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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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genau bestimmt hatten, was sich in dem größeren der beiden Behälter befand.
    Angenommen die Statue war hohl – wofür einiges sprach – und enthielt organisches Material, was nicht gänzlich ausgeschlossen war? Angenommen, sie war eine Art Sarkophag? Konnte das erklären, warum sich Ben Adelola vor ihr fürchtete?
    Aber Adelola konnte unmöglich wissen, worum es sich handelte, das ergab also keinen Sinn. Deine Fantasie geht wieder einmal mit dir durch, Illaun.
    Ich versuchte, meine Ängste als unberechtigt abzutun, aber etwas in mir wünschte weiterhin, wir wären bei der ganzen Sache vorsichtiger zu Werke gegangen.

7. Kapitel
    F aulbaum-Bläulinge«, sagte Finian. »Wir haben seit gestern eine Invasion von ihnen. Wunderschön, nicht wahr?« Er küsste mich auf die Wange. »Dieselbe Farbe wie deine Augen.«
    Ich erwiderte den Kuss. »Alter Charmeur«, sagte ich. Wir hatten den langen Weg zum Sommerhaus eingeschlagen und gingen eben durch den soge-nannten Geistergarten, als eine leichte Brise scheinbar eine Wolke von kobaltblauen Blütenblättern aufstieben ließ. Doch dann erkannte ich, dass es Schmetterlinge waren.
    Finian hatte auf Brookfield eine Folge gartenbaulicher Räume geschaffen, mit jeweils eigenem Thema, eigener Stimmung und eigenen Pflanzen und Farben. Das Ganze war auf der Fläche von zwei Hektar wie ein aufgeklapptes Schachbrett angeordnet, und der umgeleitete Bach bildete eine friedliche Wasserlandschaft entlang des Mittelrückens. Die Räume reichten dem Temperament nach von der mönchischen Strenge eines japanischen Trockengartens bis zur natürlichen Wald-und Bachlandschaft mit der Fußgängerbrücke, einen halben Kilometer oberhalb der Stelle, wo der Bach in den Kanal mündete. Und die Farben umfassten das gesamte Spektrum, vom »Lavafeld«, dessen viele hell- und dunkelrote Blumen von leuchtend gelben und flammend orangefarbenen Adern durchzogen waren, bis zu meinem Favoriten, dem »Geistergarten«. Dieser war ein eisig kühler Raum voll weißer, blassblauer und malvenfarbener Töne, und in mondbeschienenen Nächten nahm er einen anderen Charakter an und leuchtete gespenstisch im Dunkeln. Dazwischen gab es Abteilungen, die alte Rosen zeigten, Strecken mit raschelnden Gräsern und Kräuterränder, und alles unterteilt durch Buchsbaum- und Buchenhecken, blühende Sträucher und Alleen aus einheimischen Bäumen.
    Finian hatte mich mit Prosecco begrüßt, und ich spazierte mit dem Glas in der Hand neben ihm her, während er mir zeigte, was demnächst blühen würde. Wie üblich, wenn er nicht seine Arbeitskluft trug, war er mit einer Kombination aus Grau und Schwarz bekleidet, passend zu seinen Haaren und dem Bart. Heute hatte er sich für eine schwarze Jeans und ein kurzärmliges, gemustertes Hemd entschieden, das ein bisschen wie ein Hawaiihemd in einem Schwarz-Weiß-Film aussah.
    Ich freute mich darauf, mich in den nächsten Stunden mit ihm vor der Welt zu verstecken. Häufig sicherten sich ausländische Diplomaten, Prominente, die zu Besuch waren, oder führende Gartenarchitekten vom Kontinent eine private Vorführung des Gartens nach der offiziellen Öffnungszeit; es war etwas, das Finian genoss, aber uns war beiden klar, dass unsere gemeinsamen Abende in diesem ersten Sommer als Paar kostbar waren, da wir tagsüber beide arbeiteten. Er ermutigte deshalb seine privaten Besucher so häufig wie möglich, zwischen fünf und sieben zu kommen.
    »Tut mir leid, dass ich dich vorhin so abgewürgt habe, aber hier herrschte das Chaos«, sagte er.
    »Das habe ich verstanden. Immerhin hast du mich auf die Muttergottes von Castleboyne gebracht, und so konnte ich Pfarrer Burke kontern, als er behauptete, bei der Statue handelte es sich um sie.« Ich beschrieb, was sich abgespielt hatte. »Ich bin froh, dass mir die Sache jetzt aus der Hand genommen wurde. Ich will keine Auseinandersetzung mit ihm – schließlich soll er uns trauen.«
    Finian zuckte zusammen, ganz leicht nur, aber ich spürte es, da wir eingehakt gingen.
    Ich blieb stehen. »Was ist los?« Wir hatten uns bereits auf eine kirchliche Trauung geeinigt, auch wenn sich Finian mit einer standesamtlichen Zeremonie zufriedengegeben hätte. Es hatte einer Menge Verhandlungen bedurft – Finian konnte äußerst eigensinnig sein, eine Eigenschaft, die ihm zweifellos bei der Herkulesaufgabe, Brookfield zu kreieren, geholfen hatte.
    Er löste sich aus meinem Arm und setzte sein Glas auf einem Gartenstuhl ab. Dann fasste er mich an den Schultern und

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