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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Ich fand langsam meine Stimme wieder.
    »Er kam vorbei, um meinen Vater wegen des Funds der Leiche im Bach zu befragen, ob er sonst noch etwas bemerkt hatte und so. Dad schien Gefallen an ihm zu finden und schlug vor, dass ich ihn durch den Garten führen könnte, was ich gehorsam tat. Dann lud er Sherry aus heiterem Himmel zum Abendessen ein – mit dir und mir! Ich konnte nicht gut Nein sagen.«
    Es war für mich durchaus nachvollziehbar, dass Arthur von Malcolm beeindruckt war. Obwohl erst Ende dreißig, besaß Malcolm Sherry eher die Aura und Interessen eines Mannes aus Arthurs Generation als seiner eigenen. Er wäre die Idealbesetzung des guten alten Landarztes gewesen, wenn solche Posten außerhalb von Sonntagabendserien im Fernsehen zu haben wären. Und es gab noch einen Nachteil – er kümmerte sich nur um Tote.
    »Sherry hat außerdem gesagt, er würde dich gern mal wieder sehen.«
    »Tatsächlich?«
    Finian ging wieder nach unten und verschwand in Begleitung von Bess durch die Hecke. Während ich darauf wartete, dass er mit unserem Überraschungsgast zurückkehrte, schenkte ich mir etwas Wein ein und sog das Bukett ein, das fast durch den Duft einiger Kletterrosen überdeckt wurde, die sich um einen Pfosten unweit von meinem Platz rankten. Ihr Aroma war so kräftig, dass es mich perverserweise an den ekelerregenden Gestank vorhin auf dem Friedhof erinnerte. Ich fragte mich, wie es Terry Johnston wohl ging. Aber Cora Gavin hätte sich ohne Frage bei mir gemeldet, wenn etwas nicht in Ordnung wäre.
    Ein Zaunkönig flog von der Hecke auf und schwirrte wie ein Spielzeug tief über den Rasen. Finian und Malcolm stießen durch die Öffnung in der Hecke, jeder mit einem Tablett in den Händen.
    »Hallo, Illaun, schön, Sie wiederzusehen.« Malcolm stieg die Treppe herauf, stellte das Tablett auf den Tisch und beugte sich herab, um mich auf die Wange zu küssen. Er trug einen marineblauen Blazer und eine graue Hose, dazu ein weißes Hemd und ein rotes Halstuch.
    »Hallo, Malcolm.«
    Malcolm fuhr sich mit der Hand nervös durch das extrem feine blonde Haar, unter dem die Kopfhaut leuchtend rosa durchschimmerte, offenbar im Lauf des Tages von der Sonne verbrannt. »Das letzte Mal sind wir uns unter dem Dach der alten Leichenhalle im Drogheda Hospital begegnet. Um Weihnachten herum, oder?«
    Er stand verlegen neben mir, während Finian die Teller mit den Edelstahlhauben auf dem Tisch verteilte.
    »Eigentlich war es in Newgrange«, sagte ich. Malcolm hatte mich unter Druck gesetzt, ihm Zugang zu dem berühmten Sonnwendereignis in dem Ganggrab zu verschaffen, und das nur, um eine neue Liebschaft zu beeindrucken, die es dann fertigbrachte, mich und eine Reihe anderer dort versammelter Archäologen zu beleidigen.
    »Ach ja, Sie haben natürlich recht.« Er wurde so rot wie die nahen Rosen.
    Finian griff nach den Tabletts. »Ich muss noch ein paar Sachen herausbringen. Dauert höchstens eine Minute. Schenkst du inzwischen den Wein ein, Liebes?« Er ging zurück ins Haus.
    Malcolm drückte sich weiter neben mir herum.
    »Bitte …«, sagte ich und zeigte auf einen der Bambusstühle. Ich bemühte mich aufrichtig, ihm die Befangenheit zu nehmen. »Trinken Sie einen Schluck Wein.« Ich schenkte ihm und Finian ein.
    »Wie geht es Isabelle?«, fragte ich, als Malcolm Platz nahm.
    Er reagierte, als hätte er sich auf einen Reißnagel gesetzt. »Äh … das weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Ich habe sie eine Weile nicht gesehen …« Er machte eine Pause.
    Ich wartete.
    »Es hat nicht so recht funktioniert mit uns.«
    »Das tut mir leid, Malcolm.« Das war nicht gelogen. Er war im Grunde ein anständiger Kerl. Und doch war ich erleichtert, dass er ihr irgendwie entkommen war. Isabelle passte einfach nicht zu ihm.
    »Ja. Sie erinnern sich bestimmt, dass wir über Weihnachten in Deutschland waren. München. Wir waren dort zu einem Medizinerbankett eingeladen. Isabelle nutzte die Gelegenheit, lauthals zu verkünden, dass die altägyptische Medizin allen modernen Spielarten überlegen gewesen sei – Sie wissen ja, auf welche Weise sie ihre Ansichten zum Ausdruck bringt.«
    Wie könnte ich es vergessen?
    »Das hätte ich ihr noch verziehen, es war ja harmlos genug, aber dann belehrte sie meine Freundin Gudrun Walder – eine herausragende Neurochirurgin – darüber, dass die Ärzte, die in jener Zeit Schädelöffnungen praktizierten, fortgeschritteneres Wissen über das Gehirn besessen hätten. Als Gudrun sie fragte, woher sie

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