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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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drückende Hitze wie ein Gewicht auf sie. Sie hatte gehofft, dass ihr beim Gehen andere Gedanken kommen würden, aber leider war es ganz und gar nicht so. Mit jedem Schritt kam Ludwig ihr in den Sinn, sein Lachen, die Art, wie er den Becher an den Mund setzte und voller Lust trank. Seine helle, freundliche Stimme, die so gut zu locken und zu schmeicheln wusste.
    Wie hatte sie nur so töricht sein können zu glauben, alles würde auf ewig weitergehen! Sie wusste doch, dass ihr Geliebter von eigenen Kindern träumte, einem neuen Erben, dem er eines Tages alles übergeben könnte, was er mühsam aufgebaut hatte. Immer wieder hatte er die Sprache darauf gebracht, wenn sie liebessatt nebeneinander geruht hatten.
    » Wunderschön bist du«, hatte er gemurmelt und seine Hände auf ihren nackten Bauch legen wollen, was sie wie immer rasch abwehrte. » Von mir aus könnten die Kerzen ruhig brennen bleiben, aber ich spüre auch so, dass du wie gemacht bist zum Lieben und Gebären.«
    » Du hast doch schon einen Sohn«, hatte sie eingewendet. Den schlanken jungen Mann hatte sie einmal im Badehaus gesehen. Allerdings war er wortkarg gewesen und sehr schnell wieder verschwunden.
    » Christian?«, hatte Ludwig heftig entgegnet. » Der ist für mich gestorben!« Mehr war aus Ludwig zu diesem Thema nicht herauszubekommen. » Nein, ich möchte noch einmal ganz von vorn anfangen. Und dieses Mal alles richtig machen. Eine Frau, einen Stall voller Kinder, und am allerliebsten mit dir …«
    » Severin ist doch kaum unter der Erde«, hatte ihre Ausflucht gelautet, der er sich schließlich zähneknirschend beugte. Sie hatte gewusst, dass sie auf Zeit spielte, und doch gehofft, dass Ludwig ihr mehr vertrauen würde – ausgerechnet ihr, die doch ein zähes altes Bündel aus Lügen und Ungesagtem mit sich herumschleppte …
    Johannas Fuß stieß unvermittelt an etwas Lebloses, und sie erstarrte. Außer ihr war niemand auf dem Buttermarkt, wo die Händlerinnen ihre Stände längst geleert hatten, weil ihnen sonst in der Hitze die Ware in fettigen Strömen davongeflossen wäre.
    Dass der Mann tot war, erkannte sie sofort.
    Er trug Lumpen von undefinierbarer Farbe. Nur ein Restchen Rot am verblichenen Wams zeigte, dass dieses einst von guter Qualität gewesen sein musste. Sein flächiges Gesicht war qualvoll verzogen, der Mund wie zu einem letzten Schrei geöffnet. Beide Hände lagen auf den Leisten.
    Johannas Blick flog zu seinem Hals, doch der erschien ihr unversehrt. Aber war da nicht hinter seinem Ohr eine schwärzliche Beule, aus der übler Gestank drang?
    Alles in ihr schrie nach sofortiger Flucht, aber sie zwang sich dazu, den Toten zu umrunden, um mehr erkennen zu können.
    Er hatte tatsächlich eine Wunde hinter dem Ohr, die sich entzündet haben musste, doch das war nicht das, was sie befürchtet hatte – was freilich noch gar nichts zu bedeuten hatte, wie sie sehr wohl wusste. Die, die keinerlei äußere Anzeichen aufwiesen, waren am übelsten dran, das hatte sie bittere Erfahrung gelehrt. Krepiert waren sie neben ihr binnen dreier Tage, glutheiß, wie verzehrt von einem Fieber, gegen das kein Kraut gewachsen war und das alle Organe wie mit einer Feuerzunge fraß.
    Johanna sah sich nach allen Seiten um. Vom Heumarkt her sah sie zwei Männer kommen, die direkt auf sie und den Toten zuhielten, Anlass für sie, ohne noch einmal anzuhalten direkt zur Anlegestelle zu laufen.
    Wenn der Unbekannte tatsächlich an der Seuche gestorben war, würde man ihn vermutlich schnellstens beiseiteschaffen lassen. Der Rat konnte sich nicht leisten, dass ungute Gerüchte die Runde machten und die Menschen der Stadt in Angst und Schrecken versetzten. Der große Fluss glitzerte friedlich im Sonnenschein, und dennoch war es Johanna, als wäre alles um sie herum plötzlich dunkler geworden.
    Was, wenn der Tote nicht der erste war und die Ratsherren längst Bescheid wussten, aber nach außen hin bislang noch Schweigen bewahrten, um Panik zu vermeiden? Und sie ihre Maßnahmen ohne großes Aufsehen bereits in Gang gesetzt hatten?
    Die auffällig dezimierten Katzen kamen ihr in den Sinn. Die Aktivitäten des Hundefängers. Die Invasion der Ratten, sogar in ihrem eigenen Haus, als wollten sie mit aller Macht ihre Verstecke verlassen und das Weite suchen.
    War das Unaussprechliche zurück in Köln?
    Mit einem Seufzer bestieg Johanna den Nachen, in dem bereits ein Mann hockte, der ihr freundlich zunickte. An dem verblichenen gelben Hut, den er in seinen Händen

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