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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Clemens' Methoden nicht immer ganz gottgefällig sind. Meine Güte, Elisabeth, merkst du nicht, dass die Schwester Apothekerin geradezu darüber wütend ist, dass Adrian noch lebt? Ein paar Schwestern munkeln sicher schon vom Einfluss des Teufels. Die wären deinen Ritter lieber heute als morgen los!«
    »Er will ja auch so bald wie möglich weg ...«
    Eine Woche nach der Operation war für Adrian zwar noch nicht daran zu denken, das Bett oder gar das Kloster zu verlassen, aber er machte doch schon wieder Pläne. Elisabeth hoffte, ihn bald irgendwo in Landshut einmieten zu können, bis er gesund genug war, dass er wieder reiten konnte. Was darüber hinaus geschehen sollte, bedachte noch niemand. Bislang war es unsicher, ob Adrian je wieder ein Schwert würde führen oder auch nur die Laute würde spielen können. Und eine andere Möglichkeit, sich ohne gesunden rechten Arm den Lebensunterhalt zu verdienen, fiel Lucia nicht ein. Doch Elisabeth schien sich vorerst nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Sie wollte Adrian nur so schnell wie möglich aus dem Kloster holen. Auch sie spürte die wachsende Bedrohung.
    »Die Ehrwürdige Mutter könnte sich ihn mit einem Wort vom Hals schaffen!«, gab Lucia zu bedenken. »Sei klug, Elisabeth, täusche eine Erkrankung vor, und bleib auf der Burg!«
 
    Elisabeth brauchte gar nichts vorzutäuschen: Am Tag vor dem Ritt zum Kloster betrank Herzog Stephan sich wieder einmal bis zum absoluten Verlust der Selbstkontrolle. Elisabeth wirkte völlig zerschlagen, als sie sich am Morgen der aufgeregten Gruppe von Mädchen und Hofdamen anschloss. Ihr Gesicht war diesmal nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen wie beim letzten Mal, doch ihr ganzer Rücken war grün und blau.
    »Er meinte, mich für irgendetwas züchtigen zu müssen«, seufzte Elisabeth. Lucia traf sie im Stall, um einen letzten Versuch zu unternehmen, sie vom Besuch im Kloster abzuhalten. »Ich hätte zu lange mit den jungen Rittern gesprochen, die gestern eingetroffen sind. Aber was sollte ich denn machen? Es ist Brauch, dass ich ihnen einen Becher Wein reiche und sie willkommen heiße, wenn sie auf den Hof reiten. Und wenn sie mir dann ein paar Fragen stellen oder Grüße von anderen Höfen ausrichten, kann ich doch nicht weglaufen! Dir soll ich übrigens auch herzliche Grüße ausrichten. Gunhild und Bernhard sind wohlbehalten am Hof meines Vaters eingetroffen. Und dein Ritter, Dietmar, kämpft in den Niederlanden. Offenbar findet er da bei einem bedeutenden Grafen, einem Erzfeind der Herzoginmutter, langfristig Aufnahme. Das kann alles noch sehr interessant werden dort in Holland. Die Adligen fordern zurzeit die Rückkehr der Herzogin oder zumindest eines ihrer Söhne. Und sie wünschen, dass endlich klargestellt wird, wer denn nun ihr Landesherr sein soll. Das hat gestern Abend wieder mal zum Streit zwischen den Brüdern geführt, der auf meinem Rücken ausgetragen wurde.« Elisabeth lächelte schwach.
    »Ein hervorragender Grund, zu Hause zu bleiben!«, erklärte Lucia. Sie hatte sich schon längst abgewöhnt, die Motive des Herzogs zu diskutieren. Elisabeth tat jedes Mal so, als verstünde sie ihn zumindest ansatzweise, und fand Entschuldigungen für seine Ausbrüche. Wahrscheinlich war das purer Selbstschutz. Sie hoffte, ihr Gatte würde sich ändern, wenn das Problem der Landesteilung endlich aus der Welt wäre. Lucia hatte da ihre Zweifel, aber der Herzogin blieb wohl nichts anderes übrig, als sich an die Hoffnung zu klammern.
    »Leg dich ins Bett, ich mache dir Tee und kalte Kompressen. Das tut dir gut, und die Gefahr ist gebannt.« Lucia wollte der Freundin den Reitmantel abnehmen, doch Elisabeth schüttelte den Kopf.
    »Komm du lieber mit!«, forderte sie Lucia auf.
    Doch Lucia war fest entschlossen, sich der Gesellschaft nicht anzuschließen. Die Ehrwürdige Mutter mochte sie nicht, davon war sie inzwischen fest überzeugt. Clemens war den Nonnen suspekt, und die Frau an seiner Seite war zu bestimmend und selbstbewusst. Und womöglich war den Klosterfrauen auch aufgefallen, dass sie nicht sehr inbrünstig betete und stets als Erste aufsprang, sobald die Andacht zu Ende war.
    Dabei beruhte die Abneigung auf Gegenseitigkeit. Lucia hielt die Ehrwürdige Mutter für geldgierig und betrachtete sie obendrein als geschickte Intrigantin. Eine kleine Rüge von ihr an Lucias Verhalten, geschickt formuliert und im richtigen Moment angebracht, würde Frau Margarethe dazu bringen, weitere Fragen zu stellen. Und die

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