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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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viele Worte gewechselt worden. Frau Margarethe hatte Elisabeth in die Mitte der Reitergruppe nehmen lassen, als fürchte sie einen Fluchtversuch. Doch die junge Herzogin ritt wie in Trance und schien die Welt um sich herum gar nicht mehr wahrzunehmen. Als sie schließlich die Burg erreichten, befahl die Herzoginmutter Elisabeth in ihre Kemenate und bestimmte zwei Soldaten, ihre Tür zu bewachen. Zum Glück machten die Männer keine Einwände, als Lucia zu ihr in ihre Gemächer schlüpfte.
    Elisabeth saß am Feuer und starrte teilnahmslos in die Flammen. Lucia wollte ihr den Mantel abnehmen, den sie immer noch trug, doch sie zog ihn um sich, als brauche sie die zusätzliche Wärme.
    »Du musst Adrian retten«, sagte sie leise, ohne Lucia anzusehen. »Du musst ihn aus dem Kloster holen, er wird ihn sonst umbringen!«
    »Elisabeth, wir müssen jetzt erst einmal an dich denken«, mahnte Lucia. »Du musst überlegen, was du sagen willst. Noch kannst du alles abstreiten. Der Herzog mag dir eher glauben als Frau Margarethe, vor allem, wenn er damit einen Skandal verhindert.«
    »Es gibt zu viele Zeugen, Lucia«, meinte Elisabeth müde. »Du hattest recht, ich war verrückt. Aber das ist jetzt egal. Reite zum Kloster, Lucia. Ich will, dass wenigstens Adrian am Leben bleibt.«
    »Aber der Herzog wird ihn doch nicht töten!«, überlegte Lucia. »Gewöhnlich würde er ihn zum Kampf fordern, doch unter diesen Umständen ...«
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Er würde ihn fordern, wenn die Sache nicht eindeutig wäre. Aber so ... Man wird uns des Ehebruchs anklagen, und wenn sie uns für schuldig befinden, verlieren wir unsere Ehre und unser Leben. Wenn wir Glück haben, erlaubt man uns den Tod durch das Schwert. Aber sie können uns ebenso gut hängen lassen.«
    Oder vierteilen, dachte Lucia. Wenn Adrian erst einmal seiner Ritterehre verlustig gegangen war, lag das Urteil ganz in der Hand der Herzöge. Es gab kein Gesetz, das sie einschränkte. Und Elisabeth war ohnehin völlig der Gnade ihres Gatten unterworfen. Er konnte sie heute noch zu Tode prügeln ...
    Andererseits war Elisabeth von hohem Adel. Ihr Vater würde ihren schimpflichen Tod als Affront empfinden, es würde Ärger und Nachfragen geben. Dazu würden die Troubadoure in allen christlichen Landen von Elisabeth und ihrer Liebe zu ihrem Ritter singen. Das alles lag nicht in Herzog Stephans Interesse.
    Deshalb hatte Elisabeth gute Aussichten, am Leben zu bleiben. Sofern das Leben in einer Klosterzelle, überwacht von einer scharfzüngigen und für ihren Dienst wohl bezahlten Oberin, als solches zu bezeichnen war.
    Adrian dagegen ...
    Elisabeth wandte Lucia jetzt endlich den Blick zu. Ihr großen braunen Augen flehten sie an. »Lucia, Adrian muss verschwinden! Nicht nur um ihn zu retten, auch um meinetwillen! Es können tausend Leute beschwören, ich hätte mit einem Ritter die Ehe gebrochen. Aber wenn da kein Ritter ist und auch ich kein Wort sage, kann nicht viel passieren! Geh jetzt, Lucia, bitte!«
    Lucia folgte endlich ihrem Befehl. Elisabeth hatte recht. Anscheinend hatte sie auf dem Weg zurück zur Burg doch nicht nur stumm vor sich hin gebrütet, sondern eine Art Plan ausgeheckt. Natürlich würde sie nicht unbeschadet aus der Sache herauskommen. Ihr Leben, so wie sie es bislang gekannt hatte, war verwirkt. Aber man konnte den Schaden vielleicht begrenzen. Und womöglich war auch Herzog Stephan daran interessiert, alles nicht zu sehr aufzubauschen.
    Lucia eilte zu den Ställen. Der Gedanke an Rettung beflügelte sie und ließ sie wieder klar denken. Sie würde sich beeilen müssen! Denn alle Pläne, die Elisabeth sich einfallen lassen mochte, gingen bestimmt auch Frau Margarethe durch den Kopf. Die Herzoginmutter kannte die Hofpolitik mindestens so gut wie ihre Stief-Schwiegertochter. Sie würde alles unternehmen, Adrian alsbald festzusetzen. Und wenn Stephan nicht den Befehl dazu gab, fand sich bestimmt einer ihrer Söhne ...
    Auf dem Weg zu den Ställen lief Lucia Heinrich, der Küchenjunge, über den Weg. Lucia atmete auf. Der Knabe vereinfachte alles.
    »Heinrich, bitte, kann ich dich um einen Gefallen bitten?«
    Der Junge blieb sofort stehen und sah Lucia vergnügt, aber auch anbetend an.
    »Frau Lucia, für Euch würde ich Berge versetzen oder Drachen töten!«, sagte er grinsend. »Auch wenn es mir sicher mehr liegen würde, die Biester zuzubereiten. Lindwurm am Spieß, das wäre doch mal eine Abwechslung im Speiseplan.«
    Lucia zwang sich zu einem

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