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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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deine Kammer bringen, damit du dich ausruhen kannst?«, fragte sie. » Danach wird es dir besser gehen.«
    Der Kopf mit dem silbernen Knoten bewegte sich unmerklich.
    War das als Zustimmung zu werten? Und selbst wenn nicht, was blieb Johanna anderes übrig, als sie ins Bett zu bringen, wenn sie anschließend hinüber nach Deutz wollte?
    Entschlossen zerrte sie die alte Frau vom Stuhl und war nicht zum ersten Mal darüber erstaunt, wie schwer dieses Bündel aus Haut und Knochen sich doch machen konnte. Wie ein Mehlsack hing Sabeth an ihr, und es kostete Mühe, sie das kurze Stück über den Flur zu schieben. Jahrzehntelang war Sabeths Stube unter dem Dach gewesen, überhitzt im Sommer, feucht und klamm in den Wintermonaten, aber Johanna brachte es schon seit Monaten nicht mehr fertig, sie die steile Stiege hinaufzuhieven.
    Jetzt schlief die alte Dienerin in dem kleinen Zimmer, in dem Severin früher am liebsten gezeichnet hatte, und noch immer glaubte Johanna nach all der Zeit eine zarte Spur seines Geruchs wahrzunehmen. Und noch jemand schien diesen Ort ganz besonders zu mögen: Mieze, die sich auf der dünnen Decke gemütlich zusammengerollt hatte und beim Hereinkommen der beiden Frauen nur schläfrig ein Auge öffnete.
    » Der andere hat dich auch nicht verdient«, murmelte Sabeth, während Johanna ihr aus den Pantinen half und die Katze ans Fußende vertrieb, wo sie sich sogleich abermals einkringelte. » Kein schlechter Kerl und recht ansehnlich dazu, aber schwach, leider viel zu schwach …«
    Sabeth ließ sich nach hinten sinken, schloss die Lider und lag auf einmal da wie tot. Doch schon nach ein paar Momenten klaffte ihr Mund auf, und deftiges Schnarchen ertönte.
    Sie weiß von uns, dachte Johanna, nachdem sie die Tür einen Spalt offen gelassen hatte, damit die Katze ungehindert rauskonnte. Sie muss uns gehört haben – all meine Vorsicht hat nichts genützt. Aber wäre es nicht noch viel gefährlicher gewesen, sich nachts zu ihm in die Badestube zu stehlen?
    Dabei hatte sie sich nichts vorzuwerfen, denn Severin hätte niemals gewollt, dass sie sich lebendig begrub.
    » Du sollst leben, versprich mir das!«, waren seine letzten Worte an sie gewesen. » Nichts wünsche ich mir mehr, als dich glücklich zu wissen.«
    Doch da gab es eben die Nachbarn, vor allem jedoch die Mitglieder seiner Gaffel, die peinlich genau verfolgten, ob sie sich wie eine ehrbare Witwe benahm. Wie leicht es doch war, als Frau ins Gerede zu kommen! Und was dann geschehen konnte, wollte Johanna nicht noch einmal erleben müssen. Allein daran zu denken tat weh. Hennes hatte ihren inneren Frieden empfindlich gestört. Ob er wusste, wie tief er sie getroffen hatte?
    Nichts durfte der Schwager davon erfahren, das beschloss sie in diesem Augenblick.
    Sie liebte Ludwig nicht, aber sie hatte seine Nähe ebenso genossen wie die nächtlichen Umarmungen. Er tat ihr gut, dem Körper ebenso wie ihrer Seele. Und er hatte sie an früher erinnert – an das wenige aus ihrer Vergangenheit, an das sie bisweilen noch gern dachte.
    Ganz unbefangen war sie das erste Mal zu ihm ins Badehaus gekommen, damals, als sie sich den Knöchel so böse gezerrt hatte, dass sie nur noch humpeln konnte. Er wog ihren Fuß prüfend und behutsam zugleich in seinen großen Händen, und plötzlich waren alte Bilder in ihr aufgestiegen.
    » Ihr braucht Arnikaumschläge«, hatte er gesagt und die Augen nicht mehr von ihr lösen können, als sei sie ihm erst jetzt aufgefallen. Die Wärme seines Blicks war in sie geflossen wie ein heilender Strom. Ich lebe, hatte sie überrascht gedacht. Ich kann noch immer begehrt werden und selbst begehren. » Die zuverlässig gewechselt werden sollten. Und Ruhe, damit die Verletzung heilt. Ich denke, ich sollte mich in nächster Zeit um Euch kümmern.«
    Schon halb im Gehen überprüfte Johanna jetzt im kleinen Silberspiegel den Sitz des Halsbandes und tupfte sich ein wenig Rosenessenz hinter die Ohren. Was niemals schaden konnte, nicht einmal bei einem Mönch. Das verschwitzte Kleid hatte sie gegen eines aus hellblauem Leinen mit eng anliegendem Mieder und gebauschten Ärmeln vertauscht, die sie stattlicher wirken ließen. Die Münzen, die sie zum Bezahlen brauchen würde, waren aus der Geldkatze in ihre Rocktasche gewandert. Fast jedes ihrer Gewänder hatte eine solche, ein Umstand, den sie aus alten Zeiten beibehalten hatte.
    Dann nahm sie ihren Korb und verließ das Haus.
    Kaum hatte sie einen Fuß vor die Tür gesetzt, legte sich

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