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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Beulen an den Armen. Sie schmerzten auch, aber nur ein wenig. Die Berta ist ja dann auch gleich gestorben.«
    »Wie erklärst du das, mein Kind?«, fragte Hermann streng.
    Lucia knickste wieder. »Verzeiht, Herr, aber wenn ich es nicht sehe, kann ich es schwer erklären. Ich weiß jedoch, dass die Schwindsucht auch manchmal die Knochen befällt. Und dass sich manchmal Knoten am Hals und unter den Armen bilden, wenn ein Mensch Fieber hat. Hatte die Berta Fieber?«, erkundigte sie sich.
    »Und wie!« Wormser nickte. »Die Agnes sagt, sie brannte wie in Höllenglut ...« Der Meister biss sich auf die Lippen. Diese Beschreibung war sicher nicht die geschickteste im Beisein des Chorherrn.
    »Davon könnte es kommen, Herr. Es ist sicher eine seltene Erkrankung, aber der Teufel muss dazu nicht im Haus erscheinen, und ich bin sicher, dass die Seele Eurer Magd auch noch gerettet worden ist.« Lucia wollte sich abwenden.
    »Agnes hat drei Totenmessen für sie lesen lassen«, bemerkte Meister Wormser. »Das ist viel für eine Magd.«
    »Was hast du denn hier zu plaudern?« Der Wirt hatte Lucia inzwischen mehrmals bedeutet, weitere Gäste zu bedienen, und kam nun argwöhnisch näher, um zu sehen, was das Mädchen mit den beiden Meistern zu bereden hatte. »Das Essen wird kalt, während du hier herumschäkerst.«
    »Ich ...« Lucia wollte sich verteidigen, doch Meister Wormser fiel ihr ins Wort.
    »Eure Schankmagd schäkert nicht, sie gab nur Auskunft zu ein paar Fragen, die uns beschäftigten. Ihr habt da ein gescheites Mädchen in Euren Diensten, Wirt! Hier hast du einen Pfennig, Lucia. Dank dir für deine Worte!« Der junge Mann lächelte Lucia und ihrem Arbeitgeber freundlich zu und machte dann Anstalten, sich seinem Braten zu widmen. Lucia knickste noch einmal und folgte dem Wirt dann zerknirscht. Meister Heribert war nicht so leicht zu befrieden. Am Abend, wenn nur Bier und Wein herumzutragen war, durfte Lucia mit den Gästen reden, so lange sie wollte. Aber was seine Speisen anging, war er eigen. Die sollten aus der Küche direkt auf den Tisch, damit sie ja nicht kalt oder schal waren, wenn sie bei den Gästen ankamen.
    Lucia dachte nicht mehr an Meister Wormser und seine tote Magd, bis am nächsten Morgen eine junge, sehr zierliche Frau in der Schenke erschien. Sie war ungewöhnlich hübsch und trug ihr feines, dunkles Haar unter einer Haube aus hochwertigem Leinen, die sie mit einem hübschen Schepel aus künstlichen Blumen schmückte. Ihre ärmellose, dunkelgrüne Surkenie ließ ein scharlachrotes Unterkleid aus bestem Maastrichter Tuch sehen. Das Überkleid reichte nach neuester Mode nur bis zum Knie, aber es war weiter geschnitten, als man es gewöhnlich trug - und machte die Schwangerschaft der jungen Frau damit etwas weniger auffällig.
    Für eine Bürgerin war es nicht schicklich, eine Schenke zu betreten, und die junge Frau sah sich denn auch ein wenig unsicher um, als sie zwischen den Tischen hindurchging, die Lucia zur Seite geschoben hatte, um den Fußboden wischen zu können. Der mit schlichten Ziegeln bedeckte Boden war zum Glück schon sauber, sodass die Besucherin eintreten konnte, ohne sich zu beschmutzen. Sie schien hier sehr sorgsam zu sein; ihre Füße steckten in fein gearbeiteten Schuhen, unter die sie Trippen geschnallt hatte. Die Holzsohlen schützten Schuhwerk und Kleidersäume vor dem Schmutz der Straße. Diese junge Frau machten sie obendrein größer. Ohne die Absätze musste sie noch zierlicher und zerbrechlicher wirken.
    Lucia, die sich gerade daran gemacht hatte, die Tische zu scheuern, grüßte höflich.
    »Der Meister Heribert ist ausgegangen«, erklärte sie. »Aber nur in die Metzgergasse, wenn Ihr ihn sprechen wollt, könnt Ihr warten. Ich bringe Euch gern eine Erfrischung.« Lucia fand, dass diese zarte Frau einen leichten Rotwein gut gebrauchen konnte. Sie wirkte erhitzt nach dem Weg durch die Stadt, was kein Wunder war. Es war wieder Sommer geworden, und Mainz stöhnte unter einer Hitzewelle.
    »Nein, lass nur, aber ich danke dir. Ich wollte gar nicht zu deinem Meister, sondern zu dir. Du bist doch die Schankmagd Lucia, nicht wahr?«
    Lucia nickte verwundert. »Kann ich Euch irgendwie helfen?«
    Die junge Frau lächelte. Sie sah dabei reizend aus. Ihr herzförmiges, porzellanweißes Gesichtchen schien aufzuleuchten, und ihre braunen Augen nahmen einen warmen Schein an.
    »Ich bin die Agnes Wormserin, und du könntest mir sehr wohl helfen, wenn du Lust hättest. Sag, Lucia, gefällt

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