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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Groot getrunken hatte, hielt es dann aber für besser, nichts davon zu sagen.
    Mein Handy läutete in der Tasche, die neben Finian stand. »Gehst du mal eben ran?«, fragte ich.
    Finian wühlte in der Tasche und fand das Gerät. »Illauns Telefon«, sagte er. Dann legte er die Stirn in Falten und gab es mir.
    Es war Peter Groot, der aus dem St. Loman anrief. Es war, als hätte ich ihn mit meinen bloßen Gedanken heraufbeschworen. »Netter Abend für eine Grillparty«, sagte er. »Matt hat mir erzählt, dass Finian eine veranstaltet. Er hat mir außerdem erzählt, was Ihnen heute zugestoßen ist. Sind Sie in Ordnung?«
    »Ich bin ein bisschen steif und seltsam verfärbt, aber ansonsten geht es mir gut. Warten Sie einen Moment .« Ich entschuldigte mich und stand vom Tisch auf. Ich hielt es für besser, außer Hörweite zu gehen. »Wir mussten die Grillparty absagen«, erklärte ich, als ich aus der Küche in den schwach beleuchteten Flur trat.
    »Ich hätte ohnehin nicht kommen können.« Gal lagher hatte ihn offenbar aufgefordert mitzukommen; ich hatte aus Rücksicht auf Finian keine Einladung ausgesprochen. »Nachdem niemand ins St. Loman gebracht werden kann, habe ich grünes Licht für eine Autopsie an dem Jungen bekommen, der sich angesteckt hat. Es ist definitiv die gleiche Sache. Die Spuren sind sogar noch deutlicher, da sie nicht von anderen Krankheiten überlagert werden. Ich habe auch eine Eintrittsstelle identifiziert -ein Schnitt in einem Finger des Jungen.«
    »Und was ist mit der Quarantäne? Ist sie notwendig?« Ein Blitz erleuchtete den Halbmond des Oberlichts über der Eingangstür. Ich stieg die Treppe bis zum ersten Absatz hinauf.
    »Ich habe über Ausbrüche von Melioidosis in letzter Zeit nachgelesen. Sie scheint sich weltweit über jene Gebiete hinaus auszubreiten, in denen sie einst heimisch war, und wissen Sie was? Ausbrüche stehen häufig in Zusammenhang mit heftigem Regen. Wenn der Erreger im Boden ist, bringt ihn der Regen an die Oberfläche.«
    Ich stand an einem Panoramafenster auf dem Treppenabsatz und blickte nach draußen. Dampf, der von der warmen Erde aufstieg und sich mit dem Regen mischte, ließ die Farben im Garten verschwimmen, wie Wasserfarben, die auf feuchtes Papier geschmiert werden.
    »Und glauben Sie, es könnte zu einer Epidemie werden?«
    »Ich weiß es nicht.« Er kicherte. »Aber ich werde sicher nicht als der Typ in die Geschichte eingehen, der vorschlug, dass wir den Weltuntergangs bazillus entfesseln. Jedenfalls muss ich jetzt Schluss machen. Ich habe noch einen Bericht zu schreiben.« Atmosphärische Störungen knisterten in der Leitung. »Huh – ich komme mir vor wie Dr. Frankenstein, wenn das Gewitter über seinem Kopf tobt. Dabei fällt mir ein – die Analyse dieser Sargflüssigkeit ist endlich da. Sie haben keinen Hinweis auf Yersinia oder irgendeinen anderen Erreger gefunden, weder in der Flüssigkeit noch in den Bodenproben. Dieser Krankheitsausbruch wurde nicht durch das verschüttete Zeug auf dem Friedhof ausgelöst.«
    »Mensch, Peter, das ist die erste gute Nachricht seit Tagen.« Ich fühlte, wie eine zentnerschwere Last von mir abfiel.
    »Freut mich, der Überbringer zu sein. Und es war gemein von mir, bis ganz zum Schluss damit zu warten. Für mich hat es den Nachteil, dass ich woanders nach der Quelle der Infektion Ausschau halten muss. Dazu gehört herauszufinden, was die beiden Opfer gemeinsam hatten, außer dass sie mit der verschütteten Flüssigkeit in Berührung kamen.«
    »Sie sagten, Stephen habe einen Schnitt am Finger gehabt. Seine Freunde haben erzählt, sie hätten auf dem Friedhof mit einem großen Messer gespielt – einem imaginären, wohlgemerkt, aber einer von ihnen, ein Junge namens Aje Ngozi, soll zu Hause ein richtiges Messer haben.«
    »Er ist Afrikaner, wenn ich recht verstehe?«
    »Ja.«
    »Hm … interessant. Aber jetzt muss ich weitermachen.«
    Ich verabschiedete mich von Groot und ging ins Bad. Im Spiegel sah ich, dass die bunt gefärbte Schwellung an meinem Hals bis zum Ohr hinaufgekrochen war; es sah aus wie das Werk eines psychotischen Tätowierers. Und um es richtig sehen zu können, musste ich mich seitlich stellen. Mein Hals war inzwischen beinahe unbeweglich.
    Auf dem Weg nach unten wehte mir der warme Duft von Pizza entgegen, ein willkommener Kontrast zu der feuchten Luft, die es allmählich kühl werden ließ im Haus. Alle drei waren auf den Beinen, Fran schnitt die Pizza auf, Gallagher verteilte Salat in Schalen,

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