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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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seine Verärgerung fast körperlich spüren konnte. Wie sie alle sprangen und eilten, wenn er bei ihnen am Feuer erschien! Stets schien er es besonders wichtig zu haben, zog sich mit Christian und Ruch in einen der alten Schuppen zurück, wo sie lange miteinander konferierten, bis er schließlich mit geschwellter Brust wieder abzog. Mochte der reiche Handelsherr sich bei der Bande als der aufspielen, der das Sagen hatte – hier, in Belas Hurenkammer, war er es, der den Ton angab.
    Sich lustvoll in ihr zu bewegen ließ die Schrecknisse der Vergangenheit zusammenschrumpfen, als könnte er alles, was ihm widerfahren war, in ein Kästchen legen, es verschließen und anschließend auf dem Grund des Rheins versenken. Obwohl er schon mit einigen Mädchen und Frauen das Lager geteilt hatte, war diese junge Hure für ihn wie eine Offenbarung: unersättlich und launisch, kindlich und herrlich verdorben in einem.
    Er spürte ihre Lippen auf seiner Haut, ihre freche kleine Zunge, die über seinen nackten Bauch glitt, während ihre Hände die alten Blessuren auf seiner Brust streichelten, als seien sie eine Auszeichnung für größte Tapferkeit. Bela konnte einem Mann Freuden schenken, die er niemals vergaß – und natürlich reagierte sein Körper prompt, wie sie es erwartet hatte.
    » Du machst mich noch arm«, murmelte er, während sie immer tiefer glitt. » Arm und wahnsinnig in einem.«
    » Genau das habe ich vor«, gurrte sie. » Wieso bleibst du nicht über Nacht? Bin ich dir das vielleicht nicht wert?«
    Er lachte, schob sie weg, um sich kurz darauf abermals auf sie zu stürzen.
    Ihre Handflächen, die er küsste, waren weich und warm. Er berührte ihre Brüste, sog deren Duft ein und den leicht salzigen Geruch ihrer feuchten Haut. Als er in sie drang, wurde ihr Gesicht weich, und sie begann zu stöhnen. Seine Stöße wurden härter und schneller, bis er plötzlich das Gefühl hatte, sich in ihr aufzulösen.
    Dann war es auf einmal, als streife ihn ein Blitz. Schmale, ernste Mädchenzüge erschienen vor ihm. Graue Augen, die ihn prüfend musterten. Manchmal schienen sie kurz davor zu lächeln, wenn seine Stimme ertönte. Sein Ehrgeiz, sie dazu zu bringen, war geweckt. Nele – wenn sie jetzt sehen könnte, was er hier gerade trieb!
    Plötzlich roch er den Schweiß und die Säfte derer, die sich vor ihm hier mit Bela gewälzt hatten. Seine Lust war erloschen. Jäh zog er sich aus ihr zurück.
    » Was ist?«, fragte sie, stellte das Bein auf, gab den Blick auf ihr Schatzkästlein frei und versuchte ihn abermals damit zu erregen. » Heute schon müde? Soll ich dich wieder munter machen?«
    » Besser nicht. Ich muss zurück.« Er angelte nach seiner Bruche. » Fällt schon auf, dass ich mich ständig in die Stadt schleiche.«
    » Du kommst ohnehin nicht meinetwegen, das weiß ich ganz genau.« Sie schob die Unterlippe vor wie ein enttäuschtes Kind. » Ich bin nichts als ein Vorwand.«
    » Was du nicht alles weißt!« Er klang plötzlich zurückhaltend.
    » Ich lasse dich aber erst gehen, wenn ich endlich deinen Namen weiß«, sagte Bela schmollend, erhob sich vom Bett und hüllte sich in ein dünnes blaues Tuch, das sie eng um ihren aufreizenden Körper zog. » Und zwar deinen richtigen. › Krähe‹ kann ich dich ja wohl kaum nennen, wenn ich in deinen Armen liege.«
    » Hab ich dir nicht angeboten, dass du dir einen beliebigen aussuchen kannst?«, sagte er, während er seine Münzen auf den kleinen Tisch zählte und nach kurzem Zögern zwei weitere dazulegte. » Will, Hans, Franz, Kuno, alles, was du nur willst. Komm schon, Bela! Du bist doch sonst nicht so schüchtern – triff deine Wahl!«
    » Jetzt machst du dich über mich lustig. Ich hasse dich!«
    Sie trat nach ihm, spielerisch zunächst, dann aber fester. Er packte ihre Hände und hielt sie gefangen wie in einem Schraubstock, sodass sie keine Bewegung mehr machen konnte.
    » Tu das niemals wieder!« In seinen Augen zuckte plötzlich eine gefährliche Wut auf. » Niemand tritt nach mir, auch du nicht, verstanden?«
    Er ließ sie so abrupt los, dass sie beinahe hinfiel.
    » Wie seltsam du heute bist«, versuchte sie den scherzhaften Ton von vorhin wieder aufzunehmen. Doch sein starrer Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes. » Dann geh doch, du … Krähe! Ich werde mich auch ohne dich nicht langweilen.«
    Bela lief hinaus in die Stube, wo eine üppige Frau mit scheckigem Haar gerade ihre Schätze präsentierte. Die anderen Hübschlerinnen umrundeten neugierig den

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