vor Ort kauft und Gewürze auf großen Märkten wie Malaga, dann ist die Gewinnspanne viel größer, als wenn alles über Venedig geht.« Kahlbach war wieder bei seinem Lieblingsthema. Immerhin wollte er diesmal nur Al Andalus ansteuern und nicht gleich die afrikanische Küste.
    Lucia mischte sich ein. »Aber was ist mit Seeblockaden? Versucht Kastilien nicht, den Handel zu stören?« Davon war im Haus der Speyers öfter die Rede gewesen. Kastilien bedrohte Granada, die letzte maurische Enklave im Süden Spaniens.
    »Zurzeit tobt kein Krieg. Zwar droht jeder kastilische Herrscher die Reconquista an, aber bislang freuen die sich noch zu sehr an den Tributen, die der Emir ihnen zahlt.« Abraham wirkte unwillig wie immer, wenn Lucia sich in Gespräche mischte, die Frauen seiner Ansicht nach nichts angingen.
    »Man muss nicht gleich einen Krieg erklären. Es genügt, ein paar Galeeren zu bemannen und sich hinter dem Deckmäntelchen der Piraterie zu verstecken«, gab Lucia zu bedenken.
    Kahlbach schüttelte den Kopf und sah der jungen Frau fest in die Augen. »Frau Lea, ich weiß, was ich tue! Habe ich Euch bislang jemals enttäuscht? Habt Ihr nicht reiche Profite durch meine Handelsreisen erzielt? Warum wollt Ihr mir jetzt nicht vertrauen?«
    Lucia wollte schon einwenden, dass ihr Geld bislang nie durch eine Reise Kahlbachs gemehrt worden war. Die Fahrt nach Gent hatte sein Bruder gemacht, und den Kapitän des Schiffes nach Venedig hatte sie gar nicht gekannt. Der fuhr wahrscheinlich ständig hin und her und kannte die Route wirklich genau. Kahlbach dagegen hatte sich in den neun Monaten ihres Aufenthalts in Landshut nicht auf die Reise begeben. Andererseits hatte auch Benjamin von Speyer in seine Exkursionen investiert.
    Und sie durfte ihn jetzt auf keinen Fall vor den Kopf stoßen!
    Also nickte sie. »Also gut, Reb Kahlbach. Ich vertraue Euch mein Geld an. Wenn Ihr mich heiraten wollt, habt Ihr ja größtes Interesse daran, meine Mitgift zu mehren.«
    Sie hob ihren Weinbecher.
    »Ich wünsche Euch Glück, Reb Kahlbach!«
    Und mir nicht minder, fügte sie in Gedanken hinzu. Lucia würde nicht allzu gut schlafen, bis der Kaufmann zurück war ...
 
    Abraham von Kahlbach brach zwei Monate nach Leonas Geburt auf. Er würde zunächst entlang der Isar reiten, dann die Alpen überqueren und in Genua ein Schiff nach Al Andalus besteigen. Lucia wurde schwindelig, wenn sie diese Route hörte. Sie mochte sich die dort lauernden, mannigfaltigen Gefahren gar nicht ausmalen!
    Kahlbach nahm »Leas« Erlaubnis, sie zu besuchen, sehr ernst, und tauchte regelmäßig bei ihr auf, bis es endgültig Zeit zur Abreise wurde. Lucia trug das mit Geduld, aber es fiel ihr lästig. Sie hasste es, einen Mann zu ermutigen, den sie nicht wirklich zu heiraten gedachte. Und Kahlbach empfand offensichtlich jedes höfliche Wort als Ermutigung!
    So atmete Lucia auf, als er sich endlich verabschiedete - aller Sorge um ihr Kapital zum Trotz. Ein paar Monate würden nun keine Geschenke mehr für sie und ihr Kind eintreffen. Hannah würde sich nicht wortreich darüber auslassen, was für ein guter und aufmerksamer Mann Abraham von Kahlbach sei, und Zacharias würde keine Bemerkungen darüber einflechten, wie wichtig es für eine Frau sei, sich in einer guten Ehe rundum versorgt und glücklich zu fühlen. Lucia empfand sich fast als frei.
    In den nächsten Wochen begann sie allerdings, sich im Haus der Levins ein wenig zu langweilen. Außer der Versorgung ihrer Tochter gab es wenig für sie zu tun. Der Haushalt war straff organisiert - die Köchin, die Magd und zwei Hausmädchen standen sich eher gegenseitig auf den Füßen, als Hilfe zu brauchen. Hannah hatte niemanden von ihrem Personal entlassen, als ihre älteren Kinder aus dem Haus gingen, und jetzt gab es kaum noch etwas für die Frauen zu tun.
    Auch Lucias Vorschlag, Daphne zu unterrichten, traf nicht auf Gegenliebe. Weder interessierte sich das Mädchen sonderlich für Sprachen und Medizin, noch fand Hannah diese Dinge wichtig. Lediglich ihre Nähkünste sollte »Lea« ihrer kleinen Kusine vermitteln, aber da es hier mehr auf Übung denn auf Technik ankam und Daphne gar keine Lust auf eine Schneiderlehre hatte, füllte auch das die Tage

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