Die Pestglocke
für Werkzeuge?«
»Garten ... nein, Grabwerkzeuge. Pickel, ein paar Schaufeln und so, du weißt schon. Ich bin wieder ins Haus, um zu beobachten, was sich weiter tat, und im nächsten Augenblick kommt er mit Big Ben aus dem Haus der Adelolas, und die beiden fahren zusammen fort.«
»Es tut mir leid, Daisy«, sagte ich. »Ich fürchte, wir müssen uns ein andermal unterhalten.«
37. Kapitel
I ch fuhr die Straße in Richtung Oldbridge, sah Byrnes schwarzen Civic an der Friedhofsmauer stehen und parkte hinter ihm. Dann holte ich eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach, knipste sie an und ging den Weg zum Tor hinauf. Ich kletterte über den Übertritt und lief den Kiesweg entlang.
Rechts voraus hörte ich gelegentlich Metall auf Stein klirren. Ich schaltete die Taschenlampe aus und steuerte querfeldein auf das Geräusch zu, wobei ich mich hinter Grabsteine duckte, bis ich die Giebelseite der zerfallenen Kathedrale erreicht hatte. Während ich außen an der Mauer des Mittelschiffs entlangschlich, hörte ich, wie drinnen gegraben und geschaufelt wurde. Der noch stehende Mauerrest nahm immer weiter an Höhe ab, und schließlich konnte ich mich aufrichten und ins Innere des Kirchenschiffs blicken.
Das Erste, was mir ins Auge fiel, war der helle Mond hinter den drei Spitzbogenfenstern im Ostgiebel. Er warf lange Schatten und bleiche Lichtstreifen auf den Kiesboden. Auf dem erhöhten Grab in der Mitte der Vierung war ein Lichtpunkt zu sehen, gelb im Vergleich zu dem silbrigen Mondlicht. Und dann hörte ich Stimmen – eine tief und mürrisch, aber die andere, höher gestimmte, führte das Kommando.
Ich holte mein Handy heraus und schickte eine SMS an Sergeant Doyle, in der ich ihm mitteilte, dass Darren Byrne im Friedhof von Oldbridge war und ich ebenfalls. Dann schlüpfte ich durch die Öffnung, die ich bei meinem ersten Besuch heute schon benutzt hatte, und schlich an der Mauer entlang, wo das Mondlicht nicht hinfiel.
Als ich genau gegenüber der beiden Männer war, sah ich, dass sie eine Lampe, wie sie Automechaniker benutzen, über das erhöhte Grab gehängt hatten; auch die Platte über Katherine Duignans Grab hatten sie daran gelehnt. Einer der beiden richtete eine Taschenlampe nach unten, der andere schaufelte.
Ich ging schnurstracks hinüber und leuchtete mit meiner Lampe auf sie. Als sich Byrne zu mir umwandte, richtete ich den Strahl auf sein Gesicht und ging weiter auf ihn zu.
»Schluss jetzt damit«, rief ich. »Hier liegt nichts von Wert begraben.«
»Nehmen Sie das Scheißlicht aus meinem Gesicht«, sagte Byrne und schirmte die Augen ab.
Ich ließ die Taschenlampe sinken. Ihr Licht beleuchtete jetzt Ben Adelolas breiten, nackten Rücken. »Ben, ich bin es, Illaun Bowe. Was tun Sie da?«
Er drehte sich um, der Schweiß lief ihm übers Gesicht, und er schüttelte den Kopf. »Ich will das eigentlich nicht tun …«
»Dann steigen Sie heraus da.«
»Hey, verpiss dich«, sagte Byrne, nahm ein Brecheisen zur Hand, das an dem Grabstein lehnte und kam auf mich zu.
»Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun«, sagte ich und hielt das Handy in die Höhe, sodass er es sehen konnte. »Da ist eine SMS drauf, abschussbereit sozusagen, ich muss sie nur noch losschicken. Wenn Sie Dummheiten machen, wimmelt es in fünf Minuten hier vor Polizei.« Während ich redete, hatte ich mich in eine Position gegenüber von Byrne gebracht, sodass die Grube und der Erdhügel zwischen uns lagen.
»Warum schicken Sie die SMS nicht so oder so ab?« Er ließ das Brecheisen sinken, behielt es aber in der Hand.
Wenn er wüsste, dass ich sie bereits abgeschickt hatte, würde er zu fliehen versuchen. »Weil ich herausfinden will, wieso Ben in diese Grabschändung verwickelt ist. Ich glaube nämlich, er weiß es selbst nicht.«
»Was? Und ob er es weiß«, höhnte Byrne. »Unser guter Ben macht die Drecksarbeit für seinen Kumpel Darren, weil Darren weiß, dass Ben seine Schwester zum Sex verkauft hat; und Ben will nicht, dass die blauen Jungs davon erfahren, oder, Ben?«
»Ihr Streit mit Latifah, Ben«, sagte ich. »Das war Montagnacht, nachdem sie mit Terry Johnston zusammen gewesen war, richtig? Und am Dienstagmorgen hat sie noch gelebt.«
»Ja. Aber ich glaube trotzdem, dass er sie getötet hat.« Er bückte sich und fing wieder an zu graben.
»Und jetzt verschwinden Sie gefälligst von hier«, sagte Byrne. »Sehen Sie nicht, dass Ben zu tun hat? Ben und ich werden bald reich sein, was, Ben?« Er war offenbar high von
Weitere Kostenlose Bücher