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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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sollte ein Muslim an Ort und Stelle bleiben, wenn er vom Ausbruch einer ansteckenden Krankheit überrascht wird, und nicht weglaufen. Das ist absolut sinnvoll, wenn es um die Eindämmung von Seuchen geht, aber Hadi fasste es als Befehl auf, diese Quarantäne peinlich genau einzuhalten. Und dann hört man solchen Quatsch, Muslime würden die Landesgesetze nicht einhalten .« Ihr Pager schrillte. »Ich muss wirklich los, Illaun. Mach's gut«.

29, Kapitel
    A delola saß da und starrte aus dem Fenster, als ich ihn fand; seinen Kaffee hatte er nicht angerührt. Die Papiertaschentücher waren zu einer Röhre zerknüllt.
    »Es tut mir leid wegen Ihrer Schwester, Ben.«
    »Danke«, flüsterte er. »Sie war meine kleine Schwester, verstehen Sie? Ich sagte immer, ich würde auf sie aufpassen. Ich hab alles falsch gemacht.«
    »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Sie hätten es nicht verhindern können. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wieder in das Besprechungszimmer zu kommen? Dr. Groot möchte Sie etwas fragen.«
    Er runzelte die Stirn, als er vom Tisch aufstand. »Er ist aus Südafrika, richtig? Oder Simbabwe.«
    »Südafrika. Aber er hat auch in anderen afrikanischen Ländern gearbeitet.«
    Die Furchen auf seiner Stirn wurden tiefer.
    Im Besprechungsraum kam Groot sofort zur Sache. »Mr. Adelola, als Sie letzten Freitag gebeten wurden, die Statue der Heiligen Jungfrau mit Kind tragen zu helfen, haben Sie sich geweigert, ihr nahe zu kommen. Wieso?«
    Adelola zuckte mit den Achseln, sagte aber nichts. Ich hatte beschlossen, mich neben ihn zu setzen, damit er sich weniger ungeschützt fühlte.
    »Muslime haben eine Abscheu vor religiösen Bildern, nicht wahr?«, fuhr Groot fort. »Und eine lebensgroße Statue von Maria, die vom Islam anerkannt und respektiert wird, ist für jemanden dieses Glaubens eine Beleidigung, oder? Man muss sich damit abfinden, in einem christlichen Land solche Bildnisse zu sehen, aber eines in die Hand zu nehmen, ist eine völlig andere Geschichte. Und das ist einer der Gründe, warum ich denke, dass Sie islamischen Glaubens sind, wahrscheinlich ein Haussa aus dem Norden Nigerias. Hab ich recht?«
    Adelola rutschte auf seinem Stuhl herum und zerpflückte das Papiertaschentuch.
    »Na los, Ben«, redete ihm Groot zu.
    Ich legte meine Hand auf Adelolas geschäftige Finger. »Wenn es stimmt, Ben, dann gibt es sicher einen guten Grund, warum Sie es geheim gehalten haben. Aber vielleicht wäre es besser, wenn Sie es jetzt zugeben würden.«
    Adelola holte tief Luft. »Wir sind Asylbewerber. Meine Schwester wurde von unserem Vater einem reichen Kaufmann aus Jigawa zur Ehe versprochen, das ist ein nördlicher Landesteil, wo das Gesetz der Scharia gilt. Er war dreißig Jahre älter, und sie hat nur Schlechtes über ihn gehört. Und so oder so wollte sie ihren Mann selbst wählen. Sie bat mich, ihr bei der Flucht zu helfen, und wir fuhren nach Süden, in die Stadt Benin. Von dort nahm ich mit meinem Vater Kontakt auf, und er sagte, der zukünftige Ehemann meiner Schwester würde Männer hinter uns herschicken, und wenn wir mit diesen nicht zurückkehrten, würde er – mein Vater -erlauben, dass man uns beide tötete, damit seine Ehre wiederhergestellt wäre. Sie verstehen also, warum wir Nigeria verlassen mussten.«
    »Wie ist Ihr richtiger Name?«, fragte Gallagher.
    »Kazeem Hassan. Meine Schwester heißt Lati-fah.«
    »Warum mussten Sie geheim halten, dass Sie Muslime sind, als Sie hierherkamen?«
    »Weil Männer, die kämen, um uns zu töten, natürlich in den islamischen Gemeinden nach uns suchen würden. Und außerdem ist es ein Vorteil, kein Moslem zu sein, wenn man Arbeit sucht. Viele Leute hier haben zurzeit ein negatives Bild von uns.«
    »Die Arbeitsmöglichkeiten sind also besser, wenn man annimmt, dass Sie kein Moslem sind?«
    »Das glaube ich, ja.«
    »Haben Sie Ihren Glauben ganz widerrufen?«, fragte Groot.
    Adelola schaute bestürzt drein. »Ich würde niemals den Islam widerrufen.«
    »Und Ihre Schwester, was ist mit der?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum hat sie dann in einem Lap-Dance-Club gearbeitet?«, ließ Groot nicht locker. »Das ist ja wohl kaum der richtige Ort für ein muslimisches Mädchen, sollte man meinen.«
    »Wir mussten von etwas leben.«
    »Latifah schämte sich, als Tänzerin zu arbeiten, hab ich recht? War das der wirkliche Grund für Ihren Streit?« Groot war erbarmungslos.
    »Nein, wir haben wegen Geld gestritten. Hören Sie – ich habe Ihnen die

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