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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Missverständnisse und Zerwürfnisse bat, die mitunter zwischen den Frauen geherrscht hatten. Margarethe von Holland nahm das Geschenk huldvoll an. Wahrscheinlich war es ihr gleichgültig, dass auch dieses Schmuckstück kaum 120 Silberpfennig Wert haben durfte.
    Elisabeth bedachte anschließend Frau Margarethes Zöglinge, hauptsächlich mit wertvoller Kleidung. Dabei ermahnte sie die Mädchen, stets maßvoll und bescheiden zu sein, die ritterlichen Tugenden zu pflegen und ihren künftigen Gatten gehorsame Frauen zu sein.
    Lucia musste sich dabei ihrerseits auf die Zunge beißen. Die Situation war ernst, und Elisabeth spielte ihre Rolle hervorragend. Doch die Ermahnungen aus ihrem Mund und im Vorfeld ihres gemeinsamen Vorhabens brachten Lucia doch beinahe zum Lachen.
    Schließlich erhielten Anna und zwei weitere Zofen kleine Geschenke. Den weitaus größten Teil ihres Besitzes »vermachte« Elisabeth jedoch Lucia.
    »Du kamst mittellos an meinen Hof, Lucia, und gingst auch deine Ehe ohne Aussteuer ein. Bei einem Mädchen aus guter Familie sollte das nicht sein. Für mich warst du eine enge Freundin - ich kann dir auch mit all meinem Schmuck nicht das zurückgeben, was du für mich getan hast.«
    Damit sank Elisabeth anscheinend ermattet in die Kissen zurück. Sie spielte gut, aber sie musste auch tatsächlich erschöpft sein. Seit zwei Tagen verweigerte sie jegliche Nahrung; Lucia hatte sich schon größte Sorgen gemacht. Für kurze Zeit war das akzeptabel und würde ihr Vorgehen sogar erleichtern. Clemens riet seinen Patienten stets, vor Operationen zu fasten. Zog sich das aber zu lange hin, schwächte es das Herz.
    »Wir sollten die Herzogin Elisabeth jetzt allein lassen!«, meinte Frau Margarethe beinahe erleichtert. »In der Kapelle wird eine Messe für sie gelesen. Wir werden daran teilnehmen!«
    Ihr »wir« schloss ihre Zöglinge auf jeden Fall mit ein. Für Lucia aber begann nun der brenzligste Teil der Unternehmung.
    »Wenn Ihr erlaubt, würde ich lieber am Bett der Herzogin wachen«, bat sie mit einem tiefen Knicks. »Ihr wisst, ich habe Erfahrung in Krankenpflege, und ich würde der Schwester Apothekerin gern zur Hand gehen.«
    Die Nonne erhob keine Einwände. Sie pflegte die Herzogin jetzt seit zwei Tagen - und Lucia traute Elisabeth genügend Raffinesse zu, sie dabei so weit wie möglich beschäftigt zu haben. Wahrscheinlich hatte sie kaum geschlafen und war entsprechend erschöpft.
    Auch Frau Margarethe nickte. »Bleib bei ihr, und bete mit ihr!«, meinte sie großmütig. Jetzt, da Elisabeth im Sterben lag, war sie bereit, sich mit ihrer Stief-Schwiegertochter zu versöhnen.
 
    Lucia atmete auf. Sie verbrachte die nächsten Stunden tatsächlich mit Warten und Beten. Elisabeth schien zu schlafen und schreckte nur gelegentlich auf, anscheinend aus Albträumen. Dann hustete sie wieder.
    »Sie bereut ihre Sünden!«, erklärte die Schwester Apothekerin streng. »Aber der Herr gewährt ihr noch einen vergleichsweise gnädigen Tod. So manche Sünder sterben unter größeren Schmerzen!«
    Lucia verkniff sich die Bemerkung, dass die Herzogin nun doch schon gebeichtet und sich sogar mit Frau Margarethe versöhnt hatte. Eine so große Sünderin konnte sie also gar nicht mehr sein. Aber heute Nacht durfte es keine Unstimmigkeiten zwischen Lucia und der Klosterfrau geben. So schwieg, betete und wartete sie - bis zur zweiten Stunde des neuen Tages, erfahrungsgemäß die Zeit, in der die Nachtwache den übermüdeten Pflegern am schwersten fiel. Die Nonne war auch bereits zweimal eingenickt. Lucia wartete, bis sie ein drittes Mal entschlummerte. Dann füllte sie ein Fläschchen Opiumsirup in einen Becher Wein und sprach die Ordensfrau an.
    »Ehrwürdige Schwester, Ihr seid erschöpft. Hier, trinkt einen Schluck Wein!«
    Die Schwester nahm das Getränk gern entgegen. Sie fühlte sich zweifellos verpflichtet, wach zu bleiben, und hätte alles getan, um sich zu erfrischen.
    Lucia wartete kurze Zeit, bis das Opium die Müdigkeit der Frau noch verstärkte.
    »Warum legt Ihr Euch nicht auf dem Diwan vor dem Feuer etwas hin?«, schlug sie anschließend vor. »In der Wohnstube habt Ihr es bequem, und das Husten der Kranken reißt Euch nicht aus dem Schlaf. Ich kümmere mich derweil um die Herzogin. Ihr wisst, ich bin erfahren. Wenn es zu Ende geht, rufe ich Euch.«
    Die Nonne sah auf, einerseits dankbar, andererseits ein wenig in ihrer Ehre gekränkt. »Wenn überhaupt, werde ich mich auf dem Boden zur Ruhe legen und das Feuer

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