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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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zweites Kind erwartete.
    »Aber das muss doch mit dem Teufel zugehen, wenn ihr keine neue Magd findet!«, antwortete der Zunftbruder. Auch er war Lucia flüchtig bekannt. »Und zwei kleine Mädchen für die Küche ... Frag einfach den Pfarrer von Sankt Quintin, der kennt zig Familien, die ihre Töchter in Stellung geben wollen!«
    Meister Wormser schüttelte verzweifelt den Kopf und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug. »Das wollen sie eben nicht, Hermann, nicht zu uns! Seit uns die Berta gestorben ist, verröchelt, mit dem Blutstrahl aus dem Mund und den geschwollenen Gliedern ... das Gesinde sagt, der Teufel sei in sie gefahren. Und der Pfarrer meint, Agnes' Hoffart sei dran schuld, sie hätt den Teufel geradezu eingeladen. Nun soll sie mal Demut zeigen und die niedrigsten Arbeiten selbst verrichten. Ich muss sogar mein Pferd selbst versorgen, der Hausknecht ist auch geflohen!«
    Meister Hermann, eindeutig nicht der Klügste, zuckte die Achseln. »Vielleicht solltest du an einen Exorzismus denken. Mit dem Teufel im Haus ist nicht zu spaßen ...«
    Meister Wormser verdrehte die Augen, und Lucia wäre beinahe vor Lachen herausgeplatzt.
    »Wenn wir den Teufel im Haus hätten, Hermann, bräucht ich nicht so viel Holz fürs Feuer zu schleppen! Uns ist einfach eine Magd gestorben, und so rasch, dass die Agnes den Pfarrer nicht schnell genug holen konnte, dass er ihr die Sakramente erteilen konnte. Die Agnes ist auch nicht hoffärtig. Gut, sie ist eine schöne Frau und mag edle Kleider. Und sie sitzt lieber über den Büchern als den Bratspieß zu drehen. Aber faul ist sie nicht, sie führt meine Bücher, und sie spricht so artig mit den Kunden - seit ich mit der Agnes verheiratet bin, liefere ich feine Möbel an sämtliche Patrizierhaushalte, und mit den reichen Juden weiß sie auch zu reden! Das hat seinen Wert, selbst wenn's der Pfaffe nicht einsieht.«
    Lucia trug den Männern die Bierhumpen auf, und Meister Wormser dankte ihr freundlich. Inzwischen winkte ihr auch der Wirt zu, die bestellten Speisen zu holen. Sie stellte Braten und Brot vor den Gästen auf den Tisch und konnte nicht umhin, weiter zuzuhören.
    »Aber so plötzlich dahingerafft wie eure Magd ... Mit Blutauswurf wie eine Fontäne und Teufelsmalen ... Vielleicht solltest du das doch ernster nehmen ... « Meister Hermann schien fast von Meister Wormser abrücken zu wollen. Dessen letzte Worte hatten ihn wohl brüskiert; Hermann Klingenberg galt als eifriger Chorherr in Sankt Quintin.
    Lucia konnte nicht anders. Sie musste den freundlichen Schreiner in Schutz nehmen.
    »Mit Verlaub, werte Herren«, bemerkte sie mit gedämpfter Stimme und züchtig gesenkten Augen. »Aber ich verstehe ein wenig von Heilkunst. Dabei ist die Krankheit, an der Eure Magd starb, Meister Wormser, nicht unbekannt. Nach allem, was Ihr schildert, hatte sie wohl die Schwindsucht. Sicher hat sie auch vorher mitunter gehustet ...«
    Die Männer schauten verblüfft zu Lucia auf, die jetzt schüchtern knickste. Meister Wormser nickte.
    »Ja, das stimmt. Vor allem, wenn sie das Feuer anfachte. Oder schwere Sachen trug. Sagte immer, sie sei erkältet, wenn Agnes fragte. Agnes hat sich nämlich Sorgen gemacht, sie könnte den Kleinen anstecken.«
    »Das hätte auch geschehen können«, meinte Lucia ernst. »Aber die Krankheit befällt selten Kinder, die warm gehalten und gut gefüttert werden. Und da achtet Ihr doch sicher auf Euren Sohn. Gebt ihm nicht nur Fleisch, sondern auch Früchte und Gemüse, dann bleibt er sicher gesund.«
    »Aber solch ein Blutstrom bei Schwindsucht?«, fragte Clemens unwillig. »Kann da nicht doch eher der Teufel ...?«
    »Der Teufel ist sicher verantwortlich für alles Böse in der Welt, und so auch für Krankheit und Tod«, meinte Lucia gemessen. Jahrelange Privatstunden beim Pfarrer von St. Quintin hatten sie gelehrt, sich vorsichtig auszudrücken. »Aber er muss nicht persönlich aus der Hölle fahren, um eine Magd zu töten. Man sagt, die Schwindsucht brenne Löcher in die Lunge, sodass sie am Ende wie ein Käse wäre, und manchmal bricht das Fleisch zwischen zwei Löchern auf. Dann blutet es stark, und es kann schon sein, dass sich der Strom so heftig Bahn bricht, dass der Mensch rasch daran stirbt ... « Lucia versuchte, sich an die Krankheitsbeschreibungen Ibn Sinas zu erinnern.
    »Und die Teufelsmale?«, fragte Clemens misstrauisch. »Sind der Berta nicht gar Hörner gewachsen?«
    Wormser seufzte. »Keine Hörner, Clemens. Aber Knubbel und

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