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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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anstrengenden Tag, aber von heute an wird sie meine Kammerzofe sein. Ihr werdet sie also noch monatelang, vielleicht jahrelang in meiner Umgebung sehen. Warum muss es jetzt sein?« Elisabeth verstellte entschlossen den Eingang.
    »Weil auf der Burg getratscht wird, meine Anna sähe Geister! Und weil die Anna selbst mir eine seltsame Geschichte erzählt hat. Also zeigt Ihr mir jetzt die Kleine, oder ...«
    Elisabeth spürte Furcht in sich aufsteigen. Anna war an sich für ihre Diskretion bekannt, und sie hatte sie gestern ausdrücklich gebeten, das Schmuckstück nicht vor ihrer Herrin zu erwähnen. Aber natürlich schuldete die Kammerfrau vor allem Margarethe Loyalität ...
    »Ich werde das Mädchen jetzt wecken und mich ankleiden«, beschied Elisabeth schließlich die Herzoginmutter. »Wir sollten auch beide eine Kleinigkeit essen. Vielleicht lässt du uns Brei mit Honig aus der Küche heraufkommen, Anna. Und anschließend, Frau Margarethe, empfange ich Euch gern zu einem Schluck Wein und stelle Euch meine Magd Lucia vor. Wenn Ihr denn so darauf drängt. Bis dahin möchtet Ihr vielleicht die Frühmesse besuchen ... « Elisabeth machte halbherzige Anstalten, die Tür vor ihrer Stief-Schwiegermutter zu schließen, machte sich aber wenig Hoffnung, dass Margarethe kampflos abzog.
    Der Besuch der Frühmesse gehörte eigentlich zu den Fixpunkten in ihrem Tagesablauf. Es musste wirklich etwas Besonderes vorliegen, wenn sie heute bereit war, darauf zu verzichten.
    Inzwischen schien ihr allerdings zu dämmern, dass sie mit ihrem Auftritt vor Elisabeths Kemenate ein wenig übertrieb. Die junge Herzogin atmete auf, als sie sich abwandte.
    »Ich sehe Euch also nach der Messe! Gleich nach der Messe!«
    Margarethe von Holland behielt das letzte Wort. Elisabeth ließ es ihr durchgehen. Sie musste jetzt dringend mit Lucia sprechen. Vielleicht eine Absprache treffen, was den Haarreif anging ...
 
    Lucia war bereits wach, als sie zurück in ihre Kemenate trat. Sie saß auf einem Schemel und flocht ihr Haar. Leona spielte neben ihr mit der fein bestickten Decke.
    »Gott zum Gruße, Herrin!«, sagte sie freundlich, wenn auch ein wenig befangen. »Was war denn da draußen? Eure Schwiegermutter? Es ging doch nicht um mich?«
    »Meine Stief-Schwiegermutter, um genau zu sein«, berichtigte Elisabeth. »Die Mutter der Herzöge Wilhelm und Albrecht, die sich mit meinem Gatten das Herzogtum teilen. Stephan ist ein Sohn aus Ludwig von Bayerns erster Ehe ... Und ja, wie es aussieht, geht es um dich. Vielleicht kannst du das aufklären? Was war zwischen dir und Anna? Oder gar zwischen dir und der Herzogin Margarethe?«
    Elisabeth sah Lucia forschend an. Sie schien zwischen Angst und Hoffnung zu schwanken. Womöglich hatte ja auch Margarethe dunkle Geheimnisse ...
    Lucia zuckte die Achseln. »Die Herzoginmutter kenne ich nur dem Namen nach. Auf dem Turnier habe ich sie von weitem gesehen, aber sonst niemals. Mit der Anna ist jedoch tatsächlich etwas Seltsames vorgefallen.«
    Lucia berichtete von ihrer Begegnung mit Anna im Weinkeller, während sie der Herzogin beim Ankleiden half und rasch ihr Haar flocht. Auf ein eher zaghaftes Klopfen hin öffnete sie der alten Anna die Tür. Die Kammerfrau brachte Milchbrei, Honig und Wein.
    »Sag deiner Herrin, sie kann beruhigt sein«, wisperte sie Lucia freundlich zu. »Ich habe den Haarreif nicht erwähnt. Aber die Verwechslung im Keller ist leider in aller Munde. Das war zu erwarten, weshalb ich es der Herrin denn auch lieber selbst erzählt habe. Ich musste ja auch meine Verspätung begründen.«
    »Es ist doch auch nichts Schlimmes, Frau Anna!«, meinte Lucia höflich. »Ich verstehe nur nicht, was die Herrin daran so beunruhigt.«
    »Beunruhigt?«, fragte Anna belustigt. »Glaub mir, Schäfchen, diesen Zustand kennt Frau Margarethe nicht. Ebenso wenig wie >besorgt< oder gar >besiegt<. Margarethe von Holland würde selbst dem Teufel Paroli bieten! Nur bei der kleinen Oettingen hat das alles nichts genützt. Vielleicht hofft sie ja doch, dass du ihr Geist bist. Dann könnte sie dich mit Bravour zurück in die Hölle schicken!«
    Lucia begriff das alles nicht, nahm jetzt aber erst einmal ihr Frühstück entgegen. Sie war heißhungrig; schließlich hatte sie auch am gestrigen Abend nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.
    Auch Elisabeth aß mit gutem Appetit - jetzt, da sie immerhin wusste, dass der Herzoginmutter die Sache mit dem Haarreif nicht zu Ohren gekommen war.
 
    Margarethe von Holland eilte

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