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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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auf die Wange. Es erinnerte mich daran, wie mein Vater zur Arbeit ging und meiner Mutter dafür dankte, dass sie ihm bei seinem Text geholfen hatte. Ein komisches Gefühl überkam mich, und ich beschloss, mir lieber nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen.

27. Kapitel
    D iesmal säumte kein Tausendfüßler aus Autos die Anfahrt zum St. Loman, stattdessen sah es aus, als würden Ameisen um ein längliches Stück Kaugummi wimmeln. Als ich näher kam, löste sich dieses verwirrende Bild zu einer hässlichen Szene auf: Eine wütende Menge umringte einen Krankenwagen und ließ ihn nicht passieren.
    Ich fuhr in eine Seitenstraße und parkte den Wagen. Was tun? Es gab wahrscheinlich noch einen anderen Weg ins Krankenhaus, aber der würde verschlossen sein, oder ebenfalls belagert. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, sperrte den Freelander ab und marschierte in Richtung Eingang.
    Der Mob hatte einen Sprechgesang angestimmt -»Raus! Raus! Raus!« – und schaukelte die Ambulanz hin und her. Plötzlich zerstreute sich die Menge, und einige Leute kamen in meine Richtung. Ich ging hinter einem geparkten Wagen in Deckung, mehrere junge Männer flohen an mir vorbei. Ihnen folgte ein Polizist mit Sturmhelm, Schild und gezücktem Schlagstock. Er unterbrach seine Jagd genau vor dem geparkten Wagen, drehte sich um und sah mich. Mit erhobenem Stab kam er näher. Instinktiv ging ich in die Hocke, und bemerkte jetzt erst, dass die Fenster des Wagens eingeschlagen waren.
    »Nicht! Ich versuche nur, ins Krankenhaus zu kommen.«
    Der Polizist klappte sein Visier hoch. »Das versuchen diese Scheißtypen auch alle«, sagte er. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Es war derselbe Beamte, der am Montagabend die Straßensperre aufgebaut hatte. »Was ist mit Ihnen passiert?« Er blickte auf meinen Hals.
    »Das ist nicht der Grund, warum ich ins Krankenhaus gehe«, sagte ich. »Ich habe eine Besprechung mit Detective Inspector Gallagher.«
    »Gut. Kommen Sie mit.« Er packte mich am Oberarm und zog mich mit sich. Die Straße war mit Steinen, zerbrochenen Ziegeln, Bierdosen und zersplitterten Flaschen übersät. Ein Stück vor uns war das Tor aufgegangen, um den Krankenwagen durchzulassen. Eine Kette aus gerade mal fünf oder sechs Polizisten stand mit dem Rücken zu ihm.
    Die Randalierer formierten sich neu und strömten auf die Beamten zu. Sie stimmten einen weiteren Sprechgesang an.
    »Ausländer raus! Schwarze raus! Schmarotzer raus! Irland den Iren!«
    Der Sanitätswagen beschleunigte durch das Tor. Die Menge rannte auf die Polizisten zu, während mein Beamter mich zum Eingang zog und einem Wachmann des Krankenhauses zurief, mich einzulassen. Er ließ mich los, und ich dankte ihm. Dann machte er kehrt, um sich seinen Kollegen anzuschließen, aber ehe er sein Visier herunterklappen konnte, traf ihn eine volle Bierdose ins Gesicht.
    Er taumelte rückwärts, aus einer Platzwunde auf seiner Wange tropfte Blut auf den Boden. Ich lief hin, um ihm beizustehen, aber er scheuchte mich fort. »Gehen Sie, schnell!«, rief er. Er sank auf die Knie, ließ seinen Schild fallen und begann, den Helm abzunehmen.
    Das elektrisch gesteuerte Tor war gerade so weit offen gehalten worden, dass ich mich durchquetschen konnte. Ein Mann im gestreiften Trainingsanzug und weißen Turnschuhen tauchte plötzlich vor mir auf und schwang einen Hockeyschläger. Seine Augen waren glasig und blutunterlaufen, sein Gesicht eine weiße Fratze der Wut. Ich versuchte, an ihm vorbeizulaufen, aber er ging in die Hocke, um mir mit dem Schläger den Weg zu versperren. Wir erkannten einander. Es war Kevin Bolton. Er fletschte hasserfüllt die Zähne, dann hob er den Hockeyschläger wie eine Axt und ging auf mich los.
    Ich hob die Hände schützend über den Kopf und drehte mich von ihm weg. Im nächsten Moment huschten ein Paar Beine an mir vorbei, und ich hörte den Hockeyschläger auf einen Schutzschild treffen. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie jemand mit dem Schild des verletzten Polizisten Bolton gegen die Wand rammte. »Kommen Sie«, rief der Mann, warf den Schild fort und trieb mich zum Tor, wo er Wache stand, bis ich mich durch die enge Öffnung gezwängt hatte, ehe er selbst hindurchschlüpfte.
    Sobald wir im Krankenhausgelände waren, beugte sich mein Retter vor und stützte die Hände auf die Knie, um Luft zu holen. Ich erkannte den Schopf blonden Haares. Es war Peter Groot.
    Das Tor schloss sich. Ich atmete ein paarmal tief durch.
    Der Wachmann kam aus seinem

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