Die Pestglocke
Taschenlampe bewaffnet, stieg ich aus und erschrak kurz, als das Haustürlicht automatisch anging.
Ich sah mich um. Die Tür war geschlossen. Ein Windhauch kam vom Fluss herauf und brachte einen vertrauten Geruch mit. Dann bemerkte ich Bewegung an einem der Fenster. Ein Vorhang hob sich in der Brise. Sie mussten eingebrochen sein. Und ich hatte den Alarm nicht aktiviert, ehe ich wegfuhr.
Ich näherte mich dem Fenster. Es war offen, nicht eingeschlagen. Ich war wohl abgelenkt gewesen, weil ich meine Sandalen gefunden hatte.
Der Geruch war nun viel stärker. Es war der stechende Geruch von Benzin.
Ich ging vom Fenster zum Haupteingang, den meine Mutter normalerweise benutzte, und ließ mich ein. Von dort schlich ich ins Wohnzimmer und schaltete das Licht an. Das Benzin war durch das offene Fenster geschüttet worden und hatte sich über den gesamten polierten Holzboden ausgebreitet.
Dann fiel mir ein Lichtschein ins Auge, jenseits der Terrasse, auf der Rückseite des Hauses. Da draußen brannte etwas. Etwas, das von einem Baum hing.
Mir war flau, als ich die Terrassentür zur Seite zog. Wo war Boo? Ich packte eine Gabel aus einem Blumenbeet und näherte mich dem Apfelbaum, wo eine Feuerkugel an einem der Äste hing.
Ich hielt die Gabel vor mich gestreckt. Der Wind fachte die Flammen an und ließ Funken in den Baum fliegen. Der brennende Gegenstand sah aus wie ein Halloween-Kürbis, mit offenem Mund, aus dem orangefarbene Flammen loderten.
Ich stieß mit der Gabel daran, und das Ding fiel sofort auf den Boden, überschlug sich ein paar Mal und wäre mir auf die nackten Zehen gerollt, wenn ich es nicht mit der Gabel in Schach gehalten hätte. Ich bin mir sicher, ich habe gestöhnt, als ich da stand und den rauchenden Schrecken von mir fern hielt, wissen wollte, was es war, aber mich nicht traute, es zu untersuchen. Ich blickte nach oben und sah ein Stück Seil, an dem noch immer eine kleine Feuerzunge leckte.
Und da begriff ich. Ich lachte und weinte zugleich. Sie hatten einen kürbisförmigen, geflochtenen Nistkasten angezündet. Ich hatte ihn ursprünglich näher am Stamm des Baums platziert, in der Hoffnung, brütende Zaunkönige anzulocken, hatte ihn aber wegen Boos akrobatischer, wenn auch erfolgloser Versuche, die darauf sitzenden Vögel zu fangen, weiter nach außen schieben müssen. Natürlich kamen keine Zaunkönige zum Nisten.
Wo war der verdammte Kater überhaupt?
Ich ging ins Haus zurück und rief Sergeant Doyle an. Er sagte, er würde die Feuerwehr vorbeischicken und eine Beschreibung des Autos herumgehen lassen. »Wenigstens wissen wir, dass er die Stadt nicht verlassen kann«, sagte er, in der Absicht, mir Mut zu machen. Aber der Gedanke beruhigte mich überhaupt nicht. »Und sobald ich einen Beamten entbehren kann, schicke ich jemanden vorbei, der sich beim Haus umsieht.«
»Soll ich so lange wach bleiben?«
»So, wie die Dinge stehen, wird es erst im Lauf des Tages so weit sein«, antwortete er. »An Ihrer Stelle würde ich ein bisschen schlafen.«
Während ich in der Terrassentür stand, unschlüssig, ob ich sie schließen oder offen lassen sollte, damit die Benzindämpfe abziehen konnten, spürte ich etwas sachte an meine nackte Wade stoßen. Boo! Mit senkrecht erhobenem Schweif strich er schnurrend um mich herum. »Wo warst du?«, fragte ich, ging in die Hocke und streichelte ihm den grauen Kopf mit der weißen Krause.
Wie üblich fasste Boo die Frage als rein rhetorisch auf und antwortete nicht.
21. Kapitel
W issen Sie schon, um welche Krankheit es sich handelt?«, fragte der Moderator.
»Nein. Wir konnten sie noch nicht identifizieren, aber wir hoffen, diese Information eher früher als später zu erhalten.« Oliver Patton, Sprecher des Gesundheitsministeriums, hatte soeben erklärt, dass es im Lichte der bei SARS und anderen Epidemien der letzten Jahre gemachten Erfahrungen darauf ankam, rasch und entschlossen zu handeln, wenn man eine ansteckende Krankheit eindämmen wollte.
»Es gibt Berichte, wonach sie sich zu infiziertem Material aus einem Sarg in einem Pestfriedhof zurückverfolgen lässt, das bei einer archäologischen Grabung aufgetreten ist. Trifft das zu?«
»Das ist eine der möglichen Quellen, die wir untersuchen, ja. Aber ich kann der Öffentlichkeit zweifelsfrei versichern, dass es nicht die Beulenpest ist.«
»Der Schwarze Tod ist also nicht in Castleboyne ausgebrochen?«
»Nein, und niemand braucht irgendwelche Befürchtungen dieser Art zu haben.«
Ich war im
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