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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Oettinger.
    Lucia nickte ihrem Großvater zu. »Ich danke dir für das Angebot, aber meine Tochter wird bereits am Hof der Herzogin erzogen. Sie ist dort glücklich.«
    Arnulf von Bruckberg lächelte. »Ich wollte nur klarstellen, dass ihr beide uns willkommen seid. Aber nun habe ich wohl genug gegen die Etikette verstoßen. Niemand umgibt sich hier gern mit armen Rittern. Gott zum Gruße, Herzogin, Herr Conrad - und Lucia.«
    Der Bruckberger verbeugte sich förmlich und ließ eine ziemlich verwirrte Lucia zurück. Ein Großvater, der auf ihrer Seite war, aber nichts für sie tun konnte. Trotzdem fühlte sie sich seltsam getröstet. Wenn es ihr gelingen sollte, mit Leona zu fliehen, hatte sie jetzt zumindest ein Ziel!
 
    Elisabeth nahm ihr diese Hoffnung sehr schnell wieder.
    »Weißt du, wo dieses Bruckberg liegt, über das dein Großvater herrscht?«, fragte sie sanft. »Ich habe mich gleich erkundigt, als du hier ankamst. Es ist irgendwo im Fränkischen. Ziemlich weit weg; du siehst ja, wie lange es gedauert hat, bis sich die Nachricht von deiner Ankunft ... nun, herumgesprochen hatte. Wie willst du allein dahin kommen?«
    Lucia lächelte ihr zu. Sie hatte gleich vermutet, dass es Elisabeth gewesen war, die Boten zu ihrem Großvater geschickt hatte!
    »Ich werde eine Lösung finden«, erklärte sie selbstbewusst und hoffnungslos zugleich, so wie Bernhard von Paring am Abend zuvor.
 
    Gunhilds Liebster bestritt soeben seinen nächsten Kampf in diesem Turnier und traf auf Birger von Skaane. Gunhild starb auf der Tribüne tausend Tode, aber natürlich wusste der Däne überhaupt nicht, was den jungen Ritter so stürmisch auf ihn anrennen ließ. Herr Birger kämpfte gelassen und war sich seiner Stärke mehr als bewusst. In einigen Jahren würde Herr Bernhard ihm vielleicht gewachsen sein. Aber diesen Kampf verlor er nach einem einzigen Tjost und einem kurzen Schlagabtausch. Er war schamrot, als er sich vor den Frauen verbeugte.
    »Er hat sein Bestes getan«, tröstete Lucia die verzweifelte Gunhild, wobei sie sich fragte, worauf das Mädchen gehofft hatte. Selbst wenn ihr Ritter diesen Waffengang für sich entschieden hätte - mit Herrn Birgers und Gunhilds Vermählung hatte das nichts zu tun.

6
 
    D er Kampf Dietmars von Thüringen mit Wolfram Fraunberger ging ähnlich schlecht aus wie Bernhards Waffengang mit dem Dänen. Auch dieser junge Ritter hatte dem erfahrenen Kämpen nichts entgegenzusetzen. Obendrein fiel Herr Dietmar beim Tjost unglücklich vom Pferd und schlug sich die Schulter an. Danach führte er das Schwert nicht mehr mit voller Kraft und musste sich nach kurzer Zeit geschlagen geben.
    Auch er stand mit hängendem Kopf vor Lucia und tat ihr von Herzen leid.
    »Du solltest zu ihm gehen und dir seine Schulter anschauen«, meinte Elisabeth. »Das ist durchaus schicklich, ich kann dich auch gern begleiten. Es gehört zu unseren Aufgaben, dass wir uns um verletzte Ritter kümmern.«
    Lucia war unsicher. »Mein Onkel ...«
    »Na, der ist doch wohl beschäftigt!«
    Conrad von Oettingen diskutierte mit den Herzögen und Frau Margarethe wortreich den möglichen Ausgang des turnierentscheidenden letzten Kampfes zwischen dem Dänen und dem Fraunberger.
    Keiner von ihnen bemerkte, dass die Damen sich entfernten.
    Zu Lucias Überraschung hielt eine Magd am Rande des Turnierplatzes eine Truhe mit Verbandszeug und Heilsalben bereit. Elisabeth hieß sie, den Frauen zu folgen, als sie Lucia zu den Stallzelten führte. Hier gab es abgeschiedene Räume für verletzte Ritter, aber Dietmar war nicht zugegen.
    »Der junge Thüringer?«, fragte der Bader, der dort auf mögliche Patienten wartete. »Der war hier. Den hat's rüde umgehauen. Aber so arg ist's nicht, er wollte sich nicht verbinden lassen. Stattdessen soll eine Pferdesalbe drauf, und er will am Nachmittag im Buhurt kämpfen. Ich kann's nicht ändern, edle Damen. Aber gebrochen ist nichts!«
    »Kann er das beurteilen?«, fragte Lucia ängstlich, während sie Elisabeth weiterhin folgte. Die Herzogin ging jetzt direkt zu den Pferden.
    Elisabeth zuckte die Schultern. »Die Ritter sagen, im Richten von Knochen sei er gut. Aber es ist bestimmt besser, wenn du es dir selbst noch einmal ansiehst.«
    Sie fanden Dietmar im Kreise seiner Freunde. Mit Bernhard von Paring und Jerome de la Bourgogne schmiedete er Pläne für den Kampf am Nachmittag. Der »Buhurt«, traditionell der letzte Wettkampf im Turnier, stellte eine Schlacht nach. Zwei Gruppen von Rittern

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