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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Bruckberger, Ihr habt keine Rechte an dem Mädchen. Sie ist eine Oettingen, bald eine Fraunberger ...«
    »Ihr wollt sie mit diesem Bullterrier verheiraten?« Von Bruckbergs Ausbruch nahm Lucia endgültig für ihn ein.
    Nach dem Onkel nun auch noch ein Großvater; auf den ersten Blick war sie wenig begeistert gewesen. Aber vielleicht bot der alte Mann ja Rettung vor dieser Ehe? Lucia fragte sich, wer größere Rechte an einem Mädchen hatte: ein Onkel oder ein direkter Verwandter? Sie schob sich energisch vor die Herzogin.
    »Ich bin Lucia von Bruckberg!«, sagte sie mit klarer Stimme. »Ich denke, es geht hier um mich!«
    Der alte Mann zog sofort jegliche Aufmerksamkeit von der Herzogin ab. Lucia atmete auf, als er lächelte, ehe er mit ihrer eindringlichen Musterung begann. Sie erwiderte seinen Blick, und ihr gefiel durchaus, was sie sah. Von Bruckberg war alt, aber noch ungebeugt; sein hagerer Körper steckte in schlichter, jedoch gediegener Kleidung. Er schien weniger zu Prunk zu neigen als die anderen Ritter. Aber vielleicht fehlten ihm dazu auch die Mittel. Lucia dachte daran, was sie über ihn gehört hatte: »Kaum mehr als ein Landvogt.« Dennoch strahlte dieser alte Herr mit den ruhigen, grün-braunen Augen mehr Würde aus als alle drei Herzöge zusammen.
    »Mein Name ist Arnulf von Bruckberg«, stellte er sich schließlich vor. »Siegmund von Bruckberg war mein Sohn. Du siehst ihm nicht sehr ähnlich. Ich denke, du kommst nach deiner Mutter.«
    Lucia nickte. »Das sagen alle«, erklärte sie. »Angeblich bin ich ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ... abgesehen von der Nase.«
    Von Bruckberg lachte. »Die hast du von uns. Schmal und spitz und manchmal zu lang, sieh dir meine an. Insofern hast du Glück.«
    »Es ist keineswegs sicher, dass ...« Die Herzoginmutter machte einen letzten Versuch, sich einzumischen.
    »Doch, ich bin sicher«, sagte Lucia ruhig. »Ich würde gern mit Euch reden, Herr ... Herr von Bruckberg ...«
    »Du kannst mich ruhig Großvater nennen, wenn es dir beliebt«, meinte Bruckberg freundlich. »Ich habe nicht viele Enkel, nur zwei bislang, aber Gott sei Dank beides Söhne, sodass die Erbfolge gesichert ist. Auch wenn die Frau Herzogin der Meinung ist, wir hätten nicht viel zu vererben!« Er blinzelte belustigt, während Frau Margarethe sich aufplusterte wie eine Henne.
    »Ihr dürft meinem Mündel gern etwas vererben«, erklang plötzlich Conrad von Oettingens Stimme neben ihnen. Der Ritter musste sich nach dem Kämpfen umgekleidet haben, denn er war in vollem Feststaat. Wahrscheinlich hatte man ihn eingeladen, das restliche Turnier vom Ehrenbaldachin aus zu verfolgen. »Ansonsten aber habt Ihr keine Rechte an ihm. Niemand weiß, ob meine unselige Kusine Beatrix nicht noch andere Buhlen neben Eurem Sohn hatte - dieses Kind kam immerhin in einem Hurenhaus zur Welt. Ich fordere Euch also noch einmal freundlich auf, Euch von diesem Mädchen fernzuhalten. Es ist nicht schicklich für sie, mit fremden Männern zu reden.«
    Arnulf von Bruckberg warf ihm einen kühlen Blick zu. »Und was würdet Ihr tun, wenn ich mich nicht an Eure Weisung hielte? Mich fordern? Ihr macht ein bisschen zu viel Aufhebens um einen alten Mann, der bloß ein paar Worte mit seiner Enkelin wechseln will.«
    »Wenn es Worte zu wechseln gibt, so tut es hier in meiner Gegenwart!«, forderte von Oettingen streng.
    Arnulf von Bruckberg gönnte ihm keine Antwort, sondern wandte sich jetzt endgültig seiner Enkelin zu.
    »Lucia, wir herrschen nur über einen kleinen Ort. Von den Abgaben der Bürger und Bauern können wir gerade so leben und unsere Güter erhalten. Meine Söhne und mein ältester Enkel haben ihre Schwertleiten gefeiert und wären bereit, ihrem Lehnsherrn als Ritter zu dienen. Jeder von ihnen besitzt ein Pferd und eine Rüstung, aber wir haben nicht die Mittel, beides im Turnier einzusetzen. Es wird also niemand von unserer Familie für die Ehre deiner Eltern in den Ring reiten. Wir haben zweifellos mehr Ansprüche auf dich, als dieser Ritter meint.« Er warf einen verächtlichen Blick auf Conrad von Oettingen. »Aber wir können sie nicht geltend machen. Bitte nimm es uns nicht übel, und denke freundlich an uns, wie wir es von dir tun ...«
    Er verneigte sich vor dem errötenden Mädchen.
    »Ich habe ein Kind ... «, flüsterte Lucia.
    Der Bruckberger nickte. »Auch das ist uns bekannt. Wenn du möchtest, kann es gern am Hof meines Sohnes erzogen werden.«
    »So weit kommt es noch!«, wütete der

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