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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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so gut über Ägypten Bescheid wisse, erklärte Isabelle, sie sei die Reinkarnation eines ägyptischen Arztes. Und Gudrun sei ein Apotheker in ihren Diensten gewesen.«
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Ich weiß. Im Nachhinein klingt es lustig, aber damals … Doch genug davon – ich glaube, was Sie angeht, darf man gratulieren.« Er bezog sich auf meine Verlobung mit Finian zu Ostern.
    »Danke, Malcolm.«
    »Ähm – es hat sich ja schon eine Weile angebahnt, soviel ich weiß.« Malcolm wollte nicht den Eindruck erwecken, als stecke er seine Nase in fremde Angelegenheiten, aber er konnte seine Neugier nur schwer verbergen.
    »Wir standen uns seit meinen letzten Schuljahren nahe. Finian war mein Geschichtslehrer, und er ermunterte mich, Archäologie zu studieren. Als ich aufs College ging, beendete er seine Lehrerlaufbahn, um sich ganz Brookfield zu widmen. Nach meinem Abschluss gingen wir getrennte Wege, aber in den letzten Jahren kamen wir wieder zusammen. Nur dass wir beide bisher zu beschäftigt waren, um an eine Ehe zu denken.«
    Malcolm lächelte und nahm den Blick in sich auf – die große Rasenfläche, den tiefblauen Himmel als Hintergrund für die Reihen der Sträucher und Bäume, die von den Strahlen der Abendsonne beschienen wurden. »Ein eindrucksvoller Ort«, sagte er. »Werden Sie hier leben, wenn Sie verheiratet sind?«
    »Ich nehme es an«, erwiderte ich. Ich hörte Finian zurückkommen. »Aber das wird noch nicht so schnell der Fall sein.«
    Finian kam mit einer Schüssel grünem Salat und einer Pfeffermühle. »Dann wollen wir mal sehen, was unter diesen Hauben lauert«, sagte er und setzte sich.
    Malcolm und ich lüfteten die Abdeckungen von unseren Tellern und fanden gebratene Lachssteaks vor, mit zerstoßenen und gebutterten neuen Kartoffeln. Finian teilte den Salat aus.
    Das Essen entlockte uns allen anerkennendes Gemurmel, sobald wir angefangen hatten.
    »Finian sagte, Sie haben heute einen ungewöhnlichen Fund gemacht«, begann Malcolm.
    »Ja, eine mittelalterliche Muttergottesstatue mit Kind, in einem Bleisarg, ausgerechnet.«
    »Wie merkwürdig.«
    »Auf den ersten Blick hielt ich es für einen perfekt konservierten Leichnam.«
    »Wäre nicht überraschend. Dicht verschlossene Bleisärge schaffen sauerstofffreie Bedingungen, die Kadaver erstaunlich gut konservieren können. Haben Sie je von dem St.-Bees-Mann gehört?«
    Ich hatte von ihm gehört. Wahrscheinlich war ich aus diesem Grund bereit gewesen zu glauben, dass es sich bei der lebensähnlichen Insassin des Bleisargs auf dem Friedhof um eine Leiche handelte.
    »Nein, erzählen Sie«, sagte Finian.
    »St. Bees ist ein Ort in der englischen Grafschaft Cumbria. Dort fand man in den Achtzigern diesen Mann bei Ausgrabungen in einer Benediktinerabtei. Er war in etwas gewickelt, was man als ein Totenhemd aus Blei bezeichnen könnte, und dazu kurioserweise noch in Bienenwachstuch – passend zum Namen der Stadt. Als man ihn entdeckte, stellte man fest, dass er trotz seiner sechshundert Jahre unter der Erde perfekt erhalten war. Seine Gewebe waren sogar noch rosarot, einschließlich der Leber, wie sich zeigte, als man sie sezierte.«
    Ich sah zu Finian hinüber, der gerade eine Gabel voll Lachs zum Mund führte. Er betrachtete ihn einen Moment und setzte ihn in gespieltem Ekel wieder auf dem Teller ab. Zwar war keiner von uns zimperlich, aber es war wohl kaum ein ideales Thema beim Essen.
    »Außerdem fand sich eine Flüssigkeit in der Brusthöhle, die ...«
    »Und wer glaubst du ...«, warf Finian ein. Er ließ es wie ein Versehen wirken, und Malcolm überließ ihm mit einer Handbewegung den Vortritt. »Entschuldigen Sie, Malcolm. Ich wollte Illaun gerade fragen, ob sie eine Ahnung hat, wer neben dieser Statue beerdigt wurde.«
    »Noch nicht. Aber die Bestattung in einem Bleisarg im Mittelalter lässt darauf schließen, dass es sich um eine hochstehende Persönlichkeit handelte, oder zumindest um jemanden, der es sich leisten konnte. Es könnte ein Kleriker, ein Adliger oder vielleicht ein reicher Kaufmann gewesen sein.«
    »Jetzt komme ich nicht ganz mit«, sagte Malcolm und blinzelte uns abwechselnd an. »Sie meinen, in dem Sarg befand sich auch noch eine Leiche?«
    »Tut mir leid, Malcolm, das habe ich vergessen zu erwähnen«, sagte ich. »Wir haben zwei Särge nebeneinander in einer kleinen Gruft gefunden, die später eingestürzt ist.«
    »Und was war in dem anderen?«
    »Ich glaube, man nennt es Leichensuppe. Dazu ein

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