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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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fragte am Empfang nach ihm, aber dort wusste man nicht, ob er schon da war. Deshalb bat ich, dass man Cora Gavin rief.
    Als Cora erschien, entschuldigte ich mich, dass ich sie von ihren Pflichten abhielt, und erklärte, ich würde eigentlich auf Groot warten, hätte aber auch einige dringende Fragen über Benjamin Adelola an sie.
    »Schieß los«, sagte sie.
    »Hat er auf eurer Fahrt hierher etwas über Terry Johnston gesagt?«
    »Der hier gestorben ist? Nein, ich glaube nicht.«
    »Hat er sich nach ihm erkundigt oder gefragt, woran er gestorben ist?«
    »Nicht, dass ich mich erinnere. Kannte er ihn denn?«
    »Ja. Sie haben zusammen gearbeitet. Aber es ist, als hätte er Johnston aus irgendeinem Grund aus seinem Leben gestrichen. Du musst zugeben, dass es merkwürdig ist: Auf der Fahrt in genau das Krankenhaus, das wegen der Behandlung seines früheren Kollegen in den Schlagzeilen war, erwähnt er diesen mit keinem Wort.«
    »Es könnte kulturelle Gründe haben.«
    »Das glaube ich nicht. Kollegen sind Kollegen. Sie haben sogar ihre Schichten getauscht.«
    »Dann weiß ich auch nicht.«
    »Tut mir leid, Cora. Ich denke nur laut. Wie geht es übrigens Dr. Abdulmalik und seiner Familie?«
    »Er legt eine Pause ein und ist zurück nach Ägypten mit ihnen gereist«, sagte sie. »Wir haben für ein paar Wochen einen Stellvertreter für ihn eingestellt.«
    »Groot wird wahrscheinlich auch bald abreisen.«
    »Nicht schnell genug, was mich angeht.«
    »Wieso, magst du ihn nicht?«
    Sie schaute sich um, ob jemand in Hörweite war, dann winkte sie mich näher heran. »Ich bewerfe einen Kollegen nicht gern mit Schmutz. Aber wenn er sich unprofessionellen Verhaltens schuldig macht, verdient er keinen Schutz.« Sie sah mir in die Augen und nickte, als bestätigte sie etwas, das ich bereits wissen oder vermuten müsste. Aber wenn sie seine sexuelle Orientierung meinte, in welcher Weise sollte das unprofessionell sein? Es sei denn ...
    »Ich glaube, ich weiß nicht ...«
    Cora beugte sich an mein Ohr. »Er trinkt im Dienst«, flüsterte sie. »Die ganze Zeit.«
    »Ach so, verstehe.« Sie hatte keine Ahnung, wie erleichtert ich war.
    Cora sah auf die Uhr und seufzte.
    »Ich halte dich auf«, sagte ich. »Wir müssen uns bald mal zu diesem Tennismatch verabreden«, fügte ich an, als sie sich schon wieder auf den Weg machte.
    Ich nahm im Empfangsbereich Platz, um auf Groot zu warten. Damit die Zeit verging, schaltete ich mein Telefon ein und schaute nach Nachrichten. Es gab eine SMS von Finian. »Ruf an oder komm vorbei. Viel zu besprechen.«
    Ich rief ihn an, und er meldete sich sofort. »Der National Trust hat noch einmal angerufen; sie wollten eine Entscheidung. Ich habe mich entschlossen, Illaun. Ich schließe Brookfield zum Ende der Saison. Und ich meine für immer – ohne Wenn und Aber, ohne Hintertürchen. Maeve ist einverstanden, sich um Dad zu kümmern, und er freut sich auf Galway. Er ist gern bei seinen Enkeln.«
    »Und ...?«
    Ich hörte, wie Finian tief Luft holte. »Ich schlage vor, wir verschieben die Hochzeit entweder bis ins nächste Jahr oder heiraten, bevor ich nach England gehe.«
    Das klang ganz und gar nicht vielversprechend. »Und ich würde hier bleiben?«
    »Wir könnten im Januar richtig Flitterwochen machen.«
    »Ja, aber ohne richtige Ehe bis dahin.«
    »Dann lassen wir bis ins neue Jahr alles so sein, wie ich vorgeschlagen habe.«
    Ich kam mir vor wie ein Stück Gepäck, das von einem Bestimmungsort zum anderen verschoben wird. »Ich lasse nicht noch ein Jahr anbrechen, Finian. Die Uhr tickt für uns beide. Aber ich habe auch keine Lust, noch schnell eine Hochzeit am Ende der Touristensaison anzuhängen. Ich fürchte, es heißt entweder oder.«
    »Verstehe. Dann werde ich wohl noch ein wenig über die ganze Sache nachdenken müssen.«
    »Ja. Ich glaube, das solltest du.«
    Finian war sensibel genug, um zu wissen, dass er meine Gefühle nicht weiter strapazieren durfte, deshalb argumentierte er nicht. Aber er wusste auch, dass ich eine Linie zog. Es gab wenig mehr zu sagen, und so verabschiedeten wir uns höflich, wenn auch kühl.
    Groot traf zehn Minuten später ein. Ich sah auf die Uhr. Es war 15.30 Uhr. Sein Haar sah aus wie ein Heuhaufen, die Bartstoppeln ließen ihn älter aussehen, und das gehetzte, bleiche Aussehen legte den Verdacht nahe, dass ein Schmerz im vorderen Hirnlappen den Weg in seine Augen gefunden hatte. Er hatte seine Ledertasche über die Schulter geschwungen, als wäre er auf dem

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