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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gestehen?«
    » Ich bin unschuldig«, sagte Johanna. » Das Handwerk hat meinen Mann getötet – nicht ich!«
    » Ganz wie Ihr wollt.«
    Der Grewe stellte den Topf zurück auf den Tisch.
    » Helft ihr auf!«, befahl er seinem Schreiber, der dieser Aufforderung eiligst nachkam. » Ich bin fertig mit ihr.«
    Johannas Rücken schmerzte, als sie wieder auf die Füße kam, aber sie verzog keine Miene.
    » Holt Meister Hans herein!«, fuhr der Grewe fort. » Er soll sie in die Fragstatt bringen.«
    » Ihr wollt mich foltern lassen?«, rief Johanna. » Aber das dürft Ihr nicht – ich bin unschuldig – unschuldig!«
    » Ich bin kaum je zuvor einem Weib begegnet, das diese Prozedur mehr verdient hätte.«
    Der Graf klang abschließend, während ein großer Mann hereinkam. Sein Wams war auf der einen Seite rot, auf der anderen grün. Nagelbeschlagene Stiefel dröhnten auf dem Boden.
    » Jetzt gehört sie Euch, Scharfrichter«, sagte Bornweg. » Bringt sie zum Geständnis! Unsere Geduld geht zu Ende.«
    Johanna rang nach Atem, als sie kurz darauf, ohne dass sie das Gebäude verlassen hatten, in einen niedrigen Raum mit grobem Mauerwerk gestoßen wurde. Was sie hier zu sehen bekam, hätte sie nicht einmal in den schlimmsten Albträumen erwartet.
    Die Stimme des Scharfrichters klang gleichgültig, als hätte er seine Worte schon viel zu oft heruntergeleiert.
    » Die Streckbank«, hörte sie ihn sagen, während sie auf ein merkwürdiges Holzgestell starrte, von dem seitlich dicke Stricke herunterbaumelten. » Manchmal auch von unten zusätzlich mit Feuer betrieben. Ein Handhebelrad dehnt die Gelenke und bringt die Knochen zum Herausspringen.«
    Er streckte die Hand aus. Johannas entsetzte Blicke folgten ihm.
    » Spanischer Stiefel. Wird um Schienbein und Wade gelegt und dann zusammengedreht. Führt zu Knochenbrüchen und Quetschungen.«
    Aus einem Eimer auf dem Boden drang mörderischer Gestank.
    » Der Trunk für Giftmischerinnen. Wer das zu saufen bekommt, lebt keine zwei Tage mehr.«
    Sie wandte sich ab, aber nicht schnell genug. Allein der Gestank schien ihr die Schleimhäute zu zersetzen.
    Der Scharfrichter wies weiter auf einen wurmzerfressenen Holztisch.
    » Daumenstock. Finger werden in eine Zwinge gespannt und durch Gewinde miteinander verbundene Backen zusammengezogen. Die Folgen sind Frakturen und bleibende Schäden.«
    Johannas Finger schoben sich unwillkürlich ineinander.
    Verschone mich, gütiger Gott!, betete sie stumm. Bitte lass mich entkommen!
    Dann entdeckte sie das nächste Instrument des Schreckens auf einem Holzklotz.
    » Spreizbirne«, erklärte der Scharfrichter. » Führt zu Kiefersperre, wenn man sie im Mund anwendet. Die Zähne brechen, irgendwann auch der ganze Kiefer. Schreien kann man trotzdem noch, und das tun sie alle hier. Das Resultat habt Ihr bei Lenne Wagner gesehen …«
    Bittend streckte Johanna ihm die gefalteten Hände entgegen.
    » Ich bin unschuldig«, rief sie. » Ich kann nicht gestehen, selbst wenn ich wollte, weil es nichts zu gestehen gibt!«
    » Das behaupten sie alle«, erwiderte Meister Hans ungerührt. » Ich muss Euch jetzt mit dem Folterhemd bekleiden. Zieht Euch aus! Und löst das Band von Eurem Hals!«
    Der Schrecken, der bei diesen Worten in sie fuhr, war eisig wie der Kuss des Teufels. Wenn er die Male sah, die sie seit Jahren verbarg, war sie erst recht verloren!
    Unwillkürlich flogen ihre Hände zum Hals.
    » Das ist ganz und gar unmöglich!«, rief sie. » Ich kann das Band nicht abnehmen.«
    » Dann werde ich es tun.« Er kam auf sie zu.
    » Nein – das dürft Ihr nicht!« Johanna riss die Augen schreckensweit auf. » Ein Gelübde! Ich habe ein heiliges Gelübde geleistet, es bis zu meinem Tod zu tragen.«
    Er schien zu überlegen, dann nickte er knapp.
    » Meinethalben. Auf diese paar Tage soll es mir nicht ankommen. Und jetzt runter mit dem Kleid!«
    Zitternd gehorchte sie, stieg aus Kleid und Hemd und bemühte sich, seine ungenierten Blicke zu übersehen. Ganz allein mit ihm in dieser Schreckenskammer, ihm hilflos ausgeliefert. Was, wenn er sich an ihr verging? Selbst wenn sie sich die Seele aus dem Leib schrie – niemand würde sie hier hören.
    Das Folterhemd, das er ihr grob über den Kopf stülpte, bestand aus rauem Sackleinen und reichte gerade bis zu ihren Knien. Am Saum entdeckte sie ein Nest bräunlicher Flecken.
    Eingetrocknetes Blut? Wem vor ihr mochten sie es gewaltsam vom Leib gezerrt haben?
    » Seid Ihr endlich so weit?«, drängte der

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