Die Pestglocke
Häuschen. »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte«, sagte er, »aber meine Aufgabe ist es, das Tor zu kontrollieren.« Er überflog die Szene vor dem Eingang. »Himmel, ein paar von denen sind richtige Tiere.«
»Wir dachten, es wäre vorbei«, sagte Groot, der sich wieder aufgerichtet hatte. »Aber als dieser Krankenwagen eintraf, hörten wir von der Cafeteria aus den neuen Aufruhr. Ich sagte, ich schaue mal runter, falls Sie gerade rein wollen.«
»Was ist zuvor passiert?«
»Nachdem dieser Schwarze vor ein paar Stunden eingeliefert wurde, weil er Blut gehustet hat, tauchte die Menge am Eingang auf«, sagte der Wachmann. »Sie verlangten, dass er aus dem Krankenhaus geworfen und abgeschoben würde. Ein bärtiger Arzt, Ausländer, kam herunter und wollte die Leute dazu überreden, dass sie nach Hause gingen. Sie wurden fuchsteufelswild, beschimpften ihn wüst und schrien, er solle das Land verlassen. Dann warf jemand eine Flasche. Der Doktor musste ins Gebäude fliehen, aber ich konnte das Tor gerade noch rechtzeitig schließen. Dann beruhigte sich alles eine Zeit lang, bis dieser Sanka eintraf – mit einer Frau, die in den Wehen lag, Herrgott noch mal. Sie zwangen den Fahrer, ihnen ihre Nationalität zu sagen. Ich glaube, sie ist Polin …«
»Vorsicht!« Groot zog mich weiter ins Krankenhausgelände hinein, als ein Hagel aus Steinen und Flaschen über das Tor flog.
Der Wachmann schlüpfte rasch in sein Häuschen.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte Groot, als wir in Richtung Cafeteria gingen.
»Ich dachte schon, Sie würden Dr. Frankenstein ähnlicher, als Sie glauben, so wie Sie sich hier drin verkriechen.«
»Eigentlich bin ich mehr wie das Monster. Ich habe mich Montagabend nicht sehr ehrbar Ihnen gegenüber benommen, deshalb dachte ich, ich halte mich am besten eine Weile still.«
»Die meisten Leute sympathisieren mit dem Monster.«
»Das würden sie nicht tun, wenn sie wüssten, was es wirklich im Sinn hat.«
»Ach ja?«
»Sehen Sie, jetzt fange ich schon wieder an.«
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. »Sie sollten mehr rausgehen«, sagte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Und danke, dass Sie mich gerettet haben.«
Groot und Gallagher saßen nicht wirklich in der Cafeteria, sondern hatten sich einen Tisch ins Freie gestellt, um ihren Kaffee in der Sonne zu trinken, die an diesem wechselhaften Tag gerade die Oberhand gewonnen hatte.
»Sieht aus, als würdet ihr beide eine Pause machen«, sagte ich und nahm auf einem Plastikstuhl Platz, den sie mir mit hinausgeschleift hatten.
»Also, der Mann hier hat sich bestimmt eine verdient«, sagte Gallagher und neigte den Kopf in Richtung Groot. »Soweit ich feststellen kann, hat er in den letzten zwei Tagen eine Stunde geschlafen. Aber ich kann mich auch täuschen, vielleicht waren es zwei. Und was mich angeht – ich hasse Krankenhäuser.«
»Kaffee? Tee?«, fragte mich Groot.
»Nur ein stilles Wasser, bitte.«
Groot ging hinein.
»Die ganze Situation hier hat sich ziemlich scheußlich entwickelt«, sagte ich und beschrieb mein Erlebnis, einschließlich des verletzten jungen Polizisten und Groots rechtzeitiges Eingreifen.
»Scheiße. Tut mir leid, dass Sie das mitmachen mussten, Illaun. Das ist alles nur auf verantwortungslosen Journalismus zurückzuführen.«
»Sie meinen, auf Darren Byrne.«
»Ja – dieser Scheißtyp.«
»Und Dr. Abdulmalik musste das Krankenhaus verlassen?«
»Na, ja, er musste nicht. Aber es ist in gewisser Weise verständlich. Eine halbe Stunde, nachdem er versucht hatte, mit dem Pöbel zu diskutieren, flog bei ihm daheim ein Ziegelstein durch ein Fenster. Seine Frau und die kleinen Kinder waren im Haus. Er versucht wohl, irgendwie nach Hause zu kommen.«
»Wo wohnt er?«
»Draußen, an der Straße nach Navan. Außerhalb der Quarantänezone. Seit die Stadt abgeriegelt wurde, hat er bei Dr. Gavin geschlafen. Ich vermute, sie hilft ihm, an der Sperre vorbeizukommen, denn sie ist ebenfalls nicht hier, verdammt noch mal, und ich wollte die beiden eigentlich bei dieser Besprechung dabeihaben.«
»Ich wünsche den beiden viel Glück, ehrlich gesagt. Der Mann sollte jetzt bei seiner Familie sein, vor allem, wenn sich außerhalb der Stadt auch Chaoten herumtreiben.«
Gallagher erwiderte nichts.
»Und was hat sich gestern Abend noch getan?«
»Bei der Ermittlung?«
»Sie wissen, was ich meine.«
Gallagher verlagerte seine massige Gestalt auf dem Stuhl,
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